pv magazine: Nach drei Jahren an der Spitze haben nicht mehr noch einmal als Präsident von Solarpower Europe kandidiert. Was sind die Gründe?
Oliver Schäfer (Foto): Eigentlich hätte ich das Amt gern noch weitergeführt. Es war eine kurzfristige Entscheidung, da mich Sunpower Ende Februar freigestellt hat. Somit fehlte mir ein Unternehmen, das meine Kandidatur als Präsident unterstützte. Eigentlich gab es noch im November die Zusage von Sunpower, dass ich meine Kandidatur fortsetzen soll. Sehr zu meinem Bedauern musste ich mich nun doch aus den genannten Gründen zurückziehen.
Sie waren immerhin etwa acht Jahre als Market Devolopment Director bei Sunpower in Europa tätig. Das Unternehmen zieht sich weitgehend aus Europa zurück und will sich auf den amerikanischen Markt fokussieren. Ist das eine richtige Entscheidung?
Ich hätte eine andere Entscheidung getroffen und mir natürlich auch eine andere Entscheidung gewünscht. Ich halte Europa für einen Wachstumsmarkt in Gigawattmaßstab, gerade wenn es um die Entwicklung von Photovoltaik und Speicher geht. In den kommenden Jahren werden wir viele neue Konzepte sehen, die wahrscheinlich zuerst in Europa erprobt und umgesetzt werden.
Einen großen Platz in der Zeit Ihrer Präsidentschaft von Solarpower Europe hat der Handelsstreit mit China eingenommen. Nun hat die EU-Kommission eine Verlängerung um 18 Monate beschlossen. Ist das eine Niederlage für Solarpower Europe, das ein Auslaufen der Maßnahmen erreichen wollte?
Es hätte schlimmer kommen können. Es ist ein Kompromiss, mit dem wir gut leben können. Solarpower Europe hat immer betont, dass wenn die EU-Kommission Belege dafür findet, dass noch Subventionen und Dumping der chinesischen Photovoltaik-Hersteller vorliegen, die Maßnahmen auch verlängert werden sollten. Somit ist die Entscheidung von Brüssel logisch. Wie lange es wirklich weitergeht, wird dann die nun eingeleitete Zwischenprüfung zeigen.
Der Handelsstreit hat zu einem Riss in der europäischen Solarbranche geführt. Wie lässt sich der wieder kitten?
Wir sollten alle gemeinsam an der Energiezukunft arbeiten. Eine Chance dazu sind die derzeit laufenden Verhandlungen über die Maßnahmen aus dem sogenannten Winterpaket der EU-Kommission, die den Markt grundlegend verändern werden.
Wie bewerten Sie die Entwicklung des europäischen Marktes im Moment?
Ich erwarte, dass sich die Energie-Gesetzgebung in Europa dramatisch ändert. Der Energiemarkt wird sich von einem Kilowattstunde-Markt hin zu einem Markt mit Fokus auf Energiedienstleistungen entwickeln. Damit werden Solar, Wind und Gas eine zentrale Rolle in der Zukunft einnehmen. Gerade mit der Umstellung des Energiemarktdesigns und der Sektorenkopplung sind große Chancen verbunden.
Welche wichtigen Themen sehen Sie für die Zukunft?
Uns muss allen klar sein, dass wir raus aus der Kohle müssen. Dafür müssen wir heute kämpfen und können uns dann morgen streiten, wie wir diesen 30 Prozent Anteil auf dem Strommarkt aufteilen. Ich bin überzeugt, dass wer heute noch die Kohle verteidigt, in zehn Jahren nicht mehr da sein wird. Gleichzeitig sind damit ebenfalls große Chancen für die weitere Entwicklung von Photovoltaik, Windkraft und Gas in Europa verbunden.
Was wünschen Sie Ihrem Nachfolger bei Solarpower Europe?
Alles Gute und weiterhin viel Erfolg im Gesetzgebungsprozess.
Bleiben Sie der Solarbranche erhalten?
Das kann ich momentan ehrlich noch nicht sagen. Ich denke aber schon, dass ich der Energiebranche in irgendeiner Form erhalten bleiben werde.
Das Interview führte Sandra Enkhardt.
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