Solarstrom für 7 bis 10 Cent produzieren

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Sind gewerbliche PV-Anlagen trotz der anteiligen Belastung des Eigenverbrauchs mit der EEG-Umlage noch rentabel?
Björn Lamprecht: Diese Anlagen lohnen sich auch weiterhin. Die Belastung reduziert die Rendite etwas und verzögert die Amortisationszeit für die Gewerbeunternehmen ein wenig. Nach unseren Berechnungen sinkt die Rendite von 7 bis 15 Prozent vor der EEG-Novelle auf nun 6 bis 12 Prozent je nach Auslegung und Standort der Anlagen. Viele Gewerbekunden vergleichen diese Renditen mit anderen Investitionsmöglichkeiten, etwa einer fest verzinslichen Bankanlage, und entscheiden sich dann für die Photovoltaik.
Was machen Sie, um sinkende Renditen zu kompensieren?
Lamprecht: Es geht darum, die Investitionskosten weiter zu senken. Dabei gibt es verschiedene Stellschrauben. Zum einen ist es möglich, das Anlagendesign zu ändern und so Kosten zu sparen. Auch beim Einkauf der Komponenten gibt es Spielräume. Wir setzen zudem auf eine eigene Unterkonstruktion, wodurch wir in den vergangenen Monaten Einsparungen von 15 bis 20 Prozent erzielen konnten. Auch in der Zukunft sehen wir hier weiteres Kosteneinsparpotenzial.
Mit welchen Stromgestehungskosten aus den Photovoltaik-Anlagen können die Unternehmen rechnen?
Joachim Goldbeck: Je nach Größe und Standort der Anlagen gehen wir von Gestehungskosten zwischen sieben und zehn Cent je Kilowattstunde Solarstrom aus. Damit ist für kleine und mittelständische Unternehmen ein erhebliches Einsparpotenzial vorhanden. Für energieintensive Unternehmen, die von der Zahlung der EEG-Umlage weitgehend befreit sind, lohnt es sich hingegen nicht, in Photovoltaik zu investieren. Die Stromkosten für die Gewerbeunternehmen liegen jedoch mit bis zu 20 Cent je Kilowattstunde deutlich über den Stromgestehungskosten der Photovoltaikanlagen.
Wie hoch sollte die Eigenverbrauchsquote sein, damit sich die gewerblichen Anlagen rechnen?
Lamprecht: Das lässt sich schwer sagen und hängt von sehr vielen Parametern ab. Es kann sein, dass sich Photovoltaikanlagen mit einer Eigenverbrauchsquote von 30 Prozent für Gewerbekunden bereits rechnen. Allerdings rentiert sich die Anlage oft mehr, wenn möglichst viel Solarstrom selbst verbraucht wird.
Für Anlagen ab 500 Kilowatt gibt es seit dem 1. August auch die Pflicht zur Direktvermarktung. Wie wirkt sich das aus?
Lamprecht: Bei gewerblichen Dachanlagen mit mehr als 500 Kilowatt steigt dadurch die Komplexität. Die Planbarkeit nimmt ab, da bei der Direktvermarktung oftmals kürzere Laufzeiten vereinbart werden als die 20 Jahre, die für die Einspeisevergütung gelten. Die Gewerbekunden müssen sich damit zyklisch neu am Markt orientieren. Dennoch lohnen sich auch gewerbliche Anlagen über 500 Kilowatt in der Kombination aus Eigenverbrauch und Direktvermarktung.
Wie hat sich die Nachfrage bei Goldbeck Solar entwickelt?
Lamprecht: Seit 2012 können wir eine relativ stabile Nachfrage nach gewerblichen Anlagen verzeichnen. Allerdings gab es im Zuge der EEG-Diskussionen eine gewisse Zurückhaltung, die sich aber nach Inkrafttreten der Novelle wieder gelegt hat.
Goldbeck: Wir merken bei den Kunden auch ein zunehmendes Interesse, das Zusammenspiel ihrer Energiekomponenten über einen längeren Zeitraum zu optimieren. Dabei geht es nicht nur um die Installation von Photovoltaikanlagen, sondern vielmehr um das gesamte Energiemanagement. Der Trend geht dabei eindeutig zu dezentralen Lösungen. So fragen Gewerbekunden bereits aktiv Lösungen nach, bei denen Photovoltaikanlagen mit Blockheizkraftwerken, Eisspeichern oder Geothermieanlagen kombiniert werden können.
Das bedeutet aber auch mehr Beratung?
Lamprecht: Die Beratungsintensität hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Einerseits geht es oftmals darum, das schiefe öffentliche Bild über die Photovoltaik bei den Kunden wieder geradezurücken. Andererseits werden aber eben vermehrt auch energetische Gesamtlösungen nachgefragt, die größerer Erklärungen bedürfen.
Das Interview führte Sandra Enkhardt.

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