Es war eine nichtöffentliche Sitzung, zu der sich der Wirtschaftsausschuss des Bundestages am Freitagmorgen in Berlin traf. Auf der Tagesordnung standen mehrere Energiethemen, darunter ein Gesetzentwurf zur Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), den die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Februar vorgelegt hatte. In diesem Zusammenhang hat der Wirtschaftsausschuss nun eine öffentliche Sachverständigenanhörung zu allen Themen beschlossen, also auch zu dem viel diskutierten 52-Gigawatt-Deckel. Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) hatte zuvor gemeldet, der Ausschuss habe empfohlen, den Förderdeckel für neue Photovoltaik-Anlagen bis 750 Kilowatt ersatzlos zu streichen; das geht aus dem Beschlussprotokoll jedoch nicht klar hervor.*
BSW-Solar-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig wiederholte seinen Appell an den Bundestag, den 52-Gigawatt-Deckel in der kommenden Sitzungswoche Mitte Juni endlich zu Fall zu bringen. Es handele sich dabei um die voraussichtlich letzte Chance, die Förderbeschränkung rechtzeitig zu streichen, bevor die relevante Marke von 52 Gigawatt installierte Photovoltaik-Leistung in diesem Sommer erreicht werde. Der Deckel sieht vor, danach die EEG-Vergütung für Photovoltaik im Segment bis 750 Kilowatt für Anlagen zu beenden, die nicht an der Ausschreibung teilnehmen.
Die Streichung des 52-Gigawatt-Deckels ist politisch in den vergangenen Monaten wiederholt versprochen worden, erstmals im Herbst 2019 bei der Vorstellung des Klimapakets. Wirklich passiert ist jedoch unterdessen nichts. Gelegenheiten wie verschiedene Gesetzesvorlagen von Bündnis 90/Die Grünen, Initiativen des Bundesrats oder auch die kürzlich verabschiedete Mini-EEG-Novelle verstrichen ungenutzt.
*Die Meldung wurde um 12:34 geändert.
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Es wird Zeit, das bürokratische Monster EEG abzubauen.
Dabei kann die geplante Abschaffung von Fördergeldern durch den 52 GW Deckel helfen.
Fördergelder haben beim jetzigen Preisniveau von PV Anlagen ihre Berechtigung verloren, und führen nur zu Marktverzerrungen.
Nur am Rande: meine PV Anlage ist ohne Förderung gebaut, und profitabel.
Lieber Herr Schmidt,
sie schauen leider zu wenig über Ihre eigene Nasenspitze hinaus. Natürlich kann man mit Eigenverbrauch auch eine kleine PV-Anlage wirtschaftlich betreiben. Im Gegenteil: Je kleiner man sie macht, einen desto höheren Anteil ihrer Produktion kann man selber verbrauchen, und desto wirtschaftlicher wird die Anlage. Was Ihre PV-Anlage nicht liefert, das holen Sie sich aus dem Netz, und das ist zu den Zeiten, zu denen sie nichts liefert, zu 90% mit fossilem CO2-belasteter Strom. Das ist aber nicht das, was wir energiepolitisch brauchen: Wir brauchen 100% Nicht-CO2-belasteten Strom. Das erreichen wir nur, wenn jede zur Verfügung stehende Fläche optimal genutzt wird. Dazu ist es notwendig, dass jeder, der Platz hat, dort PV installiert und den Überschussstrom zu auskömmlichen Preisen und ohne bürokratischen Aufwand ins Netz einspeisen kann. Die „Förderung“ ist inzwischen fast keine Subvention mehr, sondern sie besteht vor allem im Einspeisevorrang und einer verhältnismäßig unbürokratischen Regelung zur Abrechnung mit dem Verteilnetzbetreiber. Die Garantievergütung liegt inzwischen öfter unter dem Börsenpreis, so dass der EEG-Fonds nicht belastet wird. Wird das PV-Potential allerdings voll ausgelastet, so wie wir das brauchen, wird das daraus resultierende temporäre Überangebot an PV-Strom die Börsenpreise sehr unter Druck setzen, so dass weiterhin Subventionen über den EEG-Fonds fließen müssen. Würde man die PV nicht so fördern, würde ihr Potential nicht vollständig genutzt und wir wären weiterhin auf fossil betriebene Kraftwerke angewiesen.
