Finanzierung von Photovoltaik-Projekten im Iran noch schwierig

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pv magazine: Können Sie kurz beschreiben, was der Iran tut, um Photovoltaik zu fördern?

Sharam Roghani (Foto): Der Iran will in den kommenden Jahren die Erzeugungskapazitäten aus erneuerbaren Energien – vornehmlich Windkraft und Photovoltaik – auf fünf Gigawatt hochfahren. Dazu ist ein gesetzlicher Rahmen samt Behörde geschaffen worden. Der Chef der Behörde berichtet direkt an den Energieminister. Diese Tatsache verdeutlicht die Bedeutung des Vorhabens für den Iran. Der gesetzliche Rahmen sieht eine feste Einspeisevergütung für den eingespeisten Strom aus erneuerbaren Energien über 20 Jahre vor, wobei nach 10 Jahren eine Absenkung des Tarifs vorgesehen ist. Es gibt eine Menge weiterer Details, die alle in einem Stromabnahmevertrag (PPA) zwischen dem Energieministerium und dem Investor vereinbart werden.

Hat sich diese neue Politik schon auf den Zubau 2017 ausgewirkt?

Ich will zunächst einmal darauf hinweisen, dass die iranische Zeitrechnung von der westlichen abweicht. Bis Ende 2017 gab es im Iran unterzeichnete PPAs für Wind und Solar in der Größenordnung von 2,2 Gigawatt. Davon waren nach Angaben der zuständigen Behörde SATBA in etwa 1,2 Gigawatt für Windkraft- und 1,0 Gigawatt für Solaranlagen ausgestellt worden. Davon realisiert wurden bislang Windparks mit rund 89 Megawatt sowie 63 Megawatt Photovoltaik-Anlagen. Nach von SABTA veröffentlichten Angaben entsprechen die 63 Megawatt auch dem bisher Photovoltaik-Zubau im Land.

Sie haben sich einen Stromabnahmevertrag für ein Photovoltaik-Projekt im Iran sichern können. Welchen Umfang hat dieser?

Wir haben es nach vier Jahren geschafft, uns einen PPA für ein 120 Megawatt-Projekt zu sichern. Es ist meines Wissens nach aktuell das größte Photovoltaik-Projekt mit einem unterzeichneten PPA im Iran. Das zeitaufwändigste dabei war die Grundstückssicherung.

Was ist in dem Vertrag alles enthalten?

Der Vertrag hat einen Umfang von etwa 100 Seiten. Darin sind neben wichtigen Vertragsbestandteilen wie Pachtvertrag, Netzanschlusszusage, naturschutzrechtliche Genehmigung sowie die Baugenehmigung zusätzliche technische Informationen zum Vorhaben sowie die rechtlichen und wirtschaftlichen Vereinbarungen aufgeführt.

Bis wann haben Sie Zeit, die Anlagen zu realisieren?

Für Solaranlagen beträgt der Realisierungszeitraum 15 Monaten nach PPA-Unterzeichnung unabhängig von der Anlagengröße. Bei Windkraftanlagen sind 24 Monate vorgesehen.

Ist ein weiterer Aufschub denkbar, etwa gegen Abschläge bei der Vergütung?

Eine Verlängerung des Vertrags nach Ablauf der Frist ist zwar möglich, sofern nachgewiesen werden kann, dass der Baubeginn bereits erfolgt ist. Der Tarif wird allerdings angepasst werden, sofern zum dann geltenden Zeitpunkt die gesetzliche Einspeisevergütung niedriger ist als der im PPA vereinbarte Wert.

Sind die PPAs bankable?

Nach Einschätzung unserer Anwälte sind die PPAs nicht bankable. Allerdings ist es wohl möglich, bestimmte rechtliche Risiken als Länderrisiko zu deklarieren. Somit bleiben einige wirtschaftliche Risiken im Vertrag übrig, die eine Finanzierung schwierig oder teuer werden lassen.

Können Sie konkrete Risiken benennen?

Erstens, die Formel zur Anpassung des Einspeisetarifes an die Inflation und Wechselwährungsschwankungen berücksichtigt nicht die Bauphase von 15 beziehungsweise 24 Monaten. Sie greift erst ab der Fertigstellung der Anlage. Diese Tatsache birgt erhebliche wirtschaftliche Risiken, wenn man sich die Entwicklung des Wechselkurses der vergangenen zwölf Monate anschaut. Der zweite Punkt ist, dass aktuell Module im Iran mit 15 Prozent Zoll beaufschlagt werden. Dies war vor kurzem noch nicht der Fall und soll zum Kauf von im Iran hergestellten Modulen führen. Ferner kann die neu eingeführte Mehrwertsteuer von neun Prozent, die auf den Errichtungspreis der Kraftwerke fällig wird, nicht auf die Einspeisevergütung umgelegt werden. Außerdem ist zu befürchten, dass in Kürze auch Wechselrichter von Zoll betroffen sein werden. All diese Mehraufwendungen sind in den aktuellen Einspeisetarife nicht berücksichtigt. Investoren und EPC-Unternehmen sollten insofern diese Kosten in den Kalkulationen berücksichtigen.

