Die Vorschläge des Abschlussberichts wurden veröffentlicht. Es wird vor allem eines: Sehr teuer. Die Kohlekommission nennt einige, wenn auch nicht alle Zahlen. Bis zum endgültigen Ausstieg in knapp 20 Jahren, Ende des Jahres 2038, werden 26 Milliarden Euro für den Industrie-Umbau benötigt; die Strompreisentlastung 2023-2030 beläuft sich auf 14 Milliarden Euro. Zusätzliche Renten und Abfindungen für bestehende Arbeitsverhältnisse schlagen mit fünf Milliarden Euro zu Buche. Macht 45 Milliarden Euro. Darüber hinaus sollen die betroffenen Bundesländer 0,7 Milliarden Euro über 20 Jahre gestreckt vom Bund bekommen. Diese 14 Milliarden addiert sind wir bei 59 Milliarden Euro – sofern nicht jedes der sechs Kohleländer jährlich 0,7 Milliarden Euro bekommen soll. Das lässt der Berichtstext offen.
Hinzu kommt der von der Kohlekommission als verpflichtend erwähnte aber nicht bezifferte Zukauf von Emissionsrechten durch den Staat. Bei einem Fortschreiben des aktuellen Trends der Emissionsreduzierungserfolge, an dem der Kommissionsbericht nicht viel zu ändern gedenkt, kommen laut Agora Energiewende auf den deutschen Haushalt Kosten in Höhe von 30 bis 60 Milliarden Euro zu. Hierzu sagt der Bericht nichts. Auch wenn wir nur von der Untergrenze von 30 Milliarden ausgehen, sind wir somit schon bei mindestens 89 Milliarden Euro angekommen.
Die wegfallenden Kohlekraftwerke sollen überwiegend durch Gaskraftwerke ersetzt werden. Ein modernes Gas- und Dampfturbinen (GuD)-Kraftwerk kostet 900 Euro pro Kilowatt. Wenn nur die Hälfte der 41 Gigawatt zu ersetzender Kraftwerkskapazitäten als GuD-Kraftwerke gebaut werden, kommen leicht weitere 19 Milliarden Euro Baukosten hinzu, die überwiegend auf die Verbraucher-Strompreise umgelegt werden. Der Bericht empfiehlt, ab 2023 einen Ausgleich in Höhe von zwei Milliarden jährlich zu schaffen, der durch die beschleunigte Beendigung der Kohleverstromung in Unternehmen und Privathaushalten entsteht. Das macht – nur bis 2030 gerechnet – weitere 14 Milliarden Euro.
Allein für die Kohlereduktion um gut die Hälfte der bestehenden Kapazitäten bis 2030 wären wir damit in einem Best-Case-Scenario bei 122 Milliarden Euro angekommen.
Der Bericht lässt die Frage offen, wer die Ewigkeits- und Renaturierungs-Kosten für die stillgelegten Kohle-Reviere übernehmen soll. Die voraussichtlichen Kosten, die durch Klima- und Gesundheitsschäden verursacht werden, wenn wir weitere zwei Jahrzehnte mit Kohleemissionen die Luft verschmutzen, wurden in dem Bericht ebenfalls nicht beziffert. Ebenso unbeziffert ist die Höhe der Prämien respektive Entschädigung für die Kraftwerksbetreiber für die Nicht-Fertigstellung von begonnenen Kraftwerksneubauten und den Verzicht auf das goldene Ende der alten Mühlen, die schon seit vielen Jahren abgeschrieben sind.
Eine Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft von 2018 kommt zu dem Schluss, dass durch einen schnellen Kohleausstieg jährlich 27,9 Milliarden Euro Kosten vermieden werden können. Das ist der Benchmark der Kommission. Demnach kostet es die Gesellschaft rein rechnerisch 27,9 Milliarden für jedes Jahr, das wir später aussteigen.