Um auch weiterhin den produzierten PV-Strom zu 100% nutzen zu können, werden wir noch geeignete Speichermöglichkeiten schaffen müssen. Damit das geschieht, wird man auch dafür ein geeignetes Vergütungsmodell für die Speicherleistung benötigen. Es wird also mehr, nicht weniger Förderung werden. Die fossilen Kraftwerke wurden dafür jahrzehntelang dadurch gefördert, dass man ihnen die Atmosphäre unentgeltlich als Müllplatz für CO2 überlassen hat. Damit muss jetzt Schluss sein. Natürlich stellt auch die Erhebung eines Entgelts für die Mülldeponierung eine Möglichkeit dar, die nicht-fossilen Energielieferanten zu fördern. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass der Staat auf Einnahmequellen, die er mal hatte, ungern verzichtet. Eine nicht zu hohe CO2-Steuer mutiert damit ganz schnell zu einer Bestandsgarantie für fossile Kraftwerke. Das Instrument sollte also auch nicht überstrapaziert werden.
Hallo JCW,
„Im Gegenteil: Je kleiner man sie macht, einen desto höheren Anteil ihrer Produktion kann man selber verbrauchen, und desto wirtschaftlicher wird die Anlage.“ Das stimmt so nicht ganz. Denn die Gesamtkosten einer Anlage sind nicht linear von ihrer Größe abhängig. Die Kosten für Planung und Installation, für Gerüst und Wechselrichter muss „das Dach“ mit erwirtschaften.
Ansonsten Zustimmung zu Ihrem Beitrag. Was außerdem widersinnig ist: Die Kappung der Einspeisung bei EEG-Anlagen auf 70% (bzw. bei Speicherförderung in Sachsen 5 Jahre lang auf 50%). Das ist zwar ein Anreiz für Speicher und Verbrauchssoptimierung, aber diese Energie sollte nicht abgeregelt werden, sondern, als Anreiz, sollte nur die Vergütung der entsprechenden Energie gekappt werden.
Der Anreiz wäre derselbe. Aber die Energie wäre nicht verloren.
Dass die 70% „Drosselung dazu dient Ertragsspitzen zu schleifen und unsinnigen Netzausbau für wenige duzent Stunden Spitzenlast pro Jahr zu verhindern wird wohl immer noch nicht recht verstanden – ebensoweing dass selbst bei einem Super-Süd-Pultdach keine 3-5% Ertragsverluste pro Jahr drohen die mit geschickter Steuerung einer modernen Warmwasserbereitung (Wärmepumpe) und 70% „weich“ Abreglung am Netzverknüpfungspunkt oder PV-geführter Wallbox verhindert werden können?
Dazu braucht es keinen unwirtschaftlichen Speicher und ganz sicher nicht die unsinnige Förderung eines überflüssigen und umweltSCHÄDLICHEN Speichersystems.
Gruß aus dem PV-Forum
Im Prinzip gebe ich JWC recht. Ich meine, wir müssen mal von dem Begriff Förderung oder gar Subvention wegkommen. Es geht schlicht darum, dass es für ins Netz eingespeisten Strom eine gerechte Vergütung geben muss. Bei richtig großen Anlagen scheint das über PPA möglich zu sein. Bei ein bis zwei Modulen per Stecker lohnt sich die Anschaffung durch ersparten Netzbezug. Für den ganzen Bereich dazwischen muss es eine unkomplizierte gerechte Vergütungsregelung geben.
Wir brauchen 100 % Erneuerbare Energie bis spätestens 2030! Bürgerenergie!
@JCW
Danke für diesen sachlich und ausführlichen Kommentar. Sie sprechen mir dabei aus dem Herzen.
Ergänzend könnte man noch anführen, dass PV-Energie die ethisch sozialste Form der Energiegewinnung darstellt, nach dem Erreichen ihres positiven CO2-Fussabdrucks. Und das Ganze trotz der künstlichen Vorgaben, Einschränkungen und überzogenen Auflagen solcher Photovoltaikverhinderer, wie den ehemaligen, angeblich, sozialen Bundesminister für Wirtschaft und Energie Sigmar Gabriel, mit seinen Konsorten !
