Bei der Buchung von Energie-Reisen ist Vorsicht geboten: Meistens führen Geomanten oder Schamanen die Reisenden dabei zu sogenannten Kraftorten, also zu bestimmten Punkten auf der Erdoberfläche, die eine hohe Energie ausstrahlen. Zu sehen gibt es dort allerdings in der Regel nichts. Sehr viel zu sehen bekommen hingegen alle, die ihren Energie-Trip mit Hilfe des neuen Baedekers „Deutschland – Erneuerbare Energien entdecken“ planen. Über 160 Kraftorte im ganzen Bundesgebiet stellt der Reiseführer vor. Und die Energie entspringt dort keinen Erdmeridianen, sondern wird mit Hilfe von Sonne, Wind und Wasser, Geothermie und Biomasse erzeugt.
Der Erfinder der roten Reisebibeln, der Verleger und Buchhändler Karl Baedeker, ist zwar schon über 150 Jahre tot. Aber die neue Ausgabe wäre sicher in seinem Sinne. „Des Reisenden praktischesBedürfnis ist des Herausgebers erster Zweck“, hat Baedeker einst geschrieben. „Wissen, was es zu erleben gibt“, ist heute das Motto. Und beides trifft auf den Reiseführer durch die Welt der Erneuerbaren in Deutschland zu. Zum einen sorgt das Buch für viele Hintergrundinformationen, indem es die verschiedenen Technologien zur klimafreundlichen Energieerzeugung sowie die Bedeutung der Erneuerbaren sowohl für die Umwelt als auch für die politische und wirtschaftliche Landschaft vorstellt. Zum anderen liegt der Schwerpunkt klar auf dem Aspekt „entdecken“: Sowohl bei den nach Bundesländern sortierten Reisezielen als auch bei den sieben jeweils ein bis zwei Wochen langen Touren steht die Vielfalt der Erneuerbaren im Mittelpunkt.
Eine Vielfalt, die eben nicht nur für Ingenieure interessant ist: Bei etlichen Restaurants können die Gäste im Schatten von Solarzellen schlemmen, viele Kunsthallen, Museen oder Open-Air-Festivals nutzen Erneuerbare zur Versorgung oder als gestalterisches Element, Schwimmbäder oder Fußballstadien greifen für Strom und Wärme auf Sonne und Erde zurück. Der Baedeker soll Reisenden die Augen für diese Vielfalt öffnen, schließlich ist die Nutzung von Erneuerbaren nicht überall so augenfällig – oder manchmal auch optisch störend – wie in den Windparks in Deutschlands Norden.
Spannendes in allen Regionen
Viele hundert Autobahnkilometer sind übrigens nicht nötig, um die verschiedenen Arten der Energiegewinnung einmal live zu erleben. Im bayerischen Frankenwald beispielsweise führt in der Nähe von Selbitz ein Rundwanderweg namens „Tour de Energie“ zu einem Wasserkraftwerk, einer Holzhackschnitzelheizung, einer Solaranlage und einem Windrad. Die brandenburgische Gemeinde Feldheim versorgt sich ausschließlich mit einem Energiemix aus Biomasse, Photovoltaik und Windkraft. Auch in Rheinland-Pfalz zeigt die Morbacher Energielandschaft auf 145 Hektar das Potenzial der verschiedenen erneuerbaren Energien. Und wer sich speziell mit einer Technologie befassen will, kann ebenfalls unter mehreren Reisezielen wählen. Im nordhessischen Kassel beispielsweise präsentiert die Arbeitsgemeinschaft Solartechnik auf einem Energielehrpfad mit 32 Stationen verschiedene Projekte wie eine Solartankstelle für Elektromobile oder das Solarboot „SonnJa“.
Der Reiseführer „Erneuerbare Energien entdecken“ war übrigens keine Idee des Verlags Mairdumont, zu dem Baedeker heute gehört. Das Buch ist ein Auftragswerk für die Agentur für Erneuerbare Energien und wurde von Firmen aus der Branche gesponsert. Kein Wunder also, dass zu den Reisezielen auch die Juwi-Firmenzentrale in Wörrstadt, die SMA-Wechselrichterfabrik in Niestetal oder das Berliner Energieforum gehören, wo der Bundesverband Solarwirtschaft sitzt. Aber keine Sorge: Auch an diesen Kraftorten werden Energie-Reisenden weder Schamanen noch Geomanten begegnen.
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