Ex-Sonnen-Geschäftsführer Philipp Schröder kehrt in Photovoltaik- und Speicherbranche zurück

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„Die Installateure sollen nicht länger Steigbügelhalter der Energiekonzerne sein oder für Tech-Start-ups wie Enpal. Wir wollen die Wertschöpfung von der letzten Meile aus gemeinsam mit unseren Beteiligungen selbst sichern und entwickeln“, sagt Philipp Schröder im Gespräch mit pv magazine. Dafür will der ehemalige Sonnen-Geschäftsführer den „Markt vom Kopf auf die Füße stellen“, wie er sagt und hat das Unternehmen 1Komma5° gegründet. Es gehe darum, die gesamte Wertschöpfungskette am Endkunden abzubilden. „Wir befinden uns im doppelten Sinne in einem Endspiel. Nicht nur ist die Verfügbarkeit von Installationskapazitäten der Flaschenhals, um überhaupt die Klimaziele erreichen zu können, sondern gleichzeitig sehen wir im bislang geschützten Handwerkermarkt aufgrund der Dynamik und Bedeutung der Klimaziele eine Konsolidierung und wachsenden Druck durch immer mehr Anbieter, Konzerne und Start-ups“, so Schröder weiter.

Geplant sei daher, die top ein Prozent der innovativsten Handwerksbetriebe zu selektieren, die regional bereits etabliert und in ihrer Entwicklung fortgeschritten seien, etwa digitalisiert arbeiteten, über einen Vertrieb sowie ein besonders gutes Management verfügten. „Mit den Investorengeldern wollen wir unseren Unternehmern weiteres schnelles, aber vor allem smartes Wachstum ermöglichen, sowie Prozesse zentral optimieren“, sagt der ehemalige Sonnen-Geschäftsführer. Dafür plant das Unternehmen, das am 1. Juli offiziell an den Start geht, 100 Millionen Euro in die spezialisierten Handwerksbetriebe zu investieren. Schröder wird dafür nach drei Jahren bei Capinside zurück in die Photovoltaik- und Speicherbranche kehren und als CEO bei 1Komma5° übernehmen.

Die ersten Gespräche mit rund einem dutzend Handwerksbetrieben bundesweit stünden bereits unmittelbar vor dem Abschluss. Erste Partnerschaften könnten wohl in Kürze verkündet werden. Unter dem Dach der Holding 1Komma5° werden die Mehrheitsbeteiligungen an den Handwerksbetrieben zusammengeführt, wie Schröder weiter erklärt. Dies ermögliche letztendlich, die Prozesse für alle Partner zu verschlanken, Lieferketten zu optimieren und damit weiter Kosten zu senken. Der Gesamtwert der Holding soll nach Schröders Plänen dabei höher liegen als der Wert einer einzelnen Beteiligung. „Alle Gewinne aus den Beteiligungen werden wieder reinvestiert“, sagt er.

Gleichzeitig würden die Unternehmer selbst über den Weg einer Rückbeteiligung unmittelbar an der Holding beteiligt. „Wir glauben daran, dass wir hier mit einigen großartigen Managementteams der Branche eine schlagkräftige Schicksalsgemeinschaft schaffen können, die den Markt nachhaltig und auf einmalige Art und Weise verändern wird“, sagt Schröder mit Blick auf die kommende Herausforderung. „Mit Herz, Speed und neuer Methodik bis hin zum Showroom in der Fußgängerzone – Interessengleichheit und der Wille gemeinsam etwas Größeres zu bauen, ist das zentrale Element von 1Komma5°.“

Vorbilder für Schröders Modell gibt es bereits im In- und Ausland. Er nennt etwa Sunrun in den USA, die ebenfalls auf die Installation von Photovoltaik-Anlagen spezialisiert und bereits an der Börse notiert sind. Aber auch in Deutschland verfolgt Enpal bei der Verpachtung von Photovoltaik-Anlagen ein ähnliches Geschäftsmodell. Letztendlich sei es ihm aber das Wichtigste, eine „ganzheitliche customers experience“ zu schaffen, also alle Kundenwünsche – ob Photovoltaik, Speicher oder Ladeinfrastruktur – gebündelt und digital aus einer Hand bedienen zu können und so die Klimaziele in Deutschland voranzubringen.

„Der Flaschenhals der Energie- und Verkehrswende ist derzeit nicht fehlende Technologie und auch nicht Kapital, sondern die Installation und der Kundenservice“, sagt Philipp Schröder weiter. Er schätzt, dass allein zusätzlich rund 300.000 Handwerker gebraucht würden, um die Klimaziele der Bundesregierung umzusetzen. Aktuell sei der Handwerkermarkt viel zu fragmentiert. „Der Markt besteht aus tausenden von kleinen und mittleren Betrieben, nicht nur die Verfügbarkeit ist schwierig, sondern tatsächlich stehen die meisten Betriebe vor der Herausforderung neben Nachwuchsmangel ihre Betriebe zu digitalisieren, weiter zu entwickeln und gleichzeitig Wachstum zu finanzieren, während immer neue Konzerne und Wettbewerber in den Markt drängen.“ Schröder will das mit 1Komma5° ändern und Installationsprozesse optimieren, digitalisieren und effizienter machen, aber vor allem wolle man das Handwerk für Abiturenten, Fachhochschüler und Quereinsteiger „sexy“ machen. „Am 1. Juli gehen wir mit unserem neuen Unternehmen 1Komma5° an den Start in der Überzeugung, das ein neuer bundesweiter Player im Handwerk 2.0 für Klimatechnoligen mehr Einfluss auf das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels in Deutschland hat als jeder Politiker oder jede Initiative oder Technologie von Elon Musk“, so Schröder weiter. Unterstützt wird er im Management von weiteren ehemaligen Sonnen- und Tesla-Kollegen, deren Namen aber erst im Laufe des Julis bekannt gegeben werden können, auch aus der Investmentfonds-Branche bringt Schröder nach eigenen Angaben prominente Verstärkung mit.

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