Studie fordert klimafreundliche Neuausrichtung der Europäischen Zentralbank

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„Ökologischen Unwuchten“ bei der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank kritisiert eine gemeinsame Studie von Greenpeace, der New Economics Foundation (NEF), der SOAS University of London, der University of the West of England und der University of Greenwich. Die Studie hat analysiert, welche Unternehmensanleihen die EZB im Juli im Rahmen ihres Ankaufprogramms CSPP erworben hat. Demnach flossen 63 Prozent der investierten 242 Milliarden Euro in kohlenstoffintensive Sektoren, die zudem auch nur lediglich 18 Prozent zur Beschäftigung und 29 Prozent zur Bruttowertschöpfung in der Eurozone beitragen.

Die Studie schlägt zwei Szenarien vor, um die kritisierte ökologische Unwucht der EZB-Geldpolitik künftig zu vermeiden. Das erste Szenario sieht vor, die Auswahlkriterien beizubehalten, aber den Ankauf von Anleihen aus kohlenstoffintensiven Unternehmen zu reduzieren und mehr Anleihen von Firmen mit besserer CO2-Bilanz zu erwerben. Im zweiten Szenario integriert die EZB konsequent die Klimafreundlichkeit in die Ausgestaltung der Auswahlkriterien für das Kaufprogramm. Denn die aktuellen Kriterien begünstigen laut Studie große, etablierte Unternehmen mit hohem Finanzierungsbedarf und einer passenden Bonitätseinschätzung durch die etablierten Ratingagenturen. Diese hätten jedoch bis heute noch keinen sinnvollen Umgang mit Klimarisiken für karbonisierte Geschäftsmodelle präsentiert und würden und sie daher nicht in die Ratings einfließen lassen.

Die Studie weist darauf hin, dass zahlreiche institutionelle Investoren wie Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften beschlossen haben, sich sukzessive aus der Finanzierung von klimaschädlichen Industrien zurückzuziehen. Diese Entwicklung werde von der EZB konterkariert. Zudem stelle die EZB-Geldpolitik die Bereitstellung einer enorm vergünstigten Finanzierungsmöglichkeit beziehungsweise einer faktischen Subvention für Unternehmen dar, deren Geschäftsmodelle in Zeiten des Klimawandels fragwürdig oder gar obsolet seien. Damit unterminiere die EZB nicht nur die in Paris, Brüssel und Berlin beschlossenen Klimaziele, sondern erhöhe auch die finanziellen Risiken in der eigenen Bilanz, die mit Investitionen in karbonisierte Geschäftsmodelle verbunden seien.

„Die EZB braucht eine klimafreundliche Neuausrichtung“, sagt Mauricio Vargas, Finanzexperte von Greenpeace. Dafür müsse sie ihre Geldpolitik in Einklang mit den Pariser Klimazielen bringen und damit den Rahmen für ein grünes europäisches Finanzwesen setzen.

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