Eon-Chef fordert Reformen bei Strompreis und EEG-Umlage

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Johannes Teyssen war früher als scharfer Hund bekannt, der Eigenverbraucher auch mal mit Schwarzbrennern verglichen hat. Wie sehr die Energiewende zum Mainstream geworden ist, zeigt daher sehr gut, wie sich der Eon-Chef mittlerweile öffentlich auf der Handelsblatt-Jahrestagung „Energiewirtschaft 2017“ am Mittwoch in Berlin äußert.

Die Energiewende sei kein politisches Projekt mehr und auch Trump könne sie nicht mehr verzögern. Sie sei stattdessen ein bürgerschaftliches Projekt kompetenter und ermächtigter Kunden. Gleichzeitig erkennt Teyssen an, dass sich Wind und Solarenergie stark entwickelt haben. "Wind und Solarenergie sind längst der einstigen Graswurzelbewegung, angetreten zum Kampf David gegen Goliath, entwachsen", erklärte er. "Sie sind Big Business, weil sie mittelfristig wirtschaftlich überlegen sind, wenn sie intelligent gefördert, gebaut, betrieben und integriert werden. Und nur so werden sie auch wettbewerbsfähig“.

Er lobt zugleich die Umstellung der EEG-Förderung auf Ausschreibungen. „In Deutschland liegen die Kosten für Wind on- und offshore sowie Solar inzwischen bei 7-8 Cent pro Kilowattstunde. Auktionen sind der richtige Weg, um die Kosten weiter zu senken“, sagt er. „Auktionen sind offenkundig intelligent und verhindern Wachstum nicht, wie es in der Vergangenheit von Subventionsfreunden behauptet wurde.“ Allerdings bestehe die Gefahr, dass es zu Überzeichnungen durch den Verzicht auf angemessene Risikobepreisung angesichts des derzeitigen Niedrigzinsfelds kommen könne. Das sei allerdings die Entscheidung der Bieter, die somit auch die möglichen Schäden tragen würden.

Die Politik fordert er allerdings dazu auf, eine Reform der Abgaben und Umlagen bei den Strompreisen vorzunehmen. Die Aufschläge seien zu hoch und zu viele. „Die Kunden wissen nicht mehr, was sie bezahlen“, sagt Teyssen. Wie eine Reform der Abgaben und Umlagen aussehen könne, wollte er nicht sagen. Da habe er Respekt vor der Politik und das sei eine politische Aufgabe. Er sieht die Reform allerdings als unabdingbar für den Erfolg der Energiewende an. „Wenn Strom wesentlich zur Dekarbonisierung von Wärme und Verkehr beitragen soll, müssen die Erneuerbaren sich mittelfristig aus der Subventionsabhängigkeit befreien, um die Kosten des Energiewandels im Griff zu behalten. Das ist auch eine Frage der öffentlichen Wahrnehmung“, so der Eon-Chef in seiner Rede.

Bezüglich der EEG-Umlage plädiert er dafür, dass sie über Steuern zu finanzieren. Das sei zu rechtfertigen, da die Anfangsfinanzierung eine gesellschaftliche Aufgabe sei. „Wir laufen in die paradoxe Situation, dass die EEG-Umlage, die bislang den dynamischen Ausbau der erneuerbaren Energien ermöglicht hat, jetzt dem weiteren Ausbau entgegensteht, weil sie neue Märkte für Ökostrom verschließt“, sagt Teyssen in Berlin. „Die sauberste Lösung wäre, die EEG-Umlage und andere Umlagen vom Strompreis zu lösen und wie andere Staatsaufgaben über allgemeine Steuern zu finanzieren – geht es hier doch schließlich um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe:“ Alternativ sei auch eine „Dynamisierung der Umlagen“ denkbar, so dass sie sich in gleicher Richtung wie der Börsenstrompreis bewegten, um dessen Marktsignale nicht aufzuheben. „Jede Lösung hat Vor- und Nachteile, die gründlich diskutiert werden sollten. Entscheidend ist aber zunächst die Bereitschaft, ernsthaft eine Reform der staatlichen Energiebelastungen anzugehen“, so der Eon-Chef.

„Die Zeit einer paternalistischen Energie- und Klimapolitik“ sei vorbei, sagt er zum Schluss seiner Rede. Nicht mehr das Kraftwerk, sondern der Kunde sei das „Gravitationszentrum“ der neuen Energiewelt. Aufgeklärte Kunden verlangten nach klaren und intelligenten Leitplanken, nicht nach immer neuen Vorschriften. (Michael Fuhs/Sandra Enkhardt)

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