Rauchzeichen!

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Bis ins Regierungsviertel in Berlin sind die Rauchzeichen der Waldbrände in Brandenburg zu riechen. „Wenn der Klimawandel in die Nase steigt“, titelt die TAZ.

„Die Hölle kommt“, fürchtet der Spiegel. Waldbrände von Griechenland bis Schweden. In Brandenburg sind es die schlimmsten in der Landesgeschichte. Der Klimawandel ist kein einziges schreckliches Ereignis, er ist ein schleichender, immer dramatischer werdender Prozess für alle. Wenn man 80 ist, denkt man : „Ich möchte nicht mein Enkel sein“.

In Europa verhungern und verdursten Bäume, in Indien sind es bereits Menschen. Bei über 50 Grad Hitze! Deutschland erlebt zum zweiten Mal in Folge einen Hitzesommer: Trockenheit, Ernteausfälle, Hitzerekorde. Wälder trocknen aus, Seen und Flüsse überhitzen sodass AKW stillgelegt werden müssen und selbst die CDU-Vorsitzende Karrenbauer schreibt: „Wir können so nicht weiterleben“.

Hitze, Brände und Trockenheit verdeutlichen, dass genau das, was die Klimawissenschaft uns seit 30 Jahren prognostiziert, jetzt eintritt. Nun plädieren nicht nur die „Fridays-For-Future“-Bewegung für einen früheren Kohleausstieg als 2038, sondern auch der bayerische Ministerpräsident Söder und sogar der RWE-Chef Rolf Martin Schmitz. Schmitz wörtlich zur Rheinischen Post: „Wenn es nach mir geht, sollten wir dringend einen Zahn zulegen“. Zugleich machte Schmitz deutlich, woran das scheitert: an der Bundesregierung.

Der Juni 2019 hat alle Juni-Hitzerekorde seit 1880 gebrochen – in ganz Deutschland. Ganz Europa hat Fieber. Die Heiß-Zeit beginnt.

In Teilen Alaskas liegen die Temperaturen bereits vier Grad höher als noch vor 50 Jahren. In Grönland um zwei Grad. Das Meereis der Arktis bedeckt im Sommer nur noch eine Fläche, die halb so groß ist wie vor 40 Jahren. Gletscherforscher sagen, das Eis schmelze dreimal so schnell wie sie das vor zehn Jahren noch befürchtet hatten. Die auftauenden Permafrostböden emittieren nicht nur CO2, sondern auch das noch weit stärker wirkende Treibhausgas Methan.

Das seltene, aber wirkmächtige CO2 hat eine Rekordemission erreicht – höher als in den letzten drei Millionen Jahren.

Ende 2015 haben sich alle 195 Regierungen plus der EU in Paris verpflichtet, den Temperaturanstieg bei 1,5 Grad gegenüber 1880 zu stoppen. Über ein Grad ist bereits erreicht. Aber kein einziger Staat ist bisher bereit, seine Verpflichtungen von Paris auch zu erfüllen. Auch Deutschland nicht. Auch die 2030-Ziele werden verfehlt, wenn die Regierung so untätig bleibt wie zurzeit.

Die weltweit noch immer geplanten Kohlekraftwerke machen die Klimaziele von Paris unerreichbar. Die einzige Hoffnung ist der politische Druck, den zurzeit die „Fridays For Future“-Bewegung auf die Regierungen aufbaut. Für eine klimaneutrale Welt bis 2050 dürften künftig nur noch in CO2-neutrale Gebäude und Fahrzeuge investiert werden, also in Null-Energie-Häuser und in E-Fahrzeuge, die natürlich nur erneuerbaren Strom oder Wasserstoff tanken dürfen. Eine Chance wäre es auch, wenn die geplanten fossilen Kraftwerke statt wie bisher vierzig, vielleicht noch zwanzig Jahre laufen dürften.

Das könnte auch aus ökonomischen Gründen funktionieren. Denn Sonnen- und Windstrom sind in den meisten Ländern bereits die preisgünstigsten Energiequellen. Und sie werden von Jahr zu Jahr noch preisgünstiger, die fossil-atomaren Rohstoffe hingegen immer teurer. Deutschland hat im ersten Halbjahr 2019 immerhin 50% seines Stroms erneuerbar produziert. Solarstrom wird immer öfter Sozialstrom.

Im Juni 2019 wurde in Deutschland erstmals der meiste Strom aus der Sonne gewonnen. Ein historisches Ereignis – gemessen an den peinlichen Fehlprognosen der „Fachleute“ der alten Energiewirtschaft.

— Der Autor Franz Alt ist Journalist, Buchautor und Fernsehmoderator. Er wurde bekannt durch das ARD-Magazin „Report“, das er bis 1992 leitete und moderierte. Bis 2003 leitete er die Zukunftsredaktion „Zeitsprung“ im SWR, seit 1997 das Magazin „Querdenker“ und ab 2000 das Magazin „Grenzenlos“ in 3sat. Die Erstveröffentlichung des Beitrags erfolgte auf www.sonnenseite.com. —

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com

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