Roundtable III: Hochvoltsysteme und Modularität

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Michael Fuhs (pv magazine): Kommen wir zur Technik. Stellt der Einsatz im Gewerbe Speicher auch vor andere technische Herausforderungen? Und erwarten uns hier vielleicht neue Technologietrends?

Franz-Josef Feilmeier (Fenecon): Um Speicher neben der Eigenverbrauchsoptimierung auch für andere Zwecke nutzen zu können, sollte man die Hardware- und Software-Ansteuerungsmöglichkeit dafür auch offenhalten. Das kann man als aktives Verkaufsargument benutzen, weil der Kunde ansonsten nur in seiner abgeschlossenen Herstellerumgebung agieren kann. Zu manchen Zeitpunkten kann eine Einspeisung aus der Photovoltaikanlage auch bei nicht voller Batterie wirtschaftlich sein, zu anderen Zeitpunkten macht es Sinn, den Speicher günstig aus dem Netz zu beladen. Heute kann man das vielleicht noch nicht richtig monetarisieren, aber in Zukunft wird das über Apps von Energieversorgern möglich sein.

Daniel Hannemann (Tesvolt): Wir sehen die Entwicklung hin zu Hochvoltsystemen. Damit sind die größten Kostenersparnisse auf Systemebene möglich – also von der Batterie bis zum Wechselrichter. Der Hochvoltbereich eröffnet zudem neue technische Möglichkeiten, zum Beispiel durch ein intelligentes Batteriemanagementsystem, das die Batteriemodule so verwaltet, dass man sie jederzeit austauschen und erweitern kann. Momentan geht das nur innerhalb eines Jahres. Wir merken im Gewerbebereich, dass in Deutschland fast jeder zweite Kunde nachrüsten will.

Feilmeier: Ich kann durchaus bestätigen, dass der Trend Richtung Hochvolt geht, vor allem weil man damit noch größere Einsparpotenziale in der Leistungselektronik heben kann. Das ist aus meiner Sicht dringend notwendig. Wenn man die Kilowattstunden Batteriekosten mit den KW-Leistungselektronik-Kosten, also den Batterie-Wechselrichter-Kosten, vergleicht, hoffe ich mit einem kleinen Seitenhieb auf Refu, dass es im Gewerbebereich Preissenkungen geben wird.

Aaron Gerdemann (Refu): Dann nehme ich den Seitenhieb gleich mal auf. Hochvolt ist aus meiner Sicht kein Trend, sondern bereits Standard, wenn man Spannungen zwischen 600 und 1.000 Volt auf der DC-Seite damit meint. Dem entgegen stehen Niedervoltsysteme, die vor Jahren für Offgrid-Anwendungen entwickelt wurden. Durch die Kupfereinsparungen und andere Optimierungen im System können die Kosten drastisch gesenkt werden. Wir konnten die Kosten auch dadurch bereits senken, dass wir trafolose Geräte eingeführt haben. Ich sehe viele Innovationspotenziale für Batterieumrichter, da heutige oft aus einer Solarumrichterbasis entstanden sind. Unsere Umrichter können jetzt zum Beispiel auf einer Phase laden und auf einer anderen Phase entladen. Im Residential-Photovoltaik-Markt speisen fast alle einphasig ein, daher könnte das notwendig werden. Diese Phasenkompensation ist ein interessantes Feature.

Stefan Hagedorn (E3/DC): Ich glaube, dass ein Trend in Richtung Modularität der Systeme geht, also hinsichtlich Kapazität und Leistung.

Fuhs: Das heißt, dass man die Auslegung der Kapazität und Lade- und Entladeleistung weiter entkoppelt?

Hagedorn: Ja, das heißt, dass man projektweise entscheidet, wie viel Kapazität und wie viel Leistung nötig ist, und dass man das System entsprechend zusammenstellen kann. Wir haben auch viel über Zusatznutzen und Zusatzfunktionen von Speichern gesprochen: Es wird eine Art Baukastenprinzip hinsichtlich dieser Funktionen geben. Man wird einzeln wählen können: Notstrom, Regelleistung, Stromqualität und so weiter. Die Produkte werden flexibler.

Gerdemann: Dem kann ich mich anschließen. Wir arbeiten gerade an einer Anfrage für eine Hybridbatterie. Die Charakteristika von Blei- und Lithium-Ionen-Akkus sollen kombiniert werden. Die bessere Zyklenfestigkeit in Leistungsanwendungen der Li-Ion-Batterie soll mit Energieanwendungen und günstigeren Bleibatterien kombiniert werden. Da entstehen weitere interessante Entwicklungsprojekte für Batterie und Leistungselektronik.

Kasten: Die Diskussionsteilnehmer

Daniel Hannemann, Geschäftsführer Tesvolt: Das Unternehmen entwickelt Lithiumspeichersysteme über einen großen Kapazitätsbereich, der Systeme mit 4,8 Kilowattstunden Kapazität bis zum Megawattstunden-Kraftwerk umfasst. Sie werden über Installationsbetriebe und Händler an Gewerbekunden, unter anderem in der Landwirtschaft, vertrieben.

Franz-Josef Feilmeier, CEO Fenecon: Das Unternehmen entwickelt und vertreibt in enger Zusammenarbeit mit BYD Stromspeichersysteme und flexible Energiemanagementlösungen für Kombinationen von verschiedenen Anwendungen und hat nach eigenen Angaben bisher etwa 1.200 meist größere Speicher verkauft.

Aaron Gerdemann, Senior Vice President Prettl Energy/Refu Elektronik: Das Unternehmen beschreibt sich als Pionier im Bereich der Leistungselektronik für stationäre und mobile Batteriespeichersysteme. In der Solarindustrie ist es auch durch die Refusol-Solarwechselrichter bekannt, die im Gewerbe- und Großanlagensegment vertrieben werden.

Jürgen Münzer, Projektleiter Lechwerke: Der regionale Energieversorger bietet Strom- und Gasprodukte und weitere Dienstleistungen an. Das Unternehmen berät seine Gewerbestromkunden auch im Hinblick auf den Bau von Photovoltaikanlagen, BHKWs und Speichersystemen und entwickelt hierfür Geschäftsmodelle.

Urban Windelen, Bundesgeschäftsführer des Bundesverbandes Energiespeicher BVES: Der Interessensverband vereinigt Speicherindustrie, Forschung und Entwicklung sowie Anwender der verschiedenen Speichertechnologien. Er setzt sich auf Bundes-, Landes- und Europaebene für passende politische, rechtliche und technische Rahmenbedingungen ein.

Stefan Hagedorn, Business Development Manager E3/DC: Der Wechselrichterhersteller beschreibt sich als Marktführer für netzgekoppelte solare Notstromversorgungen in Deutschland. Er hat die dreiphasige DC-Technologie mit dem Namen „TriLINK“ entwickelt und bietet Batteriespeichersysteme und Laderegler für hohe Autarkiegrade an.

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