Monatliches Energiemarkt-Update: Ein ereignisloser September für die Energiemärkte

Axpo, Windpark

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Die europäischen Energiemärkte blieben im September stabil. Für die Saison übliche Wetterbedingungen und nur wenig Veränderungen bei den Brennstoffpreisen sorgten insgesamt für wenig Volatilität bei den Energiepreisen.

Auf der Stromseite brachte der Herbst in nahezu ganz Europa Temperaturen nahe dem saisonalen Durchschnitt, während überdurchschnittliche Temperaturen in den östlichen und nördlichen Regionen den Beginn der Heizperiode verzögerten. Die Stromnachfrage blieb insgesamt schwach und lag in den meisten Märkten unter dem Vorjahresniveau, was auf die gedämpfte Industriekonjunktur und anhaltende wirtschaftliche Herausforderungen zurückzuführen ist, wie die jüngsten Einkaufsmanagerindizes zeigen. Als Reaktion darauf werden mehrere politische Initiativen vorangetrieben, darunter das bevorstehende Netzpaket der Europäischen Kommission. Dieses wird vor Weihnachten erwartet und zielt darauf ab, die Elektrifizierung zu beschleunigen und die Energiekosten zu senken. Ähnliche Maßnahmen werden auch auf nationaler Ebene ergriffen. So plant die deutsche Regierung ein Subventionsprogramm zur Senkung der Netzentgelte, die einen wesentlichen Bestandteil der Stromrechnungen ausmachen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie zu unterstützen.

Im Bereich der erneuerbaren Energien lag die Solarstromproduktion leicht unter den saisonalen Normwerten, während die Windenergieerzeugung in West- und Mitteleuropa nahe dem Durchschnitt blieb. In den Alpen und in Skandinavien verbesserten sich die hydrologischen Bilanzen auf nahezu normale Werte. Die französische Kernenergieproduktion blieb ein preisdämpfender Faktor und erreichte den höchsten Stand für diese Jahreszeit seit 2017. Dies wurde durch die Wiederinbetriebnahme von Reaktoren und eine aufgrund von streikbedingten Einschränkungen schwächer ausgeprägte Leistungsmodulation unterstützt. Unterdessen wurde die Wiederinbetriebnahme des Reaktors «Flamanville 3» auf Mitte Oktober verschoben, während der belgische Reaktor «Tihange 1» kürzlich nach 50 Jahren Betrieb stillgelegt wurde, zwei Monate vor der endgültigen Abschaltung von «Doel 2». Diese Stilllegungen verringern die Kernkraftkapazität Belgiens und erhöhen den Importbedarf in den Wintermonaten.

Bezüglich Gas lagen die europäischen Speicherstände zu Beginn des Septembers bei 78 Prozent und damit unter dem Vorjahresniveau. Die Einspeisungen begannen wie erwartet, aber kühleres Wetter und geplante Wartungsarbeiten in Norwegen liessen die Speicherbestände bis zum Monatsende nicht über 83 Prozent steigen, was etwa 7 Prozent unter dem Fünf-Jahres-Durchschnitt liegt. Der Oktober begann mit unterdurchschnittlichen Temperaturen und – abgesehen von einem sehr windigen Wochenende – geringer Windenergieerzeugung. Das führte zu einigen Nettoentnahmen und dürfte die Einspeicherungen weiter verlangsamen. In der Zwischenzeit sind die LNG-Lieferungen weiter gestiegen und auf dem besten Weg, ein Rekordniveau für diese Jahreszeit zu erreichen. Dies, obwohl sie hoch genug bleiben müssen, um die russischen Mengen auszugleichen, die Europa letztes Jahr noch über die Ukraine erhalten hat. Die Stromerzeugung aus Kohle in Europa sank im Jahresvergleich um 13 Prozent, während die Vorräte in Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen (ARA) weitgehend unverändert blieben. Der gute Wasserstand des Rheins ermöglichte einen reibungslosen Transport zu den Verbrauchern.

CO2 war im September der stärkste Performer im gesamten europäischen Energiesektor. Die Preise beendeten den Monat etwa 3 Euro pro Tonne höher und testeten Anfang Oktober kurzzeitig die Marke von 80 Euro pro Tonne, den höchsten Stand seit Februar. Der Haupttreiber waren anhaltende Käufe von Investmentfonds. Obwohl solche Positionen in der Regel kurzfristiger Natur sind, könnten sie angesichts der für die kommenden Jahre erwarteten strukturellen Verknappung im EU-Emissionshandelssystem dieses Mal länger bestehen bleiben.

Mit Blick auf die Zukunft bleibt das Verhalten der Fonds angesichts künftiger Preisschwankungen ungewiss, insbesondere vor dem Hintergrund einer sich möglicherweise abschwächenden makroökonomischen Lage. Dennoch dürften spekulative Aktivitäten auch in den kommenden Monaten und Jahren ein wichtiger Treiber für die Preisbildung bei EUA-Zertifikaten bleiben. Dies wird einer der Bereiche sein, die wir genau beobachten werden. Ebenfalls verfolgen wir die Entwicklungen beim Emissionsreduktionsziel für 2040, die LNG-Lieferungen, Wetterschwankungen und das entscheidende Treffen zwischen den Präsidenten Trump (USA) und Xi (China) Ende dieses Monats, das sich als kritisch für die globalen Handelsströme erweisen könnte.

Andy Sommer, Axpo— Der Autor Andy Sommer ist seit 1992 als Analyst in der Energiebranche aktiv und bewertet seit 2008 für Axpo die globalen Märkte. Seit einigen Jahren führt er das Team „Fundamental Analysis & Modeling“, mit dem er für interne und externe Kunden Einschätzungen zu den Energiemärkten in Europa und weltweit erstellt. Das Team konnte mit seinen Services im Jahr 2021 den Energy Risk Award für „Research in European Power“ gewinnen. www.axpo.com —

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