Absage an den Klimaschutz
Die Paris-Ziele werden weder 2020 noch 2030 erreicht, wenn der Bericht so umgesetzt wird. Die Kohlekommission befürwortet im Jahr 2030 immer noch einen Bestand von 9 Gigawatt Braunkohle und 8 Gigawatt Steinkohle. Das ist vielleicht doppelt so viel wie laut dem Klimaschutzplan der Bundesregierung 2030 noch am Netz sein sollte. Im Abschlussbericht wird lapidar darauf verwiesen, dass auch die anderen Sektoren zeitnah ihre Beiträge leisten müssten. Die Energiewirtschaft habe ja bisher bereits den größten Anteil an der gesamten Emissionsminderung erbracht. Die Kommission hat nicht ausdrücklich empfohlen, alte Kraftwerke mit enorm hohen Emissionen vor neuen, hocheffizienten Kraftwerken mit wesentlich weniger Emissionen vom Netz zu nehmen. Eine Emissions-Obergrenze ist nicht vorgesehen.
Fürs Klima kommt es noch schlimmer: Die wegfallenden Kohlekraftwerke sollen vor allem durch Gas-Kraftwerke an den vorhandenen Standorten ersetzt werden. Die weltweite Klimabilanz dürfte sich dadurch verschlechtern. Gas ist das reine Gift. In der Gesamtemissionsbilanz vom Bohrloch über den Transport bis zur Verbrennung ist der Klima-Rucksack von Erdgas größer als der von Kohle. Das Geld für neue Gaskraftwerke sollte besser in emissionsfreie Erneuerbare-Energien-Anlagen investiert werden.
Die deutsche Bevölkerung soll demzufolge neben durch Kohleverbrennung verursachte CO2-Emissionen auch weitere 20 Jahre den in Deutschland überproportional hohen Anteilen an Quecksilber und Stickstoffoxiden aus Kohlekraftwerken ausgesetzt bleiben, deren Reduzierung Berlin in Brüssel blockiert. Das kostet weiterhin tausenden (!) Menschen in Deutschland jedes Jahr Gesundheitseinbußen und Lebensjahre.
Ein Wechsel hin zu einem dezentralen System erneuerbarer Energien, das weder Gas-Großkraftwerke noch den Ausbau neuer Übertragungsleitungen im großen Stil erfordert, scheint nicht gewollt. Das EEG ist inzwischen zu einer riesigen Ausschreibungsverordnung mit der Beschreibung von Ausnahmen verkommen. Mit Bürgern, Kommunen und Unternehmern, die Solarstrom selbst erzeugen, verbrauchen, speichern und verkaufen und damit zu einem zentralen Baustein des modernen Stromsektors werden, hat sich die Kommission nicht weiter befasst. Konsequenterweise spielt auch eine Unterstützung von Bürgerinitiativen, Genossenschaften oder kleinen Stadtwerken keine Rolle. Obwohl eben diese bisher die mit Abstand größten Treiber der Energiewende waren. Die vielen Industriebefreiungen für die Fossilen sollen beibehalten werden, während es auf der anderen Seite bei den bestehenden Hemmnissen und Deckeln für den Ausbau erneuerbarer Energien bleiben soll.
Energiewende weiter ausgebremst
Deutschland ist jetzt schon vom weltweiten Marktführer in der Photovoltaik auf Platz 4 abgerutscht. Anstatt umzusteuern, wird eine träge, nicht zukunftsfähige Kohlewirtschaft mit direkten und indirekten Subventionen marktwirtschaftswidrig am Leben gehalten und sogar belohnt. Durch den Bericht der Kohlekommission stieg der RWE Monats-Schlusskurs im Januar 2019 um fast 13 Prozent. Die einst blühende deutsche Solarindustrie hat ausgeblüht.
„Die Übertragungsleitungen sollen weitere Jahre mit Kohlestrom verstopft bleiben. Die Kohle-Kommission hat sogar die Stirn, darauf hinzuweisen, dass von den von der Bundesregierung geplanten 7.700 Kilometer neuer Übertragungsleitungen erst 950 Kilometer gebaut seien. Wer in Konzern-Systemkategorien denkt, sieht nur in Nischen Raum für dezentrale erneuerbare Energien auf Hausdächern nah am Verbrauch.
Der Abschlussbericht der Kohlekommission ist eine unverbindliche Empfehlung für einen Strukturwandel in den betroffenen Kohlegebieten und bindet niemanden. Die Kommissionsmitglieder waren nicht demokratisch legitimiert. Sie erwarten jetzt sofort ein Mega-Gesetzespaket, das sie selbst mit dem Berlin-Bonn-Gesetz vergleichen. Obwohl noch viele Punkte offen sind und die Kommission selbst der Bundesregierung empfiehlt, zum Beispiel über Entschädigungen für entgangenen Gewinn erst mal ein Jahr lang mit den Kohlekraftwerks-Eigentümern zu verhandeln.
