Verluste zwingen Solarworld zum Handeln

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Die Solarworld AG hat nach vorläufigen Berechnungen ihre Absatzmenge im vergangenen Jahr um 19 Prozent auf 1375 Megawatt steigern können. Gleichzeitig habe sich der Umsatz um fünf Prozent auf 803 Millionen Euro erhöht, teilte der Bonner Photovoltaik-Konzern am Freitag mit. Die Ergebnisse fallen nach ersten Berechnungen dagegen deutlich negativ aus. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) liege bei -26 Millionen Euro – nach einem Gewinn von 41 Millionen Euro 2015. Der Verlust vor Zinsen und Steuern belaufe sich auf 99 Millionen Euro – nach einem EBIT von –4 Millionen Euro im Jahr 2015. Darin enthalten seien Sondereffekte aus Wertberichtigungen auf das Anlagevermögen in Höhe von 25 Millionen Euro. Zum Jahresende gibt Solarworld seine Liquidität mit 88 Millionen Euro an – nach 189 Millionen Euro zum Jahresende 2015. Allerdings hätten sich die liquiden Mittel im vierten Quartal leicht gegenüber dem Vorquartal leicht erhöht.

Solarworld-Vorstandschef Frank Asbeck erklärte zu den neuerlichen Verluste seinen Unternehmens: „Wie unsere Wettbewerber auch wurden wir Mitte des Jahres kalt erwischt durch die Entscheidung Chinas, den dortigen Markt faktisch zu beenden und die Überproduktion des Landes an Solarmodulen wieder komplett in den Export zu kanalisieren. Dies passiert erneut zu Dumpingpreisen, also unter Herstellkosten. In der Folge sind die Preise in kürzester Zeit um 20 bis 30 Prozent gefallen. Solarworld war wie viele andere gezwungen, die Produktion zu reduzieren und mit gesonderten Vertriebsmaßnahmen den Absatz zu fördern. Damit ist die Bilanz für das Gesamtjahr negativ.“ Für das laufende Jahr geht Solarworld von einem weiter umkämpften Photovoltaik-Markt aus. 2017 rechne der Hersteller damit – für den Fall, dass „keine außergewöhnlichen Preisrückgänge“ eintreten – sein EBIT zu verbessern. Allerdings dürfte es erneut zu einem Verlust kommen, hieß es weiter. Seinen Absatz wolle Solarworld weiter steigern. Beim Umsatz werde dabei mit einem ähnlichen Ergebnis wie 2016 gerechnet.

Neben seinen vorläufigen Geschäftszahlen für 2016 wagte Solarworld am Freitag auch noch den Blick nach vorn und kündigte ein umfassendes Maßnahmenpaket an. Im Laufe des Jahres wolle der Hersteller seine Geschäftsaktivitäten fokussieren. Solarworld wolle sich zukünftig ganz auf die Herstellung und den Vertrieb von monokristallinen Silizium- und PERC-Technologien konzentrieren. „Dafür steigern wir die Produktion von Mono-Ingots in Arnstadt, rüsten unsere Waferfertigung in Freiberg auf Diamantdrahtsägen um und setzen unseren PERC-Ausbau fort“, erklärte Asbeck weiter. Auch die Forschungsgesellschaft Solarworld Innovations werde sich fortan auf leistungssteigernde Verfahren konzentrieren, die sich mit PERC-Technologien kombinieren ließen. Die Fokussierung gelte auch für das US-Werk in Hillsboro.

Die Fertigung multikristalliner Wafer, Zellen und Module, die technologiebedingt über geringere Wirkungsgrade verfüge, werde dagegen im Laufe des Jahres 2017 stillgelegt. Die bestehenden Aufträge würden jedoch noch abgearbeitet, so Asbeck weiter. Er bestätigte zudem, dass die Zellfertigung in Freiberg geschlossen werde. Er begründete dies damit, dass eine Fertigung an beiden deutschen Standorten zu teuer sei, um im Wettbewerb mit Asien bestehen zu können. Gleiches gelte auch für die Modulfertigung – hier bekomme das sächsische Freiberg den Zuschlag. Die kleinere Modulfertigung im thüringischen Arnstadt werde stillgelegt. „Wir müssen uns in der Fertigung konzentrieren und können nicht an beiden Standorten räumlich so nah beieinander weiter alles produzieren. Das ist am Ende zu teuer. Unser Wettbewerb sitzt in Asien und baut mit Staatsgeld riesige Fertigungseinheiten“, begründete Asbeck diesen Schritt.

Mit der Fokussierung auf Mono-Kristallisation und der Verlagerung der Zellfertigung aus Freiberg und der Modulfertigung aus Arnstadt seien Stellenreduzierungen verbunden. „Gleichzeitig entstehen durch das weitere Hochfahren der Kristallisation in Arnstadt einige neue Stellen“, erklärte Asbeck weiter. Zudem werde es Stelleneinsparungen im Overhead geben. Insgesamt sei geplant, in den kommenden zwei Jahren rund 400 Vollzeitstellen zu reduzieren, etwa gleich verteilt auf Overhead und Produktion. Beratungen mit dem Betriebsrat dazu liefen derzeit, so Asbeck.

Der Vorstandschef sieht wenig Chancen, Solarworld kurzfristig wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen. „Eine Rückkehr zu einem nachhaltigeren Preisniveau ist so schnell nicht zu erwarten. Die gegenwärtige Markterholung und die voraussichtliche Entscheidung, auch in der EU die Maßnahmen gegen chinesisches Dumping zu verlängern, helfen hier etwas. Die Rückkehr zur Profitabilität hängt aber davon ab, dass es uns gelingt, durch die Fokussierung auf ausschließlich sehr hochwertige Produkte und durch Maßnahmen in allen Bereichen die Kosten zu senken“, sagte Asbeck. Das Ziel sei es aber, 2019 „ein sichtbar positives EBIT zu erreichen“. Bis dahin will Solarworld seine Absatzmenge auf rund zwei Gigawatt Solarmodule steigern. (Sandra Enkhardt)

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