Neuer Marktplatz für lokalen Stromhandel gestartet

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Im Landkreis Biberach bieten fünf Bürgerenergiegenossenschaften ab sofort einen Herkunftsnachweis beim Strombezug. Mit der sogenannten ‚BiberEnergie‘ wurde dafür ein virtueller Marktplatz geschaffen, auf dem Erzeuger und Verbraucher aus dem Landkreis zusammenkommen, wie EnBW am Montag mitteilte. Vom süddeutsche Energieversorger stammen demnach die technischen Funktionen des Online-Portals, er kümmert sich außerdem um die energiewirtschaftlich notwendigen Prozesse im Hintergrund sowie um die Abrechnungen.

Für die Biberenergie stehen zum Start drei Photovoltaik-Anlagen mit zusammen rund 200 Kilowatt Leistung auf dem Internet-Marktplatz zur Verfügung. Jürgen Müller von der am Projekt beteiligten Bürgerenergiegenossenschaft Riss rechnet damit, dass sich der Charme des neuen Marktplatzes schnell herumspricht und in den kommenden Wochen und Monaten weitere Anlagenbetreiber dazukommen. „Für diese setzt sich der Preis aus dem Börsenpreis sowie der Markt- beziehungsweise Managementprämie zusammen – und das ist am Ende mehr als die Einspeisevergütung“, sagt Müller. Dazu sei der Marktplatz vor allem für jene Erzeuger interessant, deren Anlage in den kommenden Jahren aus dem EEG fallen und die ihren Strom dann nur noch im Großhandel verkaufen könnten. In der Regel sei die ‚BiberEnergie‘ für Anlagen ab etwa 30 Kilowatt attraktiv, nach Auslaufen der sicheren EEG-Vergütung aber auch für kleinere, schreibt EnBW.

Für den Stromkunden wird sich durch den neuen Marktplatz im Vergleich zum Strom aus der Steckdose preislich wohl nicht viel ändern. „Wir sprechen mit unserem Angebot eine bestimmte Klientel an, die gerne auf Wochenmärkte geht und auch sonst Wert auf regionale Erzeugung legen“, sagt Müller. „Wir haben dafür sogar die Anlagen-Besitzer mit kleinen Porträts abgebildet.“ Wichtig für den Marktplatz sei dabei, dass sich Angebot und Nachfrage in etwa die Waage halten. Erzeugen die Anlagenbetreiber zu viel, wird der Strom an der Strombörse verkauft, erzeugen sie zu wenig, wird Strom zugekauft. „Dieser stammt dann zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien“, sagt Müller.

Dafür sorgt im Hintergrund EnBW. Für den Konzern ist es nach eigenen Angaben das erste Projekt dieser Art, zum Start der ‚BiberEnergie‘ kam auch der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller. Mit seinem Team Regiostrom bietet EnBW neben der Abrechnung weitere Serviceleistungen wie etwa die Anmeldung und Direktvermarktung der Anlagen, Bilanzkreismanagement oder Lieferantenprozesse. EnBW will diesen Service ausbauen und plant aktuell Info-Veranstaltungen mit Bürgerenergiegenossenschaften in anderen Regionen Baden-Württembergs.

„Generell hatte ja unser Vorstandsvorsitzender, Frank Mastiaux, schon vor Jahren proklamiert, dass das Geschäftsmodell der EnBW angesichts der Energiewende mit den vielen, dezentralen Playern am Markt vom Schwerpunkt Stromverkauf viel mehr in Richtung Anbieter von Dienstleistungen gehen muss“, sagt ein Sprecher auf Nachfrage von pv magazine. Regiostrom sei dabei einer von vielen Bausteinen auf diesem Weg.

Interessenten könnten sich generell über das Portal Biberenergie anmelden und würden im Anschluss persönlich zum weiteren Vorgehen beraten. Anhand der im System hinterlegten Postleitzahlen werde dabei sofort festgestellt, ob der Standort auch im Kreisgebiet liegt. Gleiches gelte auch für die Anmeldung von Stromkunden aus dem Landkreis, die nach wenigen Mausklicks und Eingabe der üblichen Vertragsinformationen zum nächst möglichen Termin Kunde werden könnten.

Zu den Initiatoren des neuen Marktplatzes gehören die Bürgerenergiegenossenschaften Attenweiler, Bad Schussenried-Ingoldingen, Laupheim und Schemmerhofen und Riss aus Maselheim und Warthausen.

Zum Regionalstromkonzept siehe auch das Interview mit Christian Chudoba , CEO von Lumenaza, dem Anbieter des Regionalstromprodukts.

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