In der oberschwäbischen Gemeinde Schlier (Kreis Ravensburg) entstehen 37 Neubauten, die insgesamt über 86 Wohneinheiten verfügen. Für das Quartier wird nun ein Stadtwerk oder Energiedienstleister gesucht, der die klimaneutrale Strom- und Wärmeversorgung übernimmt. Dazu hat die Gemeinde Schlier eine Ausschreibung gestartet, die bis zum 25. Juni läuft, wie sie am Montag veröffentlichte. Das sektorenübergreifende Energiekonzept habe Schäffler Sinnogy gemeinsam mit dem Planungsbüro Roland Reiter entwickelt. Es sehe vor, Photovoltaik-Anlagen für die Stromerzeugung sowie ein kaltes Nahwärmenetz mit zentralen Erdsondenfeldern und dezentralen Sole-Wasser-Wärmepumpen für die Wärmeversorgung zu installieren. Zudem sollen die Tiefgaragen mit Ladesäulen ausgestattet werden, wie es weiter hieß. Der Photovoltaik-Eigenverbrauch werde zudem durch einen Batteriespeicher, digitale Vernetzung und intelligente Steuerung aller Anlagen optimiert.
Das komplette Konzept soll dabei ohne EEG-Förderung auskommen. Die Bauherren würden verpflichtet, ihre Dächer an den nun gesuchten Versorger zu verpachten. Dieser betreibe sämtliche Anlagen und werde die Haushalte mit Strom und Wärme versorgen. Als eines der ersten Neubaugebiete in Deutschland solle es ohne EEG-Förderung auskommen. Die Gemeinde wolle jedoch einen Förderantrag über das BAFA-Programm „Wärmenetze 4.0“ stellen. Darüber würden dann auch die Photovoltaik-Anlagen und Heimspeicher mit bis zu 40 Prozent bezuschusst. „Unser Energiekonzept ist eine Blaupause, die leicht auf andere Neubaugebiete übertragen werden kann. Wir sind davon überzeugt, dass jedes Neubaugebiet bei dauerhaft stabilen Strompreisen klimaneutral gestaltet werden kann“, sagt Bürgermeisterin Katja Liebmann.
Die Ausschreibungsunterlagen können per Email an schlier@sinnogy.de angefordert werden. Die Ausschreibung betreuen die Energieeffizienz-Experten von Jäkel Energiemanagement aus Weingarten, wie es weiter hieß.
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Eine Blaupause für die Wärmeversorgung der Zukunft kann das aber nicht sein. Wenn man im Winter Strom für die Heizung braucht, verschärft das noch den winterlichen Strommangel, wenn die PV weniger Strom liefert. Entweder man setzt auf Solarthermie mit einem großen saisonalen Quartierswärmespeicher, oder man kehrt die Sektorenkopplung gleich um, indem man im Winter das Stromdefizit durch stromgeführte KWK ausgleicht. Beide Konzepte lassen sich auch kombinieren – der Wärmespeicher kann dann kleiner ausfallen, weil er immer wieder vom KWK-Kraftwerk aufgeladen wird.
Interessant ist das Organisationsprinzip: Gerade wenn zentrale Einrichtungen betrieben werden, und ein multimodales Konzept verfolgt wird, ist es sinnvoll, das von einem Spezialisten machen zu lassen, der sich um Konzept, Errichtung, Wartung und Betrieb kümmert. Der Einzelne wäre davon überfordert.