Anhörung in Brüssel zu Photovoltaik-Strafzöllen

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Am Montag fand eine Anhörung in Brüssel zu den möglichen Anti-Dumping und Anti-Subventionszöllen gegen Hersteller kristalliner Photovoltaik-Produkte in der Europäischen Union statt. Zu diesem Anlass stellte die Allianz für Bezahlbare Solarenergie (AFASE) seine nochmals überarbeitete Studie zu den Auswirkungen auf die Arbeitsplätze in Europa vor. Je nach Höhe der Strafzölle könnten bis zu 242.000 Arbeitsplätze bis 2015 in europäischen Mitgliedsstaaten wegfallen. Insgesamt hat AFASE von Prognos drei Szenarien mit Strafzöllen in Höhe von 20, 35 und 60 Prozent durchrechnen lassen. Allein im nächsten Jahr könnten bei Anti-Dumping und Anti-Subventionszöllen von 20 Prozent in der EU insgesamt 115.600 Arbeitsplätze, davon 45.500 in Deutschland wegfallen. Der volkswirtschaftliche Schaden beläuft sich laut der AFASE-Studie dabei auf 4,74 Milliarden Euro im ersten Jahr und 18,4 Milliarden Euro bis 2015. Wenn die Zölle für chinesische Hersteller kristalliner Photovoltaik-Produkte höher ausfallen, stiegen entsprechend auch die gefährdeten Arbeitsplätze und die Schadenssumme.

„Angesichts der negativen Auswirkungen auf die Beschäftigung in der EU verblassen die potenziellen Vorteile, die europäische Solarhersteller von Strafzöllen haben. Durch die Einführung von Strafzöllen steigt die Produktion europäischer Solarhersteller“, sagt AFASE-Sprecher und Vorstandschef von Soventix, Thorsten Preuschag. Die Photovoltaik-Nachfrage insgesamt würde beträchtlich sinken.

Diese Argumentation weist die Gegenseite zurück. EU ProSun hatte bei der EU die Anti-Dumping- und Anti-Subventionsklage gegen die chinesische Photovoltaik-Konkurrenz eingereicht. Deren Präsident und Solarworld-Vorstandssprecher Milan Nitzschke erklärte: „Fairer Wettbewerb hilft allen. Wir brauchen Antidumpingmaßnahmen der EU so schnell wie möglich." EU ProSun erwarte von Strafzöllen positive Arbeitsmarkteffekte für die gesamte Solarbranche.  "Es ist schon zynisch, das Arbeitsplatzargument zu verdrehen an einem Tag, an dem schon wieder zwei europäische Solarhersteller Insolvenz anmelden mussten“, erklärte Nitzschke weiter. Auf Nachfrage, welche Firmen damit gemeint seien, gab es zunächst keine Antwort.

EU ProSun sieht die Prognos-Studie höchst kritisch. Die Entwicklung in den USA, wo bereits Strafzölle gegen chinesische Photovoltaik-Importe verhängt worden seien, widerlege die Behauptungen von AFASE. EU ProSun wirft Prognos Trickserei bei der Berechnung vor. So würde auch ohne Dumpingzölle von steigenden Preisen für chinesische Produkte ausgegangen, die dann angeblich zu einem Nachfrageeinbruch führten.

Nach einem internen EU-Bericht müssen Importe chinesischer Photovoltaik-Hersteller ab Mitte März voraussichtlich bei den EU-Behörden gemeldet werden. Am Mittwoch wird die EU-Kommission mit den Mitgliedsstaaten wahrscheinlich über die Pläne beraten, die Einfuhren wegen der Gefahr unlauterer Preisbildung zu überwachen. In Juni wird die EU-Kommission schließlich entscheiden, ob es vorläufige Strafzölle gegen kristalline Solarmodule aus China verhängen werde. (Sandra Enkhardt)

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