Gibt es weitere Risiken?

Die Begrenzung der Bauzeit auf 15 Monate für Photovoltaik-Anlagen ist vor allem dann kritisch, wenn die Anlagen größer 30 Megawatt sind und ein eigenes Umspannwerk errichtet werden muss. Weiterhin problematisch ist, dass die meisten Pachtverträge und der Pachtzins nicht auf 20 Jahre fixiert sind. Wir haben in unserem Fall (vor Vertragsabschluss des Pachtvertrages) gesehen, dass der Pachtzins um das 37-fache binnen eines Jahres gestiegen ist. Das kann ein Projekt nicht wiederholt verkraften, auch wenn der Pachtzins sich auf einem niedrigen Niveau befindet. Zudem gibt es im Iran zwei Wechselkurse für Fremdwährungen. Den offiziellen, staatlichen Wechselkurs, auf die sich die oben aufgeführte Formel bezieht, sowie den freien Marktkurs, zu dem man die erzielten Einnahmen auf dem freien Markt eintauschen soll. Das Risiko besteht in der Verfügbarkeit von Devisen zum Zeitpunkt des Umtausches sowie des Delta-Wertes zwischen dem offiziellen und freien Wechselkurs.

Gewährt der Iran den Investoren zur Absicherung staatliche Garantien?

Staatsgarantien kann es in Ausnahmefällen geben, wenn Finanzierungen aus dem Ausland in den Iran zu sehr niedrigen Zinsen – etwa um den Libor-Zinssatz – erfolgen. In der Regel gibt es keine Staatsgarantien.

Wie sieht die Absicherung der PPAs gegen Währungsschwankungen aus?

Es gibt eine Formel im PPA, die den Einspeisetarif je nach Inflation und Wechselwährungsschwankung korrigiert. Dabei kann man den Schwerpunkt des Korrekturfaktors auf die Inflation oder Wechselwährungsschwankung legen. Insofern wird es immer eine bis zu 70 oder 80 prozentige Anpassung geben, sofern die staatlichen Stellen die Statistiken veröffentlichen. Dies war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Außerdem, wie bereits erwähnt, bezieht sich die Formel auf den offiziellen Wechselkurs. Insofern muss darauf geachtet werden, dass man bei einer Auslandsfinanzierung auf jeden Fall das Recht erhält, das Geld zum offiziellen Wechselkurs zu wechseln und aus dem Land zu führen.

Wie steht es um die Finanzierung der Projekte im Iran?

Die meisten mir bekannten Projekte sind aus Eigenkapital finanziert. Ich höre immer wieder von Möglichkeiten einer Bankenfinanzierung, konnte bislang für unser Projekt allerdings noch keine Bankenfinanzierung bekommen.

Welche Rolle spielen die politischen Instabilitäten in der Region bei den fehlenden Finanzierungen?

Neben den Marktrisiken sowie vertraglichen Problemen – also, dass der PPA nicht bankable ist – spielen die politischen Unsicherheiten eine erhebliche Rolle. Die meisten Banken treibt die Sorge, dass im Falle einer Finanzierung von Projekten im Iran deren Dollarkreditlinie gekappt werden könnte. Außerdem fürchten die Banken Milliarden-Strafen der US-Regierung, wie es in der Vergangenheit vorgekommen ist. Insofern spielen die Tweets von US-Präsident Trump eine wichtige Rolle, wenn es um die Finanzierung von Projekten im Iran geht.

Was müsste sich ändern, um eine adäquate Finanzierung zu ermöglichen?

Aus meiner Sicht müssen die PPA-Verträge zumindest die aufgeführten Mängel abstellen. Ich war in den letzten drei Wochen im Iran und habe dort erlebt, dass das Budget von SATBA durch staatliche Stellen für sonstige Staatsausgaben ausgegeben worden ist. Folglich ist in den letzten Monaten die Einspeisevergütung vieler Anlagen seitens SATBA nicht erfolgt. Solche Aktivitäten schrecken Investoren ab. Finanzierungen im Iran kommen im großen Umfang nur dann zustande, wenn es für Investoren eine hinreichende Sicherheit auf Realisierung von Erfolgschancen gibt. Insofern wären Staatsgarantien des Iran für Projekte zweckmäßig und notwendig. Andererseits benötigt der Iran Zugang zum günstigen Kapital aus dem Ausland. Insofern muss es von der politischen Seite in Deutschland grünes Licht in Richtung Banken geben. Solange Banken Sanktionen fürchten, werden sie im Iran nicht investieren. Dazu bedarf es politischer Garantien in Deutschland und anderen europäischen Ländern.

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