Hinkley Point wird finanzielles Desaster verursachen

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Das Atomkraftwerk Hinkley Point wurde nun endgültig von der britischen Regierung genehmigt (http://diepresse.com/home/wirtschaft/energie/5059243/Grossbritannien_Hinkley-Point-C-wird-trotz-Brexit-gebaut?direct=5085653&_vl_backlink=/home/wirtschaft/energie/5085653/index.do&selChannel=&from=articlemore). Ein Irrsinn, wenn man die Faktenlage betrachtet:

Eine nicht veröffentlichte Regierungsstudie (https://www.theguardian.com/environment/2016/aug/11/solar-and-wind-cheaper-than-new-nuclear-by-the-time-hinkley-is-built) besagt, dass Wind und Sonne im Vergleich zu dem geplanten AKW Hinkley Point halb so teuer Strom erzeugen können.

Allerdings ist das nicht das einzige Argument (https://www.theguardian.com/business/2016/aug/20/do-we-even-need-hinkley-point-smart-usage-windpower-hi-tech-batteries), das gegen das neue Kraftwerk spricht. Das Hauptargument gegen die Anlage ist laut Experten, dass der Strom, den sie irgendwann einmal liefern wird, gar nicht mehr benötigt würde, wenn das Projekt einmal fertig gestellt sein wird. Paul Dorfman, Forschungsbeauftragter am Institut für Energien am University College London, ist der Überzeugung, dass Hinkley Point nur die ohnehin schon knappen Geldressourcen verbrauche. Diese würden viel dringender für den Ausbau der Erneuerbaren Energien, den Netzausbau und Investitionen in die Energieeffizienz benötigt.

Auch das Atomkraftwerk Diablo Canyon in Kalifornien steht kurz vor seiner Schließung. Zur Begründung heißt es unter anderem, Kalifornien brauche mehr flexible Erzeugungsleistung. Außerdem werde die Grundlast, die das Atomkraftwerk liefert, in Zukunft immer weniger gebraucht. Aus Dokumenten geht außerdem hervor, dass dem Kraftwerksbetreiber die politischen Anforderungen zu unsicher seien, besonders was den Umweltschutz in der Zukunft anbelangt. Dieser wird nämlich immer weiter verschärft. Die Betreiber rechnen in diesem Zusammenhang mit immer weiter steigenden Kosten, die sie nicht mehr tragen wollen und wahrscheinlich auch nicht tragen können.

Das Kraftwerk (http://www.latimes.com/business/la-fi-diablo-canyon-nuclear-20160621-snap-story.html) solle durch ein Treibhausgas-freies Portfolio aus Energieeffizienz, Erneuerbaren Energien und Energiespeichern ersetzt werden.

Die Kosten für die Integration von Erneuerbaren Energien könnten am Ende sogar geringer sein als jene Kosten, die durch den Weiterbetrieb entstehen würden.

Die völlig aberwitzigen Kosten von Hinkley Point belegen, dass der Neubau von AKW ökonomisch nicht mehr mit Erneuerbaren Energien konkurrieren kann. Doch Diablo Canyon zeigt sogar, dass selbst sich im Betrieb befindende Kraftwerke, die schon abgeschrieben sind, zunehmend nicht mehr mit Erneuerbaren Energien wettbewerbsfähig sind. Damit wird völlig klar, dass die britische Regierung nur ein finanzielles Desaster für den britischen Steuerzahler verursacht und Atomstrom mit großer Sicherheit nie aus dem neuen Hinkley Point geliefert werden wird.

Warum die britische Regierung dennoch am Neubau festhält, lässt sich rational nicht erklären. Vielleicht kommen wir einer Antwort näher, wenn man bedenkt, dass die britische Regierung mit dem Beschluss zur Modernisierung der britischen Atomwaffen möglicherweise Synergien mit dem Neubau des AKW sieht.

Schon immer war die angebliche friedliche Nutzung der Atomenergie meist mit dem Wunsch zur Erlangung von Atomwaffenmaterial (http://www.hans-josef-fell.de/content/index.php/presse-mainmenu-49/schlagzeilen-mainmenu-73/1010-atombomben-freie-welt-gibt-es-nur-mit-dem-weltweiten-ende-der-atomenergie) verbunden

Es spricht manches dafür, dass dies auch für Hinkley Point gilt.

— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unterwww.hans-josef-fell.de. —

Die Blogbeiträge und Kommentare aufwww.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte anredaktion(at)pv-magazine.com.

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