Die erneuerbaren Energien in Deutschland können einen neuen Rekord erreichen. Nach Berechnungen des Fraunhofer ISE haben erneuerbare Energien wie Photovoltaik und Windkraft in diesem Jahr bislang 52,4 Prozent der öffentlichen Nettostromerzeugung geliefert – also mehr als die Hälfte des Strommixes, der aus der Steckdose kommt. Aus Sicht von Bruno Burger von Energy Charts stehen die Chancen gut, dass die erneuerbaren Energien auch in der Bilanz des Gesamtjahres mehr als die Hälfte des Stroms liefern werden. Das wäre eine Premiere – 2019 lag der Ökostrom-Anteil noch bei rund 46 Prozent.
„Die weitere Entwicklung im Jahr 2020 hängt sehr stark vom Wetter ab“, erläuterte Bruno Burger auf Nachfrage von pv magazine. Die Windenergie hänge von der Windgeschwindigkeit ab, die Erzeugung von Solarstrom ändere sich mit dem Wetter deutlich weniger. Ein weiterer Aspekt seien die Temperaturen. „Wenn es sehr kalt werden sollte, steigt der Stromverbrauch und vor allem auch der Stromexport zum Beispiel nach Frankreich. Dieser zusätzliche Strom wird in der Regel aus Braunkohle erzeugt. Mit steigendem Verbrauch steigt auch der Strompreis. Wenn er deutlich höher ist als der CO2-Preis, wird auch deutlich mehr Strom aus Braunkohle produziert.“ Bei niedrigen Gaspreisen gebe es dann einen Fuel Switch zu Gas. „Ich gehe davon aus, dass der Erneuerbaren-Anteil an der öffentlichen Nettostromerzeugung auch bis zum Jahresende über 50 Prozent bleiben kann“, so Burgers Fazit.
Neuer Rekord!
Deutsche Solaranlagen haben im Jahr 2020 bereits jetzt mehr Strom produziert als je zuvor.https://t.co/7YsORbUc1h pic.twitter.com/meHettpx76— Bruno Burger (@energy_charts_d) October 25, 2020
Für die Photovoltaik-Anlagen in Deutschland gibt es übrigens bereits einen neuen Rekord zu vermelden. Sie haben nach Zahlen von Energy Charts mit 48,4 Terawattstunden schon jetzt mehr Strom produziert als je zuvor. 2019 waren es im gesamten Jahr 47,5 Terawattstunden. Der Wert für 2020 wird sich, schätzt Burger, noch auf 51 Terawattstunden erhöhen.
Bereits nach den ersten sechs Monaten des Jahres hatte sich der Rekordkurs der Erneuerbaren abgezeichnet. In diesem Zeitraum lag ihr Anteil am Strommix bei 55,8 Prozent. Das lag zum einen an dem günstigen Wetter, von dem Photovoltaik- und Windkraftanlagen profitierten. Zum anderen machte sich im zweiten Quartal die Corona-Pandemie bemerkbar. Diese ließ die Stromnachfrage sinken, gleichzeitig wurde von einigen Kraftwerksbetreibern die Stromproduktion aus konventionellen Quellen gedrosselt. Das erste Quartal, also die Zeit vor der Corona-Pandemie, hatte einen normalen Stromverbrauch gezeigt. Das gilt auch für das dritte Quartal, in dem die Pandemie zu keinen großen wirtschaftlichen Problemen geführt hat.
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