Bleibt zu hoffen, dass der Deutsche Bundestag seine Verantwortung für die Zukunft des ganzen Landes wahrnimmt und nicht nur für eine privilegierte Minderheit von Unternehmen zu Lasten aller anderen und der Umwelt und den Empfehlungen der Kohlekommission nicht folgt.
Eigentlich könnte es ganz einfach sein:
- Alle Beschäftigten werden extrem großzügig abgefunden, beispielsweise mit bis zu 30.000 Euro pro Jahr ihrer Betriebszugehörigkeit. Dafür können statt der bisher vorgesehenen fünf Milliarden auch 20 Milliarden Euro bereitgestellt werden. Das hört sich teuer an, ist aber nur ein einmaliger Betrag. Vor allem aber kann niemand mehr den gebeutelten Arbeiter vorschützen, wenn es in Wahrheit nur um Konzerngewinne geht.
- Mit einem beschleunigten Herunterfahren der meist über 30 Jahre alten Kohleindustrieanlagen und dem gleichzeitigen radikalen Hochfahren des Ausbaus von Photovoltaik und Windparks, insbesondere auf den frei werdenden Flächen, wäre ein Konversionsprogramm möglich, das nur einen Bruchteil der von der Kommission veranschlagten Gelder kostet und schnell der Umwelt hilft.
- Die von der Kommission vorgeschlagenen Infrastrukturmaßnahmen und Geschäftsmodelle geben meist Sinn und können parallel angegangen werden.
Derzeit sind Kohlekraftwerke mit einer Leistung (netto) von insgesamt 41 Gigawatt aktiv, davon 19 Gigawatt Braunkohle und 22 Gigawatt Steinkohle. Im deutschen Rekordjahr 2012, bevor die Bundesregierung den Ausbau der Erneuerbaren eindämmte, betrug der Zubau allein bei der Photovoltaik 8,3 Gigawatt. Wenn Deutschland also lediglich zu bereits geleisteten Solarausbauzahlen zurückfindet, können sämtliche bestehenden Kohlekraftwerke innerhalb der nächsten fünf Jahre ersetzt werden. Der Neubau von größeren Erneuerbare Energien-Anlagen ist jetzt schon billiger als der Weiterbetrieb der Kohlemeiler. Von Greenpeace bis hin zu einem Konsortium aus Vattenfall, Baywa und anderen stehen Investoren bereit, die auf den bergbaulich genutzten Flächen, inklusive Netzanschluss und genügend Fachkräften in der Region, einen Mix aus Photovoltaik-, Wind- und Hybrid-Kraftwerken mit Speichern bauen würden. Mit privatem Kapital und ohne jegliche staatliche Förderung. Beteiligt man auch die Anwohner und lokalen Gemeinden an dem Ausbau, könnten die Reviere einen erfreulichen lokalen Aufschwung erfahren. Ebenso wie das vielen abgehängten Dörfern in industriefernen Regionen gelungen ist, die dank ihres Engagements für dezentrale erneuerbare Energien bei sich zuhause Unternehmen, Jobs und Gewerbesteuer-Einnahmen schaffen konnten. Der Haken an der Geschichte ist, dass die großen Stromkonzerne zukünftig auf exorbitante Gewinne verzichten müssten, was die Lobbyisten im Bundestag zu verhindern wissen.
Klimawandel wartet nicht
20.000 Arbeitsplätze gibt es noch in den deutschen Braunkohle-Revieren, inklusive derer, die mit der Rekultivierung ehemaliger Braunkohle-Reviere befasst sind. Das entspricht zwei Prozent aller lokalen Arbeitsplätze in der Lausitz, 1,2 Prozent am Rhein und unter 0,3 Prozent in den anderen Revieren. In der Steinkohle-Verbrennung gibt es noch knapp 6000 Beschäftigte. Die Bezahlung in der Branche ist überdurchschnittlich, ebenso die Qualifikationen, insbesondere im MINT-Bereich. Es bestehen somit gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Freiwerdende Stellen sollen allerdings kontinuierlich nachbesetzt werden, so steht es im Abschlussbericht.
