Ohne eigene Forschung keine Perspektive

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Welchen Stellenwert haben Forschung und Entwicklung für Ihr Unternehmen?

Wir stehen vor der großen Herausforderung, dass es zwar in vielen Ländern derzeit staatliche Subventionen für die Nutzung der Photovoltaik gibt, dies aber keine Dauerlösung sein kann. Das EEG in Deutschland etwa, das für die Entwicklung der gesamten Branche überhaupt erst eine Basis geschaffen hat, bietet heute noch einen Kostenausgleich von mehr als 40 Prozent. Doch die harten Diskussionen um die Degression sind bekannt, und wir sehen uns auch selbst als Industrie in der Verantwortung, die Netzparität in wenigen Jahren zu erreichen. Dazu müssen wir die Kosten senken und den Wirkungsgrad steigern. Beides geht nicht ohne eine starke und bestens ausgestattete unternehmenseigene Forschung und Entwicklung. Wir leisten das bei Q-Cells übrigens schon seit der Unternehmensgründung, allerdings bisher vor allem mit den Kapazitäten von Partnerunternehmen, etwa in Schweden.

Sie werden jetzt rund 300 Ingenieure, Laboranten und Technikspezialisten neben der laufenden Produktion in Ihrem neuen Forschungszentrum beschäftigen. Ist das nicht reichlich ambitioniert für ein Unternehmen, das gerade mal vor sieben Jahren als Start-up gegründet wurde?

Unsere Forschung wird das Bindeglied zwischen der Grundlagenarbeit und den Labormustern an den Hochschulen oder Wissenschaftsinstituten wie Fraunhofer in Halle sowie unserer Serienproduktion bilden. Das heißt, wir müssen die kompletten Fertigungsabläufe vom Wafer bis zum Modul im Forschungszentrum durchführen. Wir benötigen also nicht nur ein paar Testlabore, sondern eine komplette Fabrik. Die hier entstehenden Zellen werden, wenn ihre Parameter unseren Zielen entsprechen, auch kommerziell genutzt, so dass das Forschungszentrum nach der Anlaufphase Zellen mit einer Leistung von einigen Megawatt liefern und schwarze Zahlen schreiben wird. Zudem stellt sich für uns nicht die Frage, ob der Aufwand zu groß ist: Er ist einfach erforderlich, um technologisch in der Welt vorne zu sein und die Photovoltaik subventionsfrei zu machen, ihr also den eigentlichen Durchbruch am Markt zu ermöglichen.

Sie testen hier neue Zellkonzepte, die mit den Namen Quebec oder Alba bezeichnet sind und bis zu 21 Prozent Wirkungsgrad haben sollen. Wann kommen diese Produkte auf den Markt?

Das wird in vielen einzelnen Schritten umgesetzt, wir müssen bis zu 40 solcher Prozesse, die im Labormaßstab funktionieren, jetzt für die Großserie reif machen. Die ersten maßgeblichen Resultate aus dem Reiner-Lemoine-Forschungszentrum kann der Markt sicher bereits 2009/2010 erwarten. Das, was wir sicher beherrschen, werden wir dann sofort in die Massenfertigung bringen. Das stärkt schließlich die Basis des gesamten Unternehmens. Ich kann nur betonen, dass wir ja erst ganz am Anfang einer völligen Revolution des Energiemarktes stehen, die mit der Netzparität in Gang kommen wird. Wir sind jetzt sozusagen in der Aufwärmphase vor einem großen Rennen.

Drücken Sie mit den Technologie-Kompetenzen nicht die kleine Konkurrenz an die Wand?

Ich will und kann anderen Herstellern keine Ratschläge erteilen. Ich kann nur für uns sagen, dass wir unsere Perspektive nur mit dieser eigenen Entwicklung sehen. Prinzipiell aber ist es sicher für kleine Hersteller schwierig, für den bestehenden Technologiedruck die notwendigen Ressourcen bereitzustellen. Immerhin haben allein unsere Ausrüstungen und Anlagen im neuen Forschungszentrum, die meist Spezialanfertigungen sind, 29 Millionen Euro gekostet. Sicher wird aber auch die Anfang September getroffene Entscheidung der Bundesregierung, die Forschung für das Solarcluster in Mitteldeutschland als eines von fünf Referenzprojekten zu fördern, den hier ansässigen Unternehmen neue Möglichkeiten eröffnen. Für das Gesamtprojekt stehen immerhin 200 Millionen Euro zur Verfügung.

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