Innovation im Vorgarten

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Gartenstrom – erst installieren, dann grillen. Das Unternehmen Schoenergie bietet Module samt Aufständerung im Garten an, und das vollkommen normgerecht. Der elektrische Anschluss soll nämlich hinter der Sicherung erfolgen, nicht davor wie bei Plug-and-play-Modulen für Balkon und Terrasse. Die Anlagen sollen zum einen den Eigenverbrauch bedienen und sich so auch rechnen. Zusätzlich bieten die Stadtwerke Trier an, für den eingespeisten Solarstrom sieben Cent pro Kilowattstunde zu bezahlen, wenn man bei ihnen den verbleibenden Strom kauft. Nach Aussage von Gerd Schöller, Geschäftsführer von Schoenergie, muss der Netzbetreiber noch 1,2 Cent pro Kilowattstunde drauflegen. Das sei in der StromNEV so festgelegt. Ob man das auch durchsetzen kann? „Gern unterstützen wir unsere Kunden bei dieser Beantragung“, sagt er dazu.

Auf die Idee kamen Schöller und seine Mitarbeiter, weil die Installationen auf Gebäuden zum einen bei den jetzigen Einspeisevergütungen verhältnismäßig aufwendig sind. „Alleine die Gerüstkosten sind sehr hoch“, sagt er. In seiner Region hätten jedoch viele Häuser ungenutzte Ecken im Garten oder auf dem Land, so dass sich die Lösung anbieten würde. Die ersten Musteranlagen stehen nach seiner Aussage bereits.

Ein Drei-Kilowatt-System kostet 4.490 Euro und kann sich abhängig von der Eigenverbrauchsquote nach rund zehn bis elf Jahren amortisieren. Diese Rechnung, die ein Ergebnis des Kalkulators auf der Webseite ist, beinhaltet die Annahme, dass 40 Prozent des Ertrags selbst verbraucht werden und der Strompreis pro Jahr um vier Prozent steigt. Allerdings setzt das voraus, dass man die Anlage im Eigenbau montiert. Besonders die ordnungsgemäße Leitungsverlegung kostet nämlich viel, wenn man es nicht selbst macht.

Aufgabe für 2014

Wie sich kleine Anlagen realisieren lassen, die sich hauptsächlich mit Eigenverbrauch amortisieren, wird in der nächsten Zeit eines der großen Themen werden. Die in der Öffentlichkeit genannten günstigen Systemkosten von rund 1.500 Euro und weniger gelten für sie meist nicht. Damit sich die Gartenstromanlagen rechnen – so Schöllers Idee – soll der Elektroinstallateur nur noch zur Abnahme des ordnungsgemäßen Aufbaus, zum Anschluss im Zählerkasten bei der Inbetriebnahme und zur Verplombung des Zählers kommen, was zusätzlich rund 500 Euro Kosten dürfte.

Doch auch wenn man diese Kosten mitrechnet, eine Strompreissteigerung von nur zwei Prozent und eine Eigenverbrauchsquote von 20 Prozent annimmt, finanziert sich die Drei-Kilowatt-Anlage noch über 20 Jahre. Zumindest, solange der Eigenverbrauch nicht mit Abgaben belastet wird und man sich mit zwei bis drei Prozent Rendite zufrieden gibt.

Experiment für Elektrizitätsversorger

Interessant ist an dem Projekt jedoch nicht nur, dass das Unternehmen ein Finanzierungsmodell ohne Einspeisevergütung gefunden hat. Interessant ist auch, dass die Stadtwerke Trier ein Angebot machen, mit dem sie die Kunden bekommen, vor denen viele Versorger und Stadtwerke Angst haben: Solaranlagenbetreiber mit hohem Eigenverbrauchsanteil.

Das bedeutet nämlich, dass die Stadtwerke mit unbekannten Lastprofilen umgehen müssen und einen Kunden haben, der vor allem im Winter Strom bezieht. „Wir wollen mit einem begrenzten Volumen Erfahrungen sammeln“, erklärt Vertriebsleiter Thomas Speckter. Das EEG mitsamt Grünstromprivileg und Marktintegrationsprämie hält er so nicht für zukunftfähig, daher das Interesse an den Eigenverbrauchsmodellen. Das ist dem Unternehmen auch wert, die sieben Cent zu zahlen, was laut Speckter über dem Marktpreis liegt. Er stellt sich im Übrigen die Frage, was der momentane Marktpreis bedeutet. Vor ein paar Jahren lag er bei sechs Cent, jetzt ist er bei vier. Außerdem lasse sich die Entwicklung zu mehr dezentralen Eigenverbrauchsanlagen sowieso nicht aufhalten, auch wenn er sich vielleicht andere Steuerungsmechanismen für den Ausbau erneuerbarer Energien wünschen würde. Eigentlich sei es sinnvoll, die Kraftwerksbetreiber zu verpflichten, einen gewissen Erneuerbaren-Anteil zu haben. Dann würden sich zurzeit unrentable Gaskraftwerke wieder betreiben lassen – in Kombination mit Wind- und Solarkraft. Neben den Gartenstromanlagen entwickelt er auch ein Modell für Contracting mit Photovoltaikanlagen. „Wir wollen bewusst die Erneuerbaren fördern, so dass sie eine Zukunft haben.“

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