PwC-Studie: Stadtwerke weiter vor großen Herausforderungen

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Die Stadtwerke-Manager sehen in der konventionellen Energieerzeugung keine aussichtsreiche strategische Option mehr. So zumindest lautet ein zentrales Ergebnis der am Montag veröffentlichten Studie „Stadtwerke 2030“, die das Beratungsunternehmen Pricewaterhouse Coopers (PwC) mit Unterstützung des Verbands kommunaler Unternehmen VKU erstellt hat. Demnach sei das konventionelle Geschäftsfeld nach Ansicht der Manager am ehesten von Rückgängen betroffen, da hier die Ergebnisse in allen klassischen Wertschöpfungsstufen zunehmend unter Druck gerieten. Da Schließungen oder Verkäufe der Kraftwerke kaum möglich seien, erhoffen mehr als 75 Prozent der Befragten eine staatlich regulierte Lösung für die Netz- und Kraftwerksreserve.

Das sich daraus Chancen für den Bereich erneuerbare Energien ergeben, lässt sich laut der Studie nur bedingt sagen. Die Stadtwerke-Manager sehen hier die Entwicklung zwar positiver als bei der konventionellen Sparte. Doch der intensive Wettbewerb mit Finanzinvestoren und branchenfremden Marktteilnehmern resultiere ebenfalls in nicht mehr ausreichenden Renditen. Dabei biete gerade die Photovoltaik für die Stadtwerke große Investitionsmöglichkeiten, da sie im Vergleich etwa zu Windenergie kleinteiliger und weniger abhängig von großen Finanzinverstoren sei, sagt Studien-Co-Autor Henry Otto, Partner und Leiter des Bereichs Utilities und Regulation bei PwC, auf Nachfrage von pv magazine. „Das Potenzial auf Schuldächern oder anderen öffentlichen Gebäuden ist groß, aber auch im Hinblick auf Service-Dienstleistungen oder Mieterstrom- und Leasing-Modelle.“

Nach der Studie sinken die Renditen auch im Energiehandel mit seiner steigenden Wettbewerbsintensität, hohen Transparenz und seinem hohen Automatisierungsgrad. Die Renditen im Vertrieb sind der Umfrage zufolge dagegen noch relativ stabil, aber die Digitalisierung und der zunehmende Wettbewerb erhöhen auch hier den Rationalisierungsdruck.

Die Studienautoren kommen dabei zu dem Ergebnis, dass die kommunale Energieversorger Herausforderungen wie zusätzliche Regulierung, Dezentralisierung oder mehr Wettbewerb bei sinkenden Gewinnen am besten durch neue Kooperationen lösen können. Denn aufgrund dieser Entwicklungen wachse der Bedarf, noch stärker als bisher in Infrastruktur und Informationstechnologie, neue Geschäftsmodelle und -abläufe sowie – ganz wesentlich – in Personal zu investieren. „Um die Chancen aus der Digitalisierung sowie der Energie- und Verkehrswende zu nutzen, sollten kommunale Energieversorgungsunternehmen sich vor allem für Kooperationen öffnen“, sagt Sven-Joachim Otto, mitverantwortlicher Studienautor und Partner bei PwC Legal. Dafür könnten sich auch bislang branchenfremde Unternehmen eignen, beispielsweise aus den Bereichen Elektromobilität oder Smart Energy. Neben dem Know-how würden durch die Kooperationen schließlich auch die Geschäftsrisiken geteilt.

„Allerdings erweisen sich dabei das Gemeinderecht, dessen unterschiedliche Ausprägungen in den Bundesländern, aber auch andere Regularien, wie beispielsweise die Anreizregulierungsverordnung, zunehmend als Hindernis. Solche muss der Gesetzgeber dringend abbauen“, sagt Otto. Gerade wegen des Gemeindewirtschaftsrecht seien Stadtwerke bei der Erschließung neuer Geschäftsfelder und dem Aufbau von Kooperationen gegenüber privaten Anbietern im Nachteil. Katherina Reiche, Hauptgeschäftsführerin des VKU, fordert in diesem Punkt Verbesserungen.

Die Gesetze regeln dabei, welche Geschäftsfelder der öffentlichen Daseinsvorsorge dienen und welche nicht. „Das Gemeinderecht ist dabei oft schon mehrere Jahrzehnte alt und passt vielfach nicht mehr in unsere Zeit“, sagt Otto.

Große Probleme erwarten die Stadtwerke-Manager beim Thema Netzbetrieb. 92 Prozent der Befragten sehen aufgrund des politischen Willens, die Verbraucherpreise nicht steigen zu lassen, Regulierungsdruck und dadurch sinkende Netzrenditen als zentrales Risiko. Die Folge: Die Energieversorger werden wohl künftig andere kommunale Aufgaben wie den öffentlichen Personennahverkehr und Freizeitbäder aufgrund der schlechteren Ertragslage weniger quersubventionieren können. 51 Prozent der Studienteilnehmer halten Rationalisierungsmaßnahmen für zwingend notwendig. Da es den Kommunen aber finanziell nicht unbedingt bessergeht, können sich fast 45 Prozent der Befragten vorstellen, künftig zusätzliche kommunale Aufgaben zu übernehmen. „Das ist ein zentrales Ergebnis, dass in der Branche von den Managern widersprechende, strategische Handlungsoptionen gleichberechtigt vertreten werden“, sagt Studienautor Otto. Denkbar sei dementsprechend die Fokussierung auf den Netzbetrieb ebenso wie die Ausweitung der Geschäftsfelder in neue Bereiche wie etwa den Betrieb von Rechenzentren, des Bauhofes oder das Gebäudemanagement.

82 Prozent der Befragten sehen die integrierte Wertschöpfungskette – das heißt die Bündelung der Medien und der Geschäftsfelder Erzeugung, Netz, und Vertrieb – als einen wesentlichen Ansatz, um die Herausforderungen zu meistern. 49 Prozent halten die Fokussierung auf den reinen Infrastrukturdienstleister rund um die Netze als eine sinnvolle strategische Alternative. 48 Prozent sehen ihr Unternehmen künftig als (digitalen) Serviceprovider und planen, den Anteil von Dienstleistungen an der Wertschöpfung deutlich zu erhöhen. Dabei halten es 62 Prozent der befragten Manager für essenziell, die Kundenservices zu verbessern. PwC hat für die Studie Vorstände, Geschäftsführer und andere Manager von 300 kommunalen Energieversorgungsunternehmen befragt.

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