Dass der Klimawandel keine Rücksicht auf die Wünsche der Old Industry nimmt, hat die Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ nicht thematisiert. Ebenso wenig, zu Lasten welcher anderer staatlichen Aufgaben deren Abwrackparty, die die nächsten Jahrzehnte – weit bis nach Ablauf der Amtszeit aller gegenwärtigen Akteure – gefeiert wird, finanziert werden soll.
— Der Autor Axel Berg ist Vorsitzender des Vorstands der deutschen Sektion von Eurosolar – Europäische Vereinigung für Erneuerbare Energien e.V. Der studierte Jurist und Politologe promovierte über den französischen Atomkonflikt. Seit 1993 ist er selbständiger Rechtsanwalt. Sein politisches Engagement führte über zahlreiche Bürgerinitiativen der Friedens- und Anti-AKW-Bewegung zur SPD. 1998 bis 2009 war er Abgeordneter des Wahlkreises München-Nord im Bundestag. —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com
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„Wenn Deutschland also lediglich zu bereits geleisteten Solarausbauzahlen zurückfindet, können sämtliche bestehenden Kohlekraftwerke innerhalb der nächsten fünf Jahre ersetzt werden. Der Neubau von größeren Erneuerbare Energien-Anlagen ist jetzt schon billiger als der Weiterbetrieb der Kohlemeiler.“ So ein pathologischer Auswurf ist das Ergebnis, wenn sich Juristen und Politologen mit der Energietechnik beschäftigen. Könnte fast von Hr. Fell stammen. Wenn es nicht so traurig wäre, könnt man fast drüber lachen.
Toll die Lage zusammengefasst!
Axel Berg macht hier eine Milchmädchenrechnung auf: 41 GW : 8,3 GW = 5 Jahre. Es muss nicht die Nennleistung der Kohlekraftwerke ersetzt werden, sondern deren Stromproduktion. Gegenüber PV-Anlagen haben Braunkohlekraftwerke etwa die 7-fache Volllaststundenzahl pro Jahr, Steinkohlekraftwerke die 4-fache.
In runden Zahlen lautet die richtige Rechnung also:
(19 GW x 7.000 h + 22 GW x 4.000 h) : 8,3 GW x 1.000 h = 26,6 Jahre. Oder mit den aktuellen Zahlen für die Nettostromerzeugung 2018 in Deutschland:
[131,3 TWh (Braunkohle) + 75,7 TWh (Steinkohle)] : 8,3 TWh (PV) = 24,9 Jahre.
Diese Zahlen zeigen umso deutlicher, dass das gegenwärtige PV-Ausbautempo viel zu gering ist und die Windkraft genauso benötigt wird.
Die Analyse des Subventionsbergs im Kommissionsbericht ist ja interessant, aber als Alternative sollte man keine Milchmädchenrechnungen präsentieren. So ist der Kohleausstieg nicht zu schaffen.
Lieber Herr Dr. Bernreuter,
aber auch Ihre Rechnung stimmt nicht, denn es geht im wesentlichen nicht nur um Energie und nicht um inst. Leistung, sondern darum, dass selbst bei 400GW PV-Zubau morgens die Sonne aufgeht – wenn sie aufgeht- und abends unter. Sie wollen bitte noch erklären, wie sie die tagsüber erzeugte Energie speichern und später verbrauchen können, wenn sie abends warm duschen und ein Hühnchen grillen wollen. Das Zauberwort sind eben die von Ihnen erwähnten Betriebsstunden!
Vielleicht setzen Sie sich beide an einen Tisch und denken nochmal nach.
Da gibt es nicht viel zum Nachdenken: Zum einen ergänzen sich Photovoltaik und Windkraft in ihrer Leistung sowohl im 24-Stunden-Takt (der Wind weht auch nachts) als auch saisonal recht gut. Zum anderen braucht es natürlich auch Speicher – insbesondere für die Dunkelflaute.
