Der Gang durch die Institutionen

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„Bitte um Aufnahme und Mitarbeit im AK melden!!“ +++ „Hiermit will ich einen Vorschlag zur Diskussion stellen. Bitte: 1. fragt bei Unklarheiten, 2. macht Verbesserungsvorschläge“ +++ „Jetzt haben wir aber die einmalige Gelegenheit, auf die Norm einzuwirken, die im Mai 2017 in die IEC einfließen soll“ +++ „So wie es aussieht, beschäftigen sich gleich 2 Arbeitskreise mit dem Thema“ +++ „Ich bin morgen bei DKE Sitzung in Ffm. dabei.“

So verlief ein gekürzter E-Mail-Verkehr der PVplug-Mailingliste im Sommer. PVplug hat sich auf die Fahnen geschrieben, Steckdosenmodulen in Deutschland zum Durchbruch zu verhelfen. Die Beteiligten haben sich auf der Intersolar 2016 getroffen, kurz danach füllte sich die Liste mit Leben. Das wurde höchste Zeit, da momentan wichtige Normen überarbeitet werden. Eine trockene Übung, sollte man meinen. Doch diese Normen machen es bislang schwer, die Steckdosenmodule in Deutschland zu vertreiben. Einer bestimmten Gruppe macht es Spaß, sie unter dem Namen „Guerilla-Photovoltaik“ trotzdem einzusetzen. In der pv magazine Ausgabe mit Che Guevara auf dem Cover haben wir ausführlich darüber berichtet (siehe pv magazine September 2013, Seite 46)

„Wir wollen, dass jede und jeder an der Energiewende teilnehmen kann, ohne sich dabei in einer rechtlichen Grauzone zu bewegen“, sagt Marcus Vietzke, einer der Aktiven und Initiator der Gruppe. Dass es einen Bedarf dafür gibt, zeigt der bisherige Absatz. Es gibt zwar keine genaue Erhebung, aber schätzungsweise sind bereits 20.000 solcher Module, die man einfach an das Balkongeländer hängt oder sonstwo aufstellt und in die Steckdose steckt, am deutschen Stromnetz angeschlossen.

Marcus Vietzke hat an der HTW Berlin Umwelttechnik und Regenerative Energien studiert und ist einer derjenigen, die ein Steckdosenmodul entwickelt haben. Das möchte er mit seinem Start-up Indielux vertreiben. Inzwischen ist die Gruppe, in der Ingenieure, Wissenschaftler, Rechtsanwälte, Energieblogger und Unternehmer ehrenamtlich mitarbeiten, unter das Dach der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie geschlüpft, die sich schon länger für die Geräte einsetzt und sich mit Normungsarbeit auskennt.

Energiewende in die Städte

Da die Arbeit, Normen zu diskutieren und zu verändern, oft zu einer Innovation dazugehört, hat die Jury der Gruppe (siehe Tabelle) gemeinsam den pv magazine award in der Kategorie „top innovation“ verliehen. Auch die Jury sieht im Vertrieb der Module eine Möglichkeit, Menschen an der Energiewende teilhaben zu lassen und dafür zu begeistern, die sonst keine Möglichkeit haben, Photovoltaik zu installieren. „Bringt die Energiewende auch in die Städte!“, ist passend dazu auch auf der Website von PVplug zu lesen.

Die Diskussion um die Steckermodule wurde in den letzten Jahre oft emotional geführt. Die bayerische Staatsregierung startete vor drei Jahren sogar den Versuch, ihren Einsatz zu verbieten. Die vehementesten Vorwürfe betrafen den Anschluss an den Endstromkreis und dessen Absicherung und dass eventuell nach Ziehen des Steckers noch kurzzeitig eine Spannung am Stecker anliegt. Von Fachkreisen, auch der DGS, wurde das schon immer bestritten. In europäischen Nachbarländern sind die Verbände, was das angeht, auch teilweise lockerer. So weit die Ausgangssituation.

Detektivarbeit im Normungsdschungel

„Anfangs war eine der größten Schwierigkeiten, erst einmal herauszubekommen, welche Gremien an dem Thema arbeiten“, erzählt Mathias Helfert, der die Öffentlichkeitsarbeit von PVplug betreut. Inzwischen sind es zwei und vielleicht kommt ein weiteres dazu.

