Mehr Spaß mit Speicher

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Es ist gar nicht so einfach, unabhängige Speicherkunden zu finden. Nur ein sehr geringer Prozentsatz der verkauften Photovoltaikanlagen wird derzeit mit Batteriespeichersystem installiert. Auf etwa 3.000 Systeme summieren sich die Verkaufszahlen der Anbieter. Aber ein Großteil davon scheint auf Wiederverkäufer zu entfallen, auf Installateure, Solarprofis und Testinstallationen. Denn die Rendite ist bei vielen Produkten deutlich geringer als ohne Speicher oder davon abhängig, dass der Strompreis auch in den nächsten Jahren weiter steigt. Dennoch gibt es Pioniere. Kunden, die schon jetzt auf eine Batterie gesetzt haben, ganz ohne Marktanreizprogramm und Fördergeld. Wir wollten wissen, was sie dazu bewogen hat und was die Branche von diesen Vorreitern lernen kann.

Schon von Kindesbeinen an kämpfte Joachim Kniebühler aus Wyhl in Baden-Württemberg für eine umweltfreundliche Stromversorgung. Mit den Demonstranten seines Heimatortes zog er gegen das geplante Atomkraftwerk und gegen den Staat zu Felde – mit Erfolg. Bis heute hat dieser Kampf für ihn nicht aufgehört. „Ich hatte zwar Grünstrom, aber 100 Prozent kernfrei gibt es nur auf dem Papier“, sagt er. Seit einem Monat läuft nun sein Nedap-Speichersystem, und er ist froh über diese Entscheidung, die lange in ihm reifte. Denn jetzt weiß er genau, wo sein Strom herkommt. Der Verdienst spielt für ihn kaum eine Rolle. Aber dass er seinen Söhnen ein Vorbild sein kann. „Ich wollte einfach mal handeln. Das Palaver hatte ich satt. Es ist doch peinlich, wie die Leute die Photovoltaik schlechtreden!“ Mit seiner Entscheidung für einen Batteriespeicher hat er ihnen nun auch das letzte Argument genommen.

Obwohl Kniebühler ein Vorzeigekunde für jede Solarfirma ist, man muss kein Umweltaktivist sein, um sich für einen Batteriespeicher zu begeistern. Auch ganz konservative Menschen wie Günther Bischeltsrieder aus Weil-Petzenhausen in Bayern haben schon in ein Speichersystem investiert. Er besaß bereits seit 2011 eine Photovoltaikanlage. Doch die Überschüsse am Tag ins Netz einzuspeisen, um sie in der Nacht wieder herauszuziehen, das gefiel ihm auf Dauer nicht. „Ich wollte noch mehr in die Eigenversorgung gehen, um das Konzept runder zu gestalten.“ Auch für ihn ist die Rendite absolut nachrangig. „Ich habe die Rendite noch nie ausgerechnet, und ich werde es auch nicht tun. Wir sind keine Ökofreaks, die zu Demonstrationen gehen, aber wenn jeder einen klitzekleinen Beitrag leistet, dann tut das nicht weh“, erklärt er selbstbewusst seine Investition.

Andere Menschen erfüllt der Blick in ihre persönliche Zukunft mit Sorge. Sie versuchen, den zu erwartenden Problemen mit Technik zu Leibe zu rücken. „Ich bin ein Jahrgang, der mit voraussichtlich leeren Rentenkassen rechnen muss“, sagt Johannes Feimann aus Völlenerfehn in Ostfriesland. Seine Photovoltaikanlage mit Speicher von IBC Solar soll gleichzeitig als Rentenvorsorge dienen und ihm im Alter Energiekosten sparen. Gerhard Zibauer aus Augsburg sieht noch weitere negative Entwicklungen, von denen er sich abkoppeln möchte. Er rechnet damit, dass die Energiewende scheitert, die Strompreise steigen und die Netzstabilität sinkt. Außerdem werde der „Finanzterror“ die Geldentwertung beschleunigen. „Da ist es sicherer, sein Geld zu investieren“, sagt er.

Gerade diese letzte Sorge erlaubt es nicht, noch weiter darauf zu warten, wie sich der Strompreis tatsächlich entwickelt. Der weitere, grenzenlose Anstieg ist für viele Kunden und ihre Installateure eine ausgemachte Sache. Dass die Politik oder der Markt diesen Trend beenden oder er sich umkehrt, erscheint ihnen als unwahrscheinlich. „Als ich mir vor zwei Jahren die Anlage gekauft habe, lag der Strompreis bei 23 Cent pro Kilowattstunde, heute muss ich schon 28,5 Cent zahlen“, rechnet Michael Greif vor, der sich als Erster den IBC SolStore einbauen ließ. Jens Schöne muss als Gewerbetreibender in Chemnitz sogar mit 31 Cent pro Kilowattstunde kalkulieren, wobei er die Zählergebühren einrechnet. Außerdem fühlt er sich von den häufigen kurzen Stromausfällen in seiner Region gestört, die ihm sein Batteriesystem der Firma Speicherkraft als Notstromaggregat überbrückt. Da er in seinem Mehrfamilienhaus mit sieben vermieteten Wohnungen einen Fahrstuhl betreibt, sichert die Batterie auch ab, dass der Aufzug noch ins Erdgeschoss fahren und sich geordnet abschalten kann.