Im Hausbereich sind das Batteriespeicher, im mittleren und Großmaßstab Power-to-Gas (http://www.powertogas.info), thermische Speicher (https://lumenion.com/pressemitteilung-22-oktober-2018), Schwungrad-Speicher (https://www.pv-magazine.com/2018/03/14/pilot-project-for-flywheel-storage-underway-in-hawaii) oder weitere Ansätze sowie die existierenden Pumpspeicher-Kraftwerke. Siehe auch das Video „Speicher für die Energiewende“ von Prof. Volker Quaschning: https://www.youtube.com/watch?v=CE-6jsWCATk
Welche Speicherlösungen sich durchsetzen, wird letztlich der Markt entscheiden, aber sie müssen jetzt vorangetrieben werden.
Dass Sie mir gleich einen Doktor-Titel verleihen, ist übrigens nett, aber nicht nötig.
Und nachdenken sollte man auch mal über den Wegfall von Fernwärme beim Abschalten der Stein- und Braunkohlekraftwerke. Meines Wissens nach entsteht bei PV und WEA keine Prozesswärme. So kann also wohl nur das Gas diese und die AKW erstzen – ob man das nun gut oder weniger gut findet. Wir können natürlich mit PV-Strom Wasser erhitzen und……………
Selbst Agora hat in einem Ausstiegsszenario u. a. das Inbetriebnehmen aller! in D verfügbaren Gaskraftwerke mit 29,3GW skizziert für ein eine Dunkelflaute im Januar 2023, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten, neben Zubau 35GW PV und WEA, 1GW Biomassen etc. 29,3 GW Gaskraft.
Agora_Kurzanalyse-Kohleausstieg-und-Versorgungssicherheit_10112017(1)
Bedeutet: Nordstream 3+4 🙂
Dunkelflaute: Warum keine billigen Notstromdiesel? 100€/kW Anschaffung als Containerlösung. 20 GW stehen bereits in Deutschland ungenutzt herum. Die können auch Regelleistung bereitstellen.
PtG sehe ich noch lange nicht kommen, wenn überhaupt.
Apropos Arbeitsplätze: Bei einem Zubau von 12 GWp PV/8 GW Windkraft können die Braunkohlearbeiter gleich bei den Solarteuren anfangen! Die brauchen jede Hand!
Fernwärme: Wärme kannst ja günstig speichern. Also Wärmepumpen + Heizstab, allein da kannst problemlos 50 GW „Überschuss“ versenken. Also wieder nix mit Überschuss aus EE Produktion…
Meines Wissens lief kein Kernkraftwerk in KWK, und nur der geringste Teil der Kohlekraftwerke.
KWK ist eine sehr schöne Ergänzung zur PV, die vor allem im Sommer produziert. Im Winter, wenn man viel Wärme braucht, lässt man dann die KWK-Anlagen laufen, die dann auch die geringere PV-Produktion ausgleichen. Als Brennstoff sollten natürlich möglichst viel Erneuerbare eingesetzt werden. Die heutigen Biogaskraftwerke, die das ganze Jahr, 24/365, produzieren, müssten dann umgestellt werden.
Die Dunkelflaute wird dann mit Wasserkraft, Biomasse, Mindestmengen aus Windkraft und PV, Stromimport, Herunterregelung einiger regelbarer Stromverbraucher und einem Rest Erdgas überbrückt. Das letzte braucht man womöglich gar nicht, wenn man gute Einlagerungsmöglichkeiten für Biogas hat.
Stellt sich die Frage ob nicht die Nutzung von Erdgas aus Russland sinnvoller ist als der Anbau von Energiepflanzen.
Die derzeitigen Anbauflächen könnten aufgeforstet werden und so wieder Kohlenstoff einlagern, außerdem würden sie die Auswirkung von Wetterextremen (Starkregen,…) abmildern und einen Wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität liefern.
Würde die aufgebaute Biomasse dann Stofflich und nicht energetisch genutzt könnte der Kohlenstoff über viele Jahrzehnte z.b. als Bau- oder Dämmstoff gebunden werden.
Sollte die Kohlenstoffbilanz beim Vergleich der Optionen auch nur annähernd ausgeglichen sein sollte die energetische Verwertung von Biomasse zu Gunsten der Positiven Nebeneffekte durch Aufforstung zügig abgebaut werden.
Guter Bericht…sauber um Aufzurütteln.