Während die Gruppe derzeit mit Testreihen überzeugen will, dass die Absicherung der Endstromkreise und das Steckerziehen nicht problematisch sind, hat auch der VDE – vielleicht als Reaktion auf die Aktivitäten, kürzlich sein Herz für Steckermodule entdeckt. „Sie erfreuen sich wachsender Beliebtheit“, heißt es in einer Presseerklärung. „Die steckerfertigen PV-Module sollen auch Mietern ermöglichen, den selbst erzeugten Strom direkt zu nutzen.“ Allerdings hat der Verband auch gleich nachgeschoben, dass die Hersteller „bislang noch kein Projekt für eine Produktnorm gestartet haben“. Die Experten bei PVplug fragen sich zwar, wozu es eine Produktnorm braucht, wo doch alle Einzelkomponenten durch eine Norm abgedeckt sind. Jetzt werden sie sich eben auch dieser Herausforderung annehmen. (Michael Fuhs)

Details zu den Tests, die bereits stattgefunden haben, finden Sie im online-Artikel unterwww.pv-magazine.de/award Kontakt zur Gruppe kann man über ihre Webseitewww.pvplug.de aufnehmen. Einige der Mitglieder: Marcus Vietzke (Indielux), Daniel Bannasch (Metropol Solar), Erhard Renz (Der Sonnenflüsterer), Paul Wieland (Carpe Diem Energy), Thomas Seltmann (DGS), Wolfgang Müller (SIZ), Ralf Haselhuhn (DGS), Mathias Helfert (Indielux), Dr. Jörn Bringewat (Consil, Greenpeace Energy), Matthias Hüttmann (DGS), Oliver Suchaneck (HTW Berlin), Prof. Norbert Klaes (HTW Berlin), Holger Laudeley (E Cube Systems), Christoph Körner (Infinitum Energie), Dr. Paul Grunow (PI Photovoltaik-Institut Berlin).

pv magazine award

Preis für gute Ideen: In der Novemberrunde haben zwei Einreichungen die Juroren überzeugt.

Seit der letzten Runde im September bewarben sich elf Unternehmen mit ihren Ideen neu für den pv magazine award. Zwei Bewerbungen haben die Juroren Volker Quaschning, Professor für regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin, Hans Urban, Berater im Auftrag der Schletter Gruppe, und Winfried Wahl, Senior Manager RRC Power Solutions, in dieser Runde besonders überzeugt.

PVplug – Pionierarbeit für die Innovation Stecker-Solar-Geräte

Steckdosenmodule waren in der Vergangenheit ein oft emotional und sehr kontrovers diskutiertes Thema. Umso mehr ist es zu begrüßen, dass sich nun eine Gruppe aus Anbietern, Wissenschaftlern und Branchenexperten zusammengetan hat und den Normungsprozess konstruktiv begleitet. Die Gruppe hat das Anliegen, die Sicherheit der Produkte zu gewährleisten und gleichzeitig dafür Sorge zu tragen, dass diese Innovation auch in Deutschland einsetzbar ist. Denn Steckdosenmodule haben das Potenzial, die Energiewende für Personen greifbar zu machen, die sonst keine Möglichkeit dazu haben. Das ist wichtig für die Akzeptanz der Energiewende. Dafür wird die Gruppe mit dem pv magazine award in der Kategorie „top innovation“ ausgezeichnet.

Sun Culture – weit mehr als ein Produkt

Dass Solarenergie in Afrika zur Bewässerung genutzt werden kann, ist nicht neu. Doch das Start-up Sun Culture mit Sitz in Kenia hat die Idee weiterentwickelt. Zum einen ist es die Technologie, die das Wasser nach Unternehmensaussagen besonders effizient nutzt. Zum anderen geht das Unternehmen über die reine Technologieentwicklung hinaus. Es hat festgestellt, dass viele Farmer ohne ausgiebige Beratung nicht wissen, wie sie die Bewässerung gut einsetzen können. Jetzt hat es in einem Pilotprojekt mit der Shell Foundation ein Geschäftsmodell entwickelt, das auch den Farmern Zugang zu den Anlagen schaffen soll, die sich die Investition nicht leisten können. Es ist angelehnt an die Pay-as-you-go-Modelle, die bereits für kleine Anlagen auf Häusern bekannt ist. Dafür verleiht die Jury Sun Culture den pv magzine award in der Kategorie „top business model“.

Bisherige Preisträger

Bisher haben Solartechnik Mitteldeutschland, Africa Green Tec, Greenergetic, die Energiegenossenschaft Egis, Buzzn – the people power, DGS-Franken, Mobisol, das Grünstromwerk, DZ-4 und Suntility den Preis in der Kategorie „top business model“ gewonnen. Aquion, Ownworld, Ubitricity, RES, Laudeley Betriebstechnik, Strombank, Endreß & Widmann, E3/DC und Qinous wurden mit dem Preis in der Kategorie „top innovation“ ausgezeichnet.

Mehr Informationen zu den Kriterien, zu den bisherigen Preisträgern, zu den Juroren und alles Nötige, falls Sie sich bewerben wollen, finden Sie hier:www.pv-magazine.de/award Der Einsendeschluss für die nächste Award-Runde ist am 20. Januar 2017.

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