Studie sieht hohes Einsparpotenzial durch dynamische Stromtarife und zeitvariable Netzentgelte

Elektroauto, Ladevorgang, The Mobility House

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Was bringen dynamische Stromtarife und zeitvariable Netzentgelte für Haushalte? Das hat das Beratungsunternehmens Neon Neue Energieökonomik im Auftrag des Versorgers Naturstrom untersucht. Wenig überraschend profitieren diejenigen Verbraucher am stärksten, die ein E-Auto und/oder eine Wärmepumpe besitzen und deren Verbräuche flexibel gestalten.

Wobei ein dynamischer Stromtarif sogar Haushalten zugutekommt, die weder Elektroauto noch Wärmepumpe besitzen, zeigt die Studie – allerdings nur in geringem Maße, die Ersparnis liegt je nach Stromverbrauch und Tagesrhythmus bei einem bis vier Prozent.

Mit Elektroauto weit mehr Ersparnis möglich als mit Wärmepumpe

Was ein dynamischer Tarif Haushalten mit E-Auto bringt, hängt stark davon ab, wann und wie sie ihr Fahrzeug laden. Wird die Batterie sofort geladen, wenn das Auto mit der Wallbox verbunden ist, liegt die Ersparnis nur bei einem Prozent. Mit intelligentem Laden sparen sie dagegen 31 Prozent.

Noch viel weiter senken E-Auto-Fahrer die Kosten, wenn sie zusätzlich die Möglichkeiten nutzen, die ihnen die zeitvariablen Netzentgelte nach EnWG §14a bieten. Danach erhalten die Betreiber steuerbarer Verbraucher wie Wallboxen und Wärmepumpen einen pauschalen („Modul 1“) oder einen prozentualen („Modul 2“) Rabatt auf die Netzentgelte. Wer sich für das Modul 1 entscheidet, kann zudem einen zeitlich differenzierten Rabatt („Modul 3“) in Anspruch nehmen. Der jeweilige Verteilnetzbetreiber definiert dabei ein Zeitfenster, in dem die Netzentgelte besonders niedrig sind.

Die Neon-Studie zeigt, dass die Kombination aus dynamischem Stromtarif sowie den Netzentgelt-Modulen 1 und 3 die Stromkosten eines Elektroautos um 82 Prozent reduziert. Voraussetzung ist natürlich, dass die Haushalte ihr Auto intelligent laden.

Wer eine Wärmepumpe betreibt, spart mit einem dynamischen Tarif sieben Prozent, sofern der Stromverbrauch an die Preisentwicklung an der Börse angepasst wird. In Verbindung mit den Modulen 1 und 3 ist bei intelligentem Heizen eine Ersparnis von 26 Prozent möglich. Noch mehr ist drin, wenn sich die Haushalte für Modul 2 als Ergänzung zum dynamischen Tarif entscheiden – die Ersparnis liegt dann bei 28 Prozent.

Speicher für Haushalte ohne Flex-Potenziale

Die Studie zeigt weiter, dass Haushalte ohne E-Auto oder Wärmepumpe mit einem kleinen Batteriespeicher noch ein wenig mehr aus ihrem dynamischen Tarif holen können – mit einem 2,4-Kilowatt Speicher liegt die Ersparnis bei drei Prozent. Die Batteriekosten sind hier eingerechnet. Ein Fünf-Kilowatt-Speicher rentiert sich hingegen nicht, denn damit steigen die Kosten um sieben Prozent.

Dynamische Tarife kommen auch dem Energiesystem zugute, da sie eine flexiblere Stromnachfrage anreizen und damit helfen, das Abregeln von Erneuerbare-Leistung zu mindern. So zeigt die Studie, dass ein intelligent geladenes E-Auto bis zu 42 Prozent Strom nutzt, der ansonsten aufgrund negativer Börsenstrompreise abgeregelt worden wäre. Auch für Wärmepumpen und kleine Solo-Batteriespeicher stellt die Studie diesen Effekt fest, wenn auch deutlich weniger ausgeprägt.

Die Studie vergleicht für verschiedene Konstellationen die Stromkosten eines Festpreistarifs und eines dynamischen Tarifs anhand der Börsenstrompreise von September 2024 bis Ende August 2025. Hierzu haben die Autoren vier typische Haushalts-Lastprofile ermittelt und das Ladeverhalten eines Elektroautos und den Betrieb einer Luft-Wasser-Wärmepumpe jeweils mit und ohne Anreize zur intelligenten Stromnutzung modelliert.

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