@Micha, Fernwärme läß sich sicher auch anderst organisieren, als nur von „Abfallwärme“; da läßt sich eine Lösung finden.
Kohlekommission! Sind da noch andere Kommissionen aufgefordert worden, eine Vision über die zukünftige Energielandschaft zu entwickeln oder wird das unsere einzige Community der Fachleute?
Der Gesetzgeber handelt hier eventuell recht gutsherrenmäßig, möglicherweise nur vom Koaliationsvertrag angetrieben, eine offensichtlich wirkürliche Auswahl der Fachleute zu treffen. immerhin ein Anfang!
Haben wir eine Bedarfsermittlung über den Strombedarf für die kommenden Dekaden?
Wie weit wurde der wachsende Bedarf der E-Mobilität im Ansatz mit berücksichtigt?
Welche Reserveleistung für eine Netzstabilität wird vorzuhalten sein?
Warum wird nicht über mögliche Einparungsvolumina diskutiert?
Warum wird der energieintensive Sektor des produzierenden Gewerbes seit 20 Jahre in Schutz genommen, ohne deren Befreiung der Stomsteuer successive zurückzufahren?
Warum zieht der Gesetzgeber nicht die Chance der so hochgehaltenen freien Martwirtschaft in Erwägung, um mit entsprechenden Malus-Zahlungen per KW erzeugten Kohlestrom für klimaschädliche Emissionen hier steuernd einzugreifen, anstatt staatlich verordneten Austritt mit vorraussichtlich horrenden Summen zu organisieren; was offensichtlich der Plan der Mitglieder der Kohlekommision sein könnte.
Steuern kommt von steuern.
Nur ein Gedankenspiel: Wenn eine neue Emissionsabgabe ins Leben gerufen werden könnte, ähnlich der CO2-Steuer, die leider zu kurz gedacht war, die die gesammten Emissionen der Energieerzeugung an die Umwelt (Allgemeinheit) per erzeugtem KWh adäquat berücksichtigt und mit einem entsprechendem Schlüssel auch Jahr für Jahr steigen würde, wäre die Stromproduktion in einem angemessenem Zeitraum von- sagen wir 10 Jahren- nicht mehr wirtschaftlich vertretbar und somit einzustellen; samt Berg- und Tagebau. Vorraussetzung wäre, dass die Emissionsabgabe per Gesetz NICHT auf den Endverbraucher umzulegen wäre. Ausgleichsmaßnahmen für die im dreckigen Energiesektor Beschäftigten, wie vor beschrieben, sind selbstverständlich zu gestalten; super Ansatz!
Warum wird solch ein Steuerungsmoment nicht verfolgt? zu langsam? Argumente der Versorgungssicherheit? Wir haben doch immernoch teuer bezahlte Kraftwerke in der Hinterhand als Reservekapazitäten!
Das gesamte Konstukt lahmt offensichtlich!
Was werde ich in 20 Jahren meinen Enkeln sagen?
Herr Altmeier, bitte fangen Sie an, sich kompetentere Berater zu besorgen!
Klimawandel wartet nicht!
Thomas
Es ist schon sehr erschreckend, wenn man liest, PV und Wind würden sich gut ergänzen. Das war mal eine Hoffnung, über diesen Punkt sind wir aber längst hinaus. Die Erfahrung zeigt, dass es auch beim Wind gute und schlechte Monate gibt. Es gibt Monate, in denen liefert Wind nur 10% dessen, was er in guten Monaten abliefert. Im Gegensatz zur PV, die einen gut vorhersehbaren Tages- und Jahresgang hat, ist es beim Wind zudem reiner Zufall. Der eine April liefert viel, der andere wenig, und so gilt das für jeden einzelnen Monat des Jahres. Dennoch hätte eine reine Windstromversorgung weniger Langzeitspeicherbedarf als eine reine PV-Versorgung, und ein gemischtes System noch etwas weniger – soweit stimmt es, aber für eine 100%-EE-Versorgung brauchen wir eine effiziente Langzeitspeicherung. Daran führt kein Weg vorbei. Es kommt nur darauf an, den Anteil des Langzeit zu speichernden Stroms so klein wie möglich zu halten, damit die Kosten nicht zu sehr auf den Strompreis durchschlagen.