Der große Wunsch nach Unabhängigkeit dient somit der Vorsorge: vor Umweltschäden, Preisanstiegen, Netzausfällen, Einkommensausfall im Alter und Geldentwertung. Und er führt zu einem Ziel – einem möglichst niedrigen Netzbezug. Um dieses Ziel zu erreichen, entwickeln die Kunden geradezu sportlichen Ehrgeiz. „Es macht sogar Riesenspaß“, freut sich Günther Bischeltsrieder, der inzwischen sein Wasser mit einer Wärmepumpe heizt und – ganz ohne schlechtes Gewissen – einen Swimmingpool betreibt.

Die Systemfrage: Blei-Gel oder Lithium

Doch vor dem Spaß stand für die Kunden eine schwere Entscheidung. Welchem System sollten sie vertrauen? Dabei fällt auf, dass der richtige Fachpartner zwar von großer Bedeutung für die Entscheidung ist, eine wichtige Weichenstellung aber oft schon im Vorfeld geschieht. Nämlich die, ob Lithium-Ionen-Akkus oder Blei-Gel- beziehungsweise Blei-Säure-Batterien zum Einsatz kommen sollen. „Ein Blei-Gel-Akku ist sehr träge, ist er einmal tiefentladen, kann er nur sehr langsam wieder geladen werden. Für mich kam das nicht infrage, sondern nur ein Lithium-Ionen-Akku, der hat die höchste Energiedichte, ist kleiner, kompakter und reagiert schneller“, sagt Zibauer.

Seine Erfahrung stammt aus dem Bau von Modellrennbooten. Deshalb kam für ihn Mitte 2012 nur E3DC als Anbieter in Betracht. Bis heute ist er sehr zufrieden mit dieser Wahl. „Wir hatten ja diesmal einen dunklen Winter mit viel weniger Sonneneinstrahlung als normal, aber der Akku war teilweise zu 70 bis 80 Prozent geladen.“ Blei-Gel-Akkus waren bis weit ins letzte Jahr noch Standard. Doch auch Kunden, die erst in diesem Jahr zugegriffen haben, entschieden sich häufig für die bewährte Technik. „Ich habe lange Jahre in einem Unternehmen für unterbrechungsfreie Stromversorgungen gearbeitet, ich weiß, worauf ich mich da einlasse“, sagt Bischeltsrieder. Mit Lithiumakkus hatte er dagegen schon schlechte Erfahrungen gemacht. „Zwar verlieren die Blei-Gel-Akkus in zehn Jahren an Kapazität, aber sie sind immer noch nutzbar.“

Jens Schöne meint: „Bei Lithiumakkus kann einem doch niemand sagen, wie lange das wirklich hält. Bleiakkus gibt es dagegen im Notstrombereich seit Jahren.“ Er glaubt nicht, dass die Preise für Lithiumakkus in nächster Zeit tatsächlich sinken. Man müsse sich doch nur mal die Börsenpreise von Lithium anschauen. Bei seiner Installation könnten darüber hinaus leicht weitere Blei-Gel-Akkus angehängt werden. „Bei dem anderen System ist das viel schwieriger.“ Da sich die Kunden oft vor der Wahl für einen Hersteller ausführlich mit dem Für und Wider beider Techniken befassen, ist es für die Anbieter sicher ratsam, beide Speicherformen im Programm zu behalten..

„Der Strom reicht an einem normalen Tag bis morgens, aber wir lassen abends keine Waschmaschine und keinen Geschirrspüler über die Batterie laufen“, erläutert Reinhard Schwörer die Auslegung seiner Privatanlage. „Der nächtliche Puffer im Batteriespeicher reicht auch im Winter“, sagt Joachim Kniebühler. Auch seine Familie hat aber ihr Verhalten angepasst. Johannes Feimann ist zufrieden, wenn er die verbleibenden Kosten für den Netzbezug übers Jahr durch den Verkauf des Solarstroms abdecken kann. Jens Schöne sagt: „Was mich begeistert, ist, dass Netzspitzen, der Fahrstuhl zieht 15.000 Watt, durch den Akku ausgeglichen werden.“

Der Spaß und damit die Zufriedenheit der Kunden sind hoch, wenn es ihnen mit etwas Ehrgeiz gelingen kann, den Netzbezug an sonnigen Tagen auf null zu senken. Spaßverderber sind demnach Teile der Installation, die nicht ohne Netzstrom auskommen, zu kleine Speicher und unvermeidbare Lastspitzen, die auch bei vollem Akku nicht abgedeckt werden. Über das Jahr gesehen sollte darüber hinaus der Stromverbrauch von der Solaranlage eingespielt werden. Ist die Zufriedenheit hoch, steigt auch die Wahrscheinlichkeit für Folgeinvestitionen, wie der Fall von Gerold Maucher zeigt. Der Münchener hat einen alten Bauernhof mit Mühlenteich geerbt und baut dort Mietwohnungen ein. Eigentlich wollte er wie früher die Wasserkraft zur Stromgewinnung nutzen. Doch je komplizierter dieser Plan durch den Gewässerschutz wurde, desto einfacher erschien ihm die Versorgung mit Solarstrom und Speicher.

