Im deutschen Strommarkt gab es im November keine einzige Stunde mit negativen Preisen. Das gab es in diesem Jahr sonst nur noch im Februar. Der Juni war bisher der Monat mit den meisten negativen Strompreisen. Insgesamt 141 Stunden blieb der Börsenpreis unter null. Knapp die Hälfte der Solarstromerzeugung im Juni verteilte sich auf Zeiten mit negativen Strompreisen. Den europäischen Rekord für die meisten Stunden mit negativen Preisen innerhalb eines Monats stellte in diesem Jahr Spanien auf. Dort kam es im Mai an 239 Stunden zu negativen Strompreisen.

Grafik: Marian Willuhn / pv magazine
Parallel zu den im November ausbleibenden Stunden mit negativen Preisen erholt sich der Capture-Preis für Photovoltaik-Anlagen in Deutschland wieder. Im Juni lag er noch bei lediglich 1,8 Cent pro Kilowattstunde. Im Oktober erreichte er bereits 7,7 Cent und stieg im November weiter auf 9,0 Cent pro Kilowattstunde. Die Capture Rate, also das Verhältnis des Solarwerts zum allgemeinen Marktwert für Strom, lag damit zuletzt bei rund 96 Prozent. Zum Vergleich: Im Februar, als es ebenfalls keine negativen Preise gab, wurde in Deutschland für Solarstrom ein Capture-Preis von 11,6 Cent berechnet.

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Gemessen an den Capture-Preisen im europäischen Vergleich zeigt sich für November ein breites Spektrum. Den höchsten Capture-Preis für Solar verzeichnete im November Lettland mit 11,9 Cent pro Kilowattstunde. Fast identisch lagen die Werte in Estland und Bulgarien sowie in den beiden nördlichen italienischen Gebotszonen, wo sie zwischen 11,4 und 11,2 Cent lagen. Eher unterdurchschnittlich im europäischen Vergleich schnitten Finnland und Frankreich mit Preisen von 5,7 beziehungsweise 4,9 Cent ab. Noch niedriger fielen die Preise in Portugal und Spanien aus, wo Solarstrom im November im Mittel lediglich 3,2 beziehungsweise 3,1 Cent wert war. In der schwedischen Gebotszone SE2 lag der Wert mit 2,6 Cent sogar noch darunter.

Grafik: Marian Willuhn/ pv magazine
Während Deutschland im November frei von negativen Preisen blieb, traten sie in mehreren anderen europäischen Märkten weiterhin vereinzelt auf. Besonders betroffen waren die nördlichen schwedischen Preiszonen SE2 und SE1, in denen 75 beziehungsweise 34 Stunden mit negativen Preisen registriert wurden. In der südlichsten Zone SE4 kam es im selben Zeitraum zu elf Stunden unter null. Auch in Finnland, Estland und Griechenland traten zwischen sechs und zehn Stunden mit negativen Preisen auf.
Die Zahlen und die Analyse kommen von einer Auswertung von öffentlichen Entso-e-Daten durch die Redaktion.
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Dass der Capture-Preis in Frankreich im November nur bei rund 4,9 ct/kWh liegt, überrascht nicht: Der allgemeine französische Marktwert lag im gleichen Zeitraum bei etwa 6,4 ct/kWh – deutlich niedriger als in Deutschland mit ca. 10,6 ct/kWh.
Daraus lässt sich relativ klar ablesen, dass Deutschland inzwischen kaum noch Strom zu international konkurrenzfähigen Preisen erzeugen kann und in der Folge teure Importe benötigt.
Anstatt strukturelle Probleme auf der Erzeugungs- und Marktseite zu adressieren, setzt Deutschland weiterhin primär auf zusätzliche staatliche Subventionen, um die Strompreissituation zu überdecken.
Über das Jahr betrachtet liegt der PV-Capture-Preis bei etwa 4,5 ct/kWh. Eine selbsttragende, marktwirtschaftliche PV-Erzeugung ist damit faktisch nicht möglich – das zeigen auch die anhaltenden Belastungen des EEG-Kontos. Daran wird sich auch wenig ändern, wenn die PV-Kapazitäten weiter massiv ausgebaut werden sollen; im Gegenteil: Mit mehr PV steigt die Kannibalisierung des eigenen Marktwerts typischerweise weiter.