Das ist das, was mich als jahrzehntelangen SPD-Wähler seinerzeit von der SPD nachhaltig wegkatapultiert hat.
Sehr geehrter Herr Schmidt,
wenn man das „bürokratische Monster EEG“ abbauen möchte, wie wäre es dann mit Einführung von Netmetering stattdessen ? Zumindest für EE-Erzeugungsanlagen auf und in Ein- und Mehrfamilienhäusern ? Es gibt Länder in denen die Stromzähler beim Einspeisen ganz offiziell und simpel rückwärts laufen dürfen ? Sofort hat man dabei praktisch keine Bürokratie mehr. Auch benötigen die heute bestehenden Anlagen größtenteils den Netzparallelbetrieb. Das EEG sichert bisher auch das Recht ab Strom einspeisen zu dürfen zumindest über den Zeitraum von 20 Jahren zuzüglich des Inbetriebnahmejahres der Anlage. Unsere heutigen PV-Anlagen sind glücklicher Weise extrem langlebig /nachhaltig aufgebaut. Was wollen wir nun mit den zukünftigen Anlagen machen die diese Zeitdauer überschritten haben aber immer noch über viele Jahre technisch voll funktionstüchtig sind ? Die ersten Fälle stehen bald an. Unsere bereits aufgebauten Ressourcen verschwenden ?Rückbauen und damit den bereits erreichten EE-Anteil im Netz wieder aufgeben ? Neu von Vorne beginnen oder wieder zurück zur rein konventionellen Stromerzeugung ? Das kann es doch nun wirklich nicht sein ! Die Altanlagen sind noch für viele Jahre/ Jahrzehnte problemlosen Betrieb gut.
@ Klaus Schäfer.
Was wird danach, ist gerade hier ein Thema.
https://www.pv-magazine.de/2020/05/18/zukunft-der-photovoltaik-anlagen-chancen-des-prosumer-modells-der-bundesnetzagentur-fuer-den-kohleausstieg-nutzen/
Netmetering: Eine nette, unbürokratische Methode, die sehr sinnvoll in sich entwickelnden Märkten ist, in denen die PV noch keine große Rolle spielt. Bei uns ist der Markt längst darüber hinaus. Es würde den Betreibern eine ungerechtfertigt hohe Rendite verschaffen und den Stromverbrauchern nicht vernachlässigbare und deshalb nicht akzeptable Mehrkosten aufbürden. Wenn nicht viel zugebaut wird, dann kann man über Netmetering reden. Wir wollen aber viel relevanten Zubau. Da wird Netmetering zu teuer. Beschränkt auf kleine Marktsegmente wie die Balkonmodule wäre es wahrscheinlich auch bei uns akzeptabel, aber die entscheidenden Schlachten, wie sich unsere Stromversorgung in den nächsten drei Jahrzehnten entwickeln wird, die werden woanders geschlagen. Eigentlich wäre es die im Sinne der Bremser in der Regierung geeignete Maßnahme, ein kleines Symbölchen zu schaffen, wie umweltfreundlich man doch ist, ohne dabei etwas zu riskieren, was den Kohlekraftwerken gefährlich werden könnte.
@JCW sagt.
Bei uns ist der Markt längst darüber hinaus. Es würde den Betreibern eine ungerechtfertigt hohe Rendite verschaffen und den Stromverbrauchern nicht vernachlässigbare und deshalb nicht akzeptable Mehrkosten aufbürden.
@ JCW.
Und was ist das hier ??
https://www.eon.de/de/pk/solar/solarbatterie/eon-solarcloud.html
Ich werde den Eindruck nicht los, dass da ein Markt erst angekurbelt werden soll.
Bei den aktuellen Vorschlägen der Bundesnetzagentur für Prosumer, ist das auch ein Thema.
Siehe hier Option 3
https://www.bundesnetzagentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/Sachgebiete/Energie/Unternehmen_Institutionen/ErneuerbareEnergien/ProsumerModell.pdf?__blob=publicationFile&v=1