Der kürzlich von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und dem Deutschen Handwerkskammertag (DHKT) veröffentlichte Abgrenzungsleitfaden zur Photovoltaik-Installation sorgt für Diskussionen in der Branche. Wir vom Bundesverband Deutscher Solarhandwerker (BDSH) nehmen dazu eine klare Position ein: Qualitätssicherung ist essenziell, doch die einseitige Zuordnung der Dachmontage von Photovoltaik-Anlagen zum Dachdeckerhandwerk greift zu kurz. Vielmehr braucht die Solarinstallation eine ganzheitliche berufliche Grundlage, die alle relevanten Gewerke integriert.
Ein richtiger, aber unvollständiger Schritt
Grundsätzlich unterstützen das Ziel des Leitfadens: Die Branche muss sich gegen unqualifizierte Anbieter und mangelhafte Installationen wappnen. Gerade der massive Marktzuwachs der letzten Jahre hat zu einem Wildwuchs geführt, der auch für uns Anlass zur Gründung war. Es ist daher zu begrüßen, dass mit dem Abgrenzungsleitfaden mehr Klarheit in die Handwerksordnung gebracht wird.
Doch eine nachhaltige Qualitätssicherung kann nicht allein durch die Zuweisung der Dachmontage an das Dachdeckerhandwerk erreicht werden. Die Installation von Photovoltaik-Anlagen umfasst weit mehr als die reine Montage auf dem Dach. Elektrische Anschlüsse, Systemintegration und Sicherheitsaspekte machen einen ebenso großen Teil der Arbeit aus. Eine einseitige Festlegung droht, den Berufszweig der spezialisierten Solarhandwerker ins Abseits zu drängen und führt letztlich zu mehr bürokratischer Unsicherheit.
Die Notwendigkeit eines eigenen Berufsbildes
Wir setzen uns für eine übergreifende berufliche Qualifikation im Bereich der Solarinstallation ein. Unser Ziel ist es, eine eigenständige Ausbildung für Solarhandwerker zu etablieren, die sowohl elektrische als auch montagebezogene Qualifikationen integriert. Denn nur durch eine fachübergreifende Ausbildung kann die notwendige Qualität sichergestellt und eine unnötige Zersplitterung der Kompetenzen vermieden werden.
Hier braucht es ein Umdenken: Statt die Verantwortung für einzelne Teilbereiche verschiedenen Gewerken zuzuteilen, sollte eine umfassende Berufsausbildung geschaffen werden, die die gesamte Wertschöpfungskette der Photovoltaik-Installation abdeckt. Dies wäre nicht nur ein Gewinn für die Branche, sondern würde auch langfristig dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu entschärfen.
Die Gefahr durch unqualifizierte Anbieter
Seit dem zweiten Boom der Solarbranche Anfang 2022 drängen zahlreiche Anbieter auf den Markt, die sich ohne fundierte Ausbildung als Handwerker ausgeben. Viele dieser sogenannten „Hobby-Solarmonteure“ verfügen nur über gefährliches Halbwissen, das sie in Crashkursen erlernt haben. Das Ergebnis sind Installationen, die erst Jahre später teure Schäden verursachen – etwa durch undichte Dächer oder fehlerhafte Verkabelungen. Während die betroffenen Kunden auf den Kosten sitzen bleiben, sind die verantwortlichen Billiganbieter längst verschwunden. Gleichzeitig stehen seriöse Solarhandwerker unter massivem Preisdruck, weil jeder glaubt, sich als Photovoltaik-Experte bezeichnen zu können.
Konsequenzen und offene Fragen
Für bestehende Betriebe ergeben sich nun viele Fragen:
- Welche Auswirkungen hat der Leitfaden auf die Zusammensetzung der Montageteams?
- Gibt es Bestandsschutz für bestehende Unternehmen?
- Welche Übergangsfristen sind vorgesehen?
- Welche rechtlichen Verpflichtungen entstehen für Photovoltaik-Installationsbetriebe?