Zu Testzwecken ließ er sich zunächst eine Anlage auf sein Reihenhaus in München installieren und war damit wohl der erste Solarspeicherkunde der Stadt. Inzwischen ist er von seinem Blei-Gel-System der Firma Speicherkraft begeistert. Erst recht, seit er am 15. November in Ruhe Kaffee kochen konnte, während um ihn herum 450.000 Menschen wegen eines Stromausfalls im Dunkeln saßen.

Das Thema erneuerbare Energien hat für ihn so an Anziehungskraft gewonnen, dass er seinen Bauernhof nun zum Muster-Energiehof umbauen will. Zur Heizung setzt er elektrische Infrarotheizkörper ein, zur Warmwassergewinnung eine Wärmepumpe und für den Strom eine Solaranlage, diesmal mit Lithiumbatterien. Sollte einst auch die Wasserkraftturbine wieder laufen, könnte sie in den gleichen Speicher einspeisen, kalkuliert Maucher. Auch Bischeltsrieder hatte sich erst nach der Photovoltaikanlage eine Wärmepumpe gekauft, ebenso Michael Greif. Zibauer erwägt, wenn auch erst in weiterer Zukunft, die Anschaffung eines Elektroautos.

Trotz allem: Rendite erwartet

Ganz unwichtig ist die Rendite auch für Speicherkäufer nicht. Einige der Käufer zumindest schätzen es so ein, dass sie auch finanziell von dem System profitieren. Jens Schöne zum Beispiel kann einen großen Teil des Solarstroms für die Beleuchtung und Heizung des Treppenhauses und den Betrieb des Fahrstuhls nutzen. Dafür berechnet er den Mietern Nebenkosten, die höher als die Einspeisevergütung, aber deutlich günstiger als Netzstrom sind. Seine Anlage habe er nach zwölf Jahren durch die Einnahmen abbezahlt, danach werde der Strom erst richtig günstig. Auch Gerold Maucher erwartet für seine Investition eine Rendite von vier Prozent. „Gar nicht so schlecht“, findet er, „das ist mehr, als ich auf meinem Sparkonto bekomme.“ Man dürfe es nur nicht mit der Netz­einspeisung vergleichen. Ganz genau kann man die Rendite im Voraus jedoch nicht bestimmen, da sie von Verbrauch, Eigenverbrauch, Netzbezug und Einspeisung sowie vom Strompreis abhängt. „Mich hat mein Berater gefragt: ‚Welche Rendite hat denn ihr Auto?‘, das fand ich ganz treffend“, erzählt Feimann.

Da gerade viele neue Systeme auf den Markt kommen, kann eine längere Wartezeit helfen, die Rendite zu verbessern und gleichzeitig Kinderkrankheiten zu vermeiden. „Wir sind erst einmal mächtig auf den Bauch gefallen“, schimpft Jan van der Walle. Der Installateur aus Schleswig-Holstein bemüht sich für einen Kunden seit einem halben Jahr darum, dass ein Hersteller einen Wechselrichterfehler beseitigt. Das DC-gekoppelte System stehe still, während ein Sonnentag nach dem anderen verstreiche. Das Problem sei die mangelnde Servicebereitschaft der Firma, aber auch das insgesamt zu hohe Tempo der Branche. „Ich glaube, da wurde das Pferd ein bisschen zu schnell aufgezäumt. Wir sind nun die Versuchskaninchen gewesen.“

Der Nachteil des Wartens könnte sein, dass das, was noch ungeregelt ist, bald mit deutscher Gründlichkeit bearbeitet wird. So verlangen Versicherer nach Auskunft der befragten Käufer bisher noch keine höheren Prämien für Gefahren, die von Heimbatterien ausgehen können. Außerdem konnten Speicherbesitzer bisher die Mehrwertsteuer für den Batteriespeicher im Rahmen der Gesamtinvestition absetzen, obwohl er genau genommen nicht dem wirtschaftlichen Ziel des Solarstromverkaufs dient. Das kann sich aber schnell ändern.

Die Vorreiter beim Speicherkauf lassen sich vielleicht so charakterisieren: Sie verbinden eine Sensibilität für den Umweltschutz mit verschiedenen Zukunftsängsten und der Hoffnung in die Langlebigkeit und Ergiebigkeit ihrer Anlagen. Es gilt, sie nicht zu enttäuschen, denn gerade sie sind die besten Multiplikatoren. „Meine Kollegen interessieren sich brennend für den Batteriespeicher. Und ich mache gerne Reklame dafür“, sagt Gerhard Zibauer. Wenn man ihn fragt, was er sich noch wünschen würde, antworten er und die anderen Kunden: „Noch ein bisschen mehr Speicher.“

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