Gewonnene Zeit nutzen

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Die ursprünglich vorgesehenen Kürzungen werden leicht abgemildert, und das EEG steht noch nicht grundsätzlich in Frage, so zumindest der Stand bei Redaktionsschluss (Seite 8). Das ist gut so. Allerdings ist damit für die Unternehmen – Installateure, Händler, Hersteller – nur etwas Zeit gewonnen. Denn dass die Solarwirtschaft vor einem Umbruch steht, ist nicht mehr zu bezweifeln. Trotz Förderkürzung könnten dieses Jahr sieben Gigawatt installiert werden. Viele Unternehmen ächzen dennoch unter dem zurückgehenden Umsatz. Die Geschäftsmodelle werden sich ändern müssen, und noch weiß niemand genau, wohin die Reise geht.

Gerade jetzt im Sommer wird sich zeigen, dass der Solarstrom die Preise an der Börse mittags in nicht gekanntem Ausmaß drückt – immerhin sind im Vergleich zum Vorjahr rund sieben Gigawatt mehr am Netz. Das mag gut für die sein, die dort Strom kaufen. Denjenigen, die dort Strom verkaufen, gehen die Gewinne verloren, die sie bisher hatten. Das betrifft auch die Betreiber von Gas- und Pumpspeicherkraftwerken, die für den Ausbau der erneuerbaren Energien wichtig sind, um die Stromfluktuationen auszugleichen. Experten diskutieren deshalb darüber, ob die derzeitige Organisation des Strommarkts den Bau der nötigen Gaskraftwerke gefährdet (Seite 18). Das kann der Solarbranche nicht egal sein, denn wenn die Gaskraftwerke fehlen, wendet sich das als ein Argument gegen den weiteren Photovoltaikausbau. Die Solarbranche muss sich deshalb damit auseinandersetzen und Ideen entwickeln.

Das macht zum Beispiel der Energiemarktexperte Uwe Leprich. Er verfolgt das Ziel, dass die Photovoltaik nicht zu einer fadenscheinigen Marktintegration gezwungen wird, die in seinen Augen keine ist, sondern dass der Strommarkt an die Eigenarten der erneuerbaren Energien angepasst wird. Das sei die Konsequenz, wenn man die Energiewende ernsthaft verfolge. Der Solarstrom solle daher nicht mehr wie bisher über die Börse vermarktet werden. Dazu will er die Solarförderung ganz anders umlegen als bisher (Seite 24).

Der Umbruch, vor dem die Solarbranche steht, zeigte sich auch auf der Intersolar. Hochstimmung wechselte mit Frustration – es kam darauf an, mit wem man sich gerade unterhielt (Seite 36). Doch eines ist klar: Die Goldgräberzeiten vergangener Jahre sind vorbei. Besonders dynamisch zeigte sich wie erwartet das Segment der Speichersysteme (Seite 64). Viel fehlt nicht mehr und sie können rentabel betrieben werden. Auch seriöse Hersteller stellen dabei bereits eine Halbierung der Kosten in fünf Jahren in Aussicht. Und wer die Entwicklung der Solarindustrie mit den vielen Innovationen und den enormen Kostensenkungen der letzten Jahre vor Augen hat, wird sich auch nicht wundern, wenn der Fortschritt auch bei Batterien für stationäre Anwendungen viel schneller geht, als Experten heute glauben.

Das wäre sehr wünschenswert, denn viel Zeit bleibt nicht. Nach den Informationen, die bei Redaktionsschluss vorlagen, beinhaltet der Kompromiss von Bundestag und Bundesrat, dass die EEG-Förderung ausläuft, wenn 52 Gigawatt Photovoltaik zugebaut sind. Bei den heutigen Zubauraten wäre die Marke 2015 erreicht. Die Branche muss bis dahin unabhängig werden. Oder die Öffentlichkeit davon überzeugen, dass die Marke 52 Gigawatt vollkommen willkürlich und für die Energiewende ein höherer Zubau wünschenswert ist. An den Kosten kann es kaum liegen, dass Solaranlagen dann nicht mehr zugebaut werden sollen. Selbst sieben Gigawatt Zubau dieses Jahr erhöhen die Umlage nur um 0,29 Cent pro Kilowattstunde, in den nächsten Jahren wird der weitere Zubau bei Solarstromanlagen die Stromverbraucher noch weniger kosten.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Michael Fuhs (Chefredakteur)

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