Erstmals seit 2013 hat die Internationale Energie-Agentur (IEA) jetzt wieder einen Länderbericht zur Energie- und Klimapolitik der Bundesrepublik vorgelegt. Darin zollt die IEA Deutschland Respekt unter anderem für den starken Ausbau der erneuerbaren Energien und das hohe Maß an Versorgungssicherheit. Zugleich verlangt sie aber mehr Engagement für den Klimaschutz.
Vor allem in den Sektoren Wärme und Verkehr müsse sich die Bundesregierung stärker um Emissionsminderungen bemühen, erklärt IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol. Ausdrücklich lobt er das „Klimaschutzprogramm 2030“ als Schritt in die richtige Richtung, unter anderem wegen der Einführung eines CO2-Preises in den Sektoren, die nicht dem EU-Emissionshandel unterliegen.
Der IEA Länderbericht hat in weiten Teilen beschreibenden Charakter; er gibt einen recht detaillierten Überblick über Strategien, Maßnahmen und Herausforderungen der deutschen Energie- und Klimapolitik. Aktuelle Entwicklungen bleiben allerdings außen vor. So ist der drohende Einbruch bei der Photovoltaik durch das Erreichen des 52-Gigawatt-Deckels ebenso wenig Thema wie die dramatisch gesunkenen Zubauzahlen bei der Windenergie an Land.
„Ich danke der IEA für ihren kritischen und konstruktiven Blick auf die Energiewende in Deutschland“, erklärt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). „Darüber, dass der Bericht die großen Fortschritte seit der letzten Länderprüfung 2013 anerkennt, freue ich mich. Aber natürlich bleibt noch viel zu tun. Hier zeigt der Bericht der IEA die richtigen Themen auf.“
Hohe Steuern, Abgaben und Umlagen auf Strom hemmen Sektorenkoppelung
Dem verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien in Heizsystemen komme eine Schlüsselrolle bei der Dekarbonisierung des Wärmesektors in Deutschland zu, heißt es in dem Bericht. Das rasche Wachstum der erneuerbaren Stromerzeugung in Deutschland biete eine günstige Gelegenheit, sowohl den direkten Einsatz von Erneuerbaren für die Wärmeerzeugung auszubauen als auch die Sektorkopplung voranzutreiben, um mehr Strom aus erneuerbaren Energien im Wärmesektor einzusetzen. Allerdings hemmten die hohen Stromkosten – bedingt durch Steuern, Abgaben und Umlagen – die Chancen einer umfangreicheren Nutzung von Strom im Wärmesektor, insbesondere angesichts der niedrigen Besteuerung fossiler Energieträger.
Zudem mahnt der Länderbericht einen schnelleren Ausbau des Stromnetzes an. „Es fehlt an ausreichenden Leitungskapazitäten, um den im Norden produzierten Windstrom in den Süden zu transportieren“, kritisieren die IEA-Autoren. „Widerstand in der Bevölkerung gegen Nord-Süd-Hochspannungstrassen hat den Bau neuer Freileitungen erheblich verlangsamt und letztlich kostspieligere Erdkabel für den Bau von Interkonnektoren erforderlich gemacht; der Bau der notwendigen Infrastruktur wird nach wie vor durch Widerstand in der Öffentlichkeit behindert.“ Genehmigungsverfahren sowie der Bau neuer Übertragungsleitungen müssten beschleunigt werden, um den zukünftigen Bedarf an Stromtransportkapazitäten decken zu können.
Darüber hinaus weist der Bericht darauf hin, dass mit Kohle- und Atomausstieg der Bedarf an Erdgas in Deutschland wachsen wird. Die IEA empfiehlt deshalb, die Versorgungssicherheit durch eine Diversifizierung der Gasimporte zu stärken. Dabei nennt sie ausdrücklich LNG-Importe als Option.
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