Wir als BDSH stehen bereits in engem Austausch mit Handwerkskammern und Dachverbänden, um diese Fragen zu klären. Wir setzen uns dafür ein, dass praxistaugliche Lösungen gefunden werden, die Betriebe nicht über Gebühr belasten. Gleichzeitig informieren wir unsere Mitglieder kontinuierlich über neue Entwicklungen und mögliche Anpassungsstrategien.
Konstruktiver Dialog statt Alarmismus
Wir distanzieren uns ausdrücklich von überzogenen Warnungen, die das Ende vieler Betriebe prophezeien. Der Abgrenzungsleitfaden ist ein Signal für die Notwendigkeit von Qualitätssicherung, aber auch ein Anstoß für die Schaffung einer zukunftsfähigen Berufsstruktur. Gleichzeitig ist es offensichtlich, dass die aktuelle Situation vor allem durch Panikmache geprägt ist. Die Kommunikation nach außen war mangelhaft, sodass Unsicherheiten geschürt wurden, anstatt echte Klarheit zu schaffen.
Immerhin gibt es weiterhin Paragraf 5 der Handwerksordnung (HWO), der klarstellt, dass Betriebe auch Arbeiten in angrenzenden Gewerken ausführen dürfen, wenn sie technisch oder wirtschaftlich mit ihrem Leistungsangebot verbunden sind. Dies bedeutet, dass qualifizierte Betriebe auch weiterhin in der Solarbranche tätig bleiben können.
Die laufenden Gespräche mit den relevanten Institutionen werden entscheidend sein, um eine Balance zwischen Qualitätssicherung, Praxistauglichkeit und der Sicherung der Fachkräftebasis zu finden. Unser Verband wird sich weiterhin mit Nachdruck für eine fundierte und ganzheitliche Lösung einsetzen, die das Solarhandwerk langfristig stärkt.
— Der Autor Torben Brodersen ist der Gründungsgeschäftsführer des Bundesverbands des Solarhandwerks e.V., der 2024 in Berlin ins Leben gerufen wurde. In seiner Rolle koordiniert er die Aktivitäten des Verbands und setzt sich gezielt für die Interessen der Mitglieder auf politischer und wirtschaftlicher Ebene ein. Der Bundesverband verfolgt das Ziel, hohe Qualitätsstandards in der Solarbranche zu etablieren und nachhaltig zu sichern. Ein zentraler Bestandteil ist der Ethikkodex, der alle Mitglieder dazu verpflichtet, nach klar definierten Standards zu arbeiten. https://www.bdsh.solar/ —
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Ein Thema, welches man schon vor 20 Jahren hätte bearbeiten sollen! Politisch war es bisher wohl nicht gewollt, wie ein Großteil der Solarbranche in unserem Land auch nicht willkommen zu sein scheint. Jetzt fangen alle an zu schreien, wo man merkt, dass die Technik ernsthaft funktioniert. Es ist nun mal so, dass es bisher KEINE Ausbildung für den Beruf des Solateurs gibt! Das ganze Berufsfeld lief bisher immer fachübergreifend und es sind durchaus einige sinnvolle und auch gute, wenn auch kleine Bildungsangebote (DGS, TÜV Rheinland) vorhanden. Darüber hinaus hat sich über die Jahrzehnte eine nicht ganz kleine Ansammlung von Wissen in den sog. Fachbetrieben entwickelt. Vielleicht sollte man mal bei diesen Betrieben erfragen, welche Qualifikationen für den Beruf notwendig sind, bevor sich jetzt die beiden Kammern kloppen und wieder mal nur Hoheitsansprüche geltend machen, den Betrieben sinnlos und ohne Gegenleistung das Geld aus der Tasche ziehen und vor Allem ohne dabei das Wesen des Berufszweig zu erfassen! Ich behaupte, dass der allergrößte Teil der guten und ernsthaften Solarteurbetriebe weder exakt dem Elektro- noch dem Dachdeckerhandwerk zuzuordnen sind. Das Berufsbild ist um ein Vielfaches umfangreicher und ich bin auch dafür, dass es eine eigene Sparte gibt! Wenn sich jetzt ein Lobbyverein wie die HWK mit dem Dachdeckerhandwerk auf den Beruf setzt, kann das eigentlich nur schlecht für die Branche sein!
