Gefahr für die Energiewende: Schaden schlechte Prospekte der „schwarzen Schafe“ der Reputation der Photovoltaik?

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Zum Jahresende sind die bei der Bank festanlegten Ersparnisse frei geworden. Diese Gelder suchen nun nach einer Wiederanlage im neuen Jahr. Da die vertraute Hausbank auf absehbare Zeit keine oder nur Mini-Zinsen anbietet, suchen die Geldanleger zum Inflationsausgleich alternative Geldanlagen.

Da bietet die Branche der erneuerbaren Energien mit den im EEG festgesetzen Einspeisevergütungen für Strom aus Photovoltaik oder auch anderen Erneuerbare-Anlagen im Vergleich hohe Zinsen  von vier bis sieben Prozent jährlich und vermeintlich hohe Planungssicherheit.

Die Emittenten von Geld- und Vermögensanlagen kalkulieren auf dieser gesetzlichen Basis mit hohen betrieblichen Erträgen aus ihren Energieerzeugungsanlagen, die die jährlichen Zinszahlungen und risikolose Rückführung des Kapitals an die Geldanleger absichern sollen. Zudem wird die Geldanlage mit dem Versprechen abgesichert, dass in Realwerte oder echte Sachwerte investiert werde, die nicht verloren gehen können. Und Strom brauchen wir doch eigentlich immer.

Ein von Juristen geschriebenes, von Grafikern bunt illustriertes und auf Ökopapier gedrucktes Prospekt über 100 Seiten unterstreicht die seröse Aufmachung des Verkaufsprospektes. Am Ende hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) sogar das Prospekt noch geprüft, die Behördenzustimmung erteilt und zum Vertrieb freigegeben. Was kann jetzt noch schiefgehen?

Eigentlich alles!

In den jüngsten Prospekten der bundesweit bekannten Anbieter von Geld- und Vermögensanlagen im Bereich der Erneuerbaren und Photovoltaik zeigen sich identische Muster in der Konzeption der Geldanlage. Die aktuellen Angebote für Geldanlagen unterscheiden sich deutlich von denen aus der jüngeren Vergangenheit.

Folgende drei Beobachtungen fallen derzeit besonders auf:

Im Vergleich zu den Vorjahren werben die Emittenten von Geldanlagen vermehrt für die Finanzierung von sogenannten Blindpools ein. Zum Zeitpunkt des Vertriebes der Geldanlage steht damit aber weder das Projekt noch die Investitionsgelegenheit fest. Der Emittent der Geldanlage überträgt somit versteckt weitere Risiken auf den Geldanleger, da weder der Standort der Anlage noch die verbaute Technik noch der Zeitpunkt und die Kosten der Investition bekannt sind. Unklar bleibt, wie die Zahlung des versprochenen Zinssatzes und die Kapitalrückführung wie beworben funktionieren soll.

Zudem erlauben die Bedingungen in den Prospekten zunehmend, dass die für die Projekte eingeworbenen Gelder auch anderweitig im Konzern verwendet werden dürfen. Im Extremfall wird somit mit der Neuemission der Konzern lediglich umgeschuldet, und es werden überhaupt keine neue renditebringenden Anlagen gebaut. Dann wäre der Geldanleger bei der Zahlung der Zinsen und der Rückzahlung seiner Geldanlage von einer weiteren Neuemission des Emittenten – einer weiteren Umfinanzierung – abhängig.

Immer häufiger werden neue Gesellschaften gegründet, die das Kapital einwerben. Somit brauchen die Emittenten der Geld- und Vermögensanlagen keine Erfolgsrechnungen und Bilanzen aus den Vorjahren im Prospekt auszuweisen. Zudem können sich die Emittenten nicht nachvollziehbare – und schon gar nicht nachprüfbare –  Planbilanzen erstellen. Die Emittenten zeigen auch gerne Bilanzen einzelner Gesellschaften aus dem Konzern, die aktuell finanziell besonders gut dastehen, um Vertrauen beim Geldanleger aufzubauen. Wie das Ergebnis dieser einen Gesellschaft zustande gekommen ist, verrät Ihnen die Geschäftsführung auch nicht. Einen Konzernjahresabschluss gibt es nur selten zu sehen. Die Leistungsfähigkeit des Managements und der Belegschaft sind somit nicht einschätzbar.

Da die aktuellen Prospektbedingungen dem Management der Emittenten hohe Freiheiten gewähren, kommt es für die Geldanleger letztlich darauf an, das Management richtig einzuschätzen. Der Prospekt sagt zunehmend weniger über die wahre Leistungsfähigkeit des Management des Emittenten aus, so dass der Geldanleger schlicht Vertrauen in die Versprechungen haben muss.

Da Urvertrauen in den Emittenten bei der Geldanlage ein schlechter Ratgeber ist, benötigt der Geldanleger zur Absicherung seiner Entscheidung deutlich mehr Informationen, als aus dem Prospekt zu erhalten sind.

Der Geldanleger sollte zumindest eine qualifizierte Zweitmeinung über die Entwicklung der Märkte einholen, in die investiert wird. Kaufmännische und technische Analysen über den Emittenten oder dem dahinterstehenden Konzern helfen, um die Leistungsfähigkeit des Managements einzuschätzen und zu prüfen, ob frühere Versprechen auch erfüllt worden sind. Eine rechtliche und steuerrechtliche Analye hilft, damit der Geldanleger sein persönliches Geldanlageprofil mit dem Profil der beworbenen Geld- und Vermögensanlage abgleichen kann.

Mit dieser 360 Grad Schau können Sie besser erkennen, ob die angebotene Geldanlage seriös, sicher und grün ist.

Auf der Informationsveranstaltung „Wie sicher ist meine Geldanlage bei den Erneuerbaren Energien“ informieren die Utility Consultants und Rechtsanwaltkanzlei Seimetz&Kollegen am 24.02.2018 in München über alle relevanten Aspekte, um eine erfolgreiche Investition oder Geldanlage in Erneuerbare Energien zu tätigen. Weitere Information zur Veranstaltung finden Sie auf der folgenden Internetseite: https://www.eventbrite.de/e/wie-sicher-ist-meine-geldanlage-bei-den-erneuerbaren-energien-tickets-41304327355. Die Veranstaltung befasst sich auch mit aktuell notleidenden Geldanlagen, bei denen Zins und Tilgung nicht prospektgetreu gezahlt oder mittlerweile ausgesetzt wurden.

Der Autor Kai-Wilfrid Schröder war jahrelang Dozent für externe Bilanzanalyse und hat jahrelange Erfahrung in der kaufmännischen Analyse von Unternehmen im Rahmen von Unternehmenstransaktionen. Mit einem auf erneuerbare Energien spezialisierten Ingenieurteam hat er die Beratungsfirma Utility Consultants gegründet, die technische und kaufmännische Analysen für Geldanleger und Investoren in den erneuerbaren Energien anbietet. Der fachkundige Rat soll den privaten Investor vor Fehlentscheidungen in eine Investition oder eine Geldanlage schützen. Mehr Informationen finden Sie unter http://www.utility-consultant.de/

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com

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