Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt sehen derzeit keine Marktbeherrschung bei der Stromerzeugung

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Die gute Nachricht vorweg: Bundeskartellamt und Bundesnetzagentur sehen „derzeit keine hinreichenden Anzeichen für eine Marktbeherrschung bei der Stromerzeugung“. Die Marktanteile der fünf größten Erzeugungen gingen seit Jahren zurück; diese Entwicklung setzte sich auch in den vergangenen Monaten fort. Dies muss aber nicht so bleiben. Daher müssten die Behörden die Entwicklungen auf diesem Markt nicht zuletzt aufgrund der Auswirkungen der Energiewende aber weiter eng beobachten. „Marktbeherrschung kann etwa in Zeiten, in denen der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, wieder ein wichtiges Thema sein“, sagte Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts, bei der Vorstellung des neuen Monitoringberichts am Mittwoch.

Auch wenn die Marktanteile der größten fünf Stromerzeuger – und damit auch der fossilen Erzeugung – insgesamt rückläufig seien, so hätten sich zugleich die Gewichte in dieser Gruppe verschoben. Marktführer sei weiterhin RWE, aber nunmehr mit weitem Abstand vor den anderen Unternehmen. Dies rühre daher, dass Vattenfall und Leag ihre Braunkohlegeschäfte veräußert haben und auch die Übernahme der Eon-Tochter durch den finnischen Erzeuger Uniper. „In dem Fusionskontrollverfahren RWE/Eon haben wir festgestellt, dass RWE zwar in einer nicht unerheblichen Anzahl von Stunden im Jahr unverzichtbar für die Deckung der Stromnachfrage war, aber noch nicht in einem Ausmaß, dass die Annahme einer Marktbeherrschung begründet hätte. Der kommende Marktmachtbericht des Bundeskartellamtes wird diese Analyse fortschreiben“, kündigte Mundt an.

Bis Ende 2018 verringerte sich dem Bericht zufolge der Bestand der fossilen Erzeugungskapazitäten minimal auf 103,3 Gigawatt. Die erneuerbaren Kapazitäten legten gleichzeitig um rund 6,6 Gigawatt zu und erreichten 118,2 Gigawatt. Die Einspeisung der Photovoltaik-Anlagen sei im vergangenen Jahr um 15,2 Prozent gestiegen. Die Zuwächse der Stromerzeugung aus Erneuerbaren insgesamt um 2,9 Prozent. Die Nettostromerzeugung sei um 9,1 auf 592,3 Terawattstunden binnen Jahresfrist gesunken, was vor allem auf die gesunkene Inlandsnachfrage zurückzuführen sei.

Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt haben zudem ermittelt, dass trotz einer erhöhten Einspeisung von erneuerbarem Strom immerhin rund 97 Prozent im vergangenen Jahr zum Letztverbraucher transportiert wurden. Das Volumen an Anregelungen von Erneuerbaren-Anlagen aufgrund von Netzengpässen sei leicht zurückgegangen. Stärker noch sank die Abregelung der konventionellen Kraftwerke im Zuge des Redispatch, die bei 2,1 Prozent der gesamten Einspeisung lag.

Die Stromgroßhandelspreise seien im Jahresdurchschnitt 2018 erneut deutlich gestiegen, hieß es weiter. Erkennbare Auswirkungen auf die Struktur der Handelsprodukte habe auch die faktische Trennung des gemeinsamen Marktgebiets von Deutschland und Österreich im Oktober 2018 gehabt. Erfreulich hoch sei weiterhin die Zahl der verfügbaren Lieferanten für Strom und Gas. Haushaltskunden in Deutschland können im Schnitt zwischen 130 Strom- und mehr als 100 Gaslieferanten wählen, trotzdem haben weiterhin rund 27 Prozent der Strom- und 18 Prozent der Gaskunden einen Grundversorgungsvertrag. „Hier gilt es verstärkt nach Gründen zu suchen. Durch einen Wechsel lässt sich für viele Haushalte trotz steigender Preise Geld sparen“, sagte Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur. Der durchschnittliche Strompreis für Haushaltskunden war zum Stichtag 1. April 2019 erstmals über die 30 Cent pro Kilowattstunden-Schwelle gestiegen. Er habe mit 30,85 Cent pro Kilowattstunde rund 1 Cent höher als im Vorjahr gelegen. Die Strompreise für Gewerbe- und Industriekunden stiegen ebenfalls an, allerdings geringer: Sie erhöhten sich um rund 0,66 auf 22,22 Cent pro Kilowattstunde respektive um 0,68 auf nunmehr 15,98 Cent pro Kilowattstunde. Treiber für den Anstieg ist vor allem der gestiegene Großhandelspreis, wie es in dem Bericht heißt.

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