Es kommt jetzt der nächste Verband, der sich mit Lobbyismus seine Pfründe sichern will. Man wirft anderen Alarmismus vor, betreibt aber genau diesen auch selbst. «Viele dieser sogenannten „Hobby-Solarmonteure“ verfügen nur über gefährliches Halbwissen, das sie in Crashkursen erlernt haben. Das Ergebnis sind Installationen, die erst Jahre später teure Schäden verursachen»
Wo ist die Statistik dazu? Wie viel Prozent der PV-Anlagen erleiden denn „Jahre später teure Schäden“ und was genau heißt teuer? Und wie schaut es mit der Gegenstatistik aus: Wie viele Firmen, die sich mit einem Meistertitel schmücken oder Mitglied im BDSH sind, bauen Bockmist?
Sonst geht es erkennbar nur darum, Hürden zu errichten, die die eigenen Leute bevorteilen und Wettbewerber ausschließen. Wieder einmal. Und dieses ganze Schema haben wir generell. Laufend werden durch Fachgremien/Verbände Normen „weiterentwickelt“ – also draufgesattelt. Beim Schallschutz, bei der Badabdichtung, in 1000 Details. So wie das vor 20 Jahren gemacht wurde, darf man das heute nicht mehr machen. Menschen, die in um das Jahr 2005 gebauten Wohnungen und Häusern wohnen, haben offenbar alle reihenweise Wasserschäden erlitten, sind durch mangelnden Lärmschutz alle psychische erkrankt, usw. Da musste man überall die Normen erhöhen, draufsatteln. Die Preise beim Bauen steigen dadurch doppelt so schnell wie die Inflation. Und wenn dann der Zinssatz mal von seinem unnatürlichen Null-Niveau herunterkommt und sich ein kleines bisschen normalisiert, dann sind alle erstaunt, dass sich niemand mehr Bauen zu diesen Normen und Preisen leisten kann. Dann wird nach der Politik gerufen.
Wenn wir bei PV laufend draufsatteln, laufend verschärfen, wer noch was darf, dann werden wir den Boom zuverlässig abwürgen.
Un-bestreitbar -seitens aller Akteure- ist doch wohl
dass „Solarteur-Spezifikation-en“ nicht aus einem bereits existierenden Handwerksberuf ableitbar sind ?!
Also ist es doch mittlerweile dringendst -!zum Nutzen von Handwerk und Verbrauchern!-
wenn sich endlich einmal alle in Frage kommenden Institutionen (HWK, IHK, TÜV, Versicherungen, Verbraucher-Organisationen … …) zusammensetzen, zusammfinden und bestimmen
1. Welche notwendigen Grundqualifikationen ein „Solarteur“ mindest haben muss
und einen entsprechenden Beruf aus der Taufe heben
2. Für eine Übergangszeit von etwa 5 Jahren allen seitherigen „Nebenberufs-Solarteuren“ eine zeitlich befristete, verpflichtende Nach-Qualifizierung anbieten.
Als selbst verantwortlich handelnder Mensch ists mir nicht nachvollziehbar, dass entsprechende Initiativen nicht schon längst starteten – und sich fortentwickelten !
Als erste sollte durch strenge Überprüfungen der Selbstbau von Anlagen verboten werden.Da werden billige Komponenten im internet gekauft und der pensonierte 75jährige Dipl.ing sagt : „bauen kann ich selber“.Vorallem Verischerungen sollten Nachweise einfordern,ob die Anlage von einem Fachmann errichtet wurde.Wenn nicht entfällt der Vericherungsschutz.
Ich gebe den Teiläußerungen recht, die erkannt haben, dass mal wieder „Verbände“ aller Coleur, die eine politische Einflussnahme in Ihren Zielen verfolgen, falschen für die Einordnung von Berufqualifikationen und Branchenzugehörigkeit sind. Was vermutlich den meisten „dachdeckern“ noch nicht ganz bewusst geworden ist, ist die steigende Kompelxität der Gesamtanwendung PV für den Kunden/Endanwender. Kaum eine PV wird heute ohne Speichersystem und Energiemanagement verkauft. Die Funktionsanforderungen und die Anwendung wird immer mehr durch IT-basierte Steuerungseinheiten unterstützt. Die WP und die WB sind bei vielen bereits heute Standard und sind in 5 Jahren sicher im breiten Markt erforderlich. Dynamische Stromtarife und dynamische Netzentgelte (§14a ENWG) reichern diesen Gesamtsystemnutzen weiter an. Ob dann die Gesamtanwenungen durch irgendeinen heute bekannten Handwerksbetrieb voll durchdrungen wird, bleibt unklar. Zu erwarten ist, dass auch hier die Lernkurve zu Lasten der leichtgläubigen Kunden durchlaufen wird. Jedenfalls eine ordenliche Herausforderung und der Vorschlag von „Wolf“ hier die Institutionen, die bereits langjährige Erfahrungen gesammelt haben und die zukünftige Entwicklung realistisch einschätzen können für die Qualifikationsanforderung und Ausbildungspläne des „neuen Berufes“ zusammenzuholen ist ein guter Ansatz.
Bevor wir wieder versuchen, etwas mit Gesetzen und Normen zu regeln, habe ich folgende Frage: wie viele Unfälle oder Zwischenfälle wurden bereits durch Photovoltaikanlagen verursacht? Ich vermute, dass elektrische Probleme gelegentlich auftreten, aber dass PV-Paneele eher selten vom Dach fallen – vielleicht so selten, dass es nicht seltener ist als herunterfallende Dachziegel. Das könnte man so interpretieren, dass eine Dachdeckerausbildung diese Probleme nicht unbedingt reduziert. Brände hingegen kommen vor, weshalb ich die Hypothese aufstelle, dass eine Elektrikerausbildung wichtiger ist als eine Dachdeckerausbildung. Ehrlich gesagt, wir sprechen alle von Entbürokratisierung, doch mit neue Regelungen, Vorschriften und Handwerkerrollen machen wir den Rollout von PV wieder komplizierter und damit teurer. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass die Unabhängigkeit und die geringe Kosten der Energieversorgung ein nationales Interesse darstellen, dessen Wichtigkeit kaum zu übertreffen ist. Durch zusätzliche Kosten und Vorschriften wird dies nur verzögert, und ich sehe kaum eine Kosten-Nutzen-Rechnung für solche Maßnahmen. Alternativ könnte man ein freiwilliges Zertifikat einführen und die Entscheidung den Kunden überlassen, ob ihnen das wichtig ist oder nicht.
Leider gibt es genug schwarze Schafe da draußen, da sind irgendwelche Helfer auf dem Dach oder vorm Zählerschrank, Wechselrichter, Wallbox etc., verdrahten oder installieren. Haben aber keine wirkliche Ahnung was sie da tun.
Undichtigkeiten und Wassereinbruch können neben dem Dach, auch durch schlecht gemachte Kabeldurchführungen im Keller etc. auftreten, weil sie unprofessionell und Leihenhaft gemacht werden.
Da gibt es als Dachdecker oder als Elektriker einiges zu beachten. Normen und oder Vorgaben der Netzgesellschaften usw. Man muss Kabelquerschnitte berechnen oder Messprodukolle erstellen können.
Natürlich wäre es super ,wenn es das Berufsbild ☀️Solarteur gäbe. Es wäre wohl eine Mischung aus Zimmermann, Dachdecker und Elektriker.
Ich denke dass die Gesellschaft insgesamt bereit ist die „verrückte“ Idee aus Sonne und Wind eine zuverlässige Energieversorgung zu basteln , als gar nicht so verrückt zu akzeptieren.
Irgendwann wird es wohl auch gute , stabile, ertragsreiche und ästhetische PV – Micro-Module geben , umgangssprachlich auch Solardachziegel genannt.
Die können sechseckig (Hexagonal) , quadratisch, dreieckig , rechteckig oder wie auch immer sein.
Die grosse Zahl der elektrischen Anschlüsse könnte rückseitig, im Entlüftungsraum, von einem kleinen
Krabbelroboter jährlich begutachtet und bewegt werden. Angesammelte Übergangswiderstände lassen sich oft durch Bewegung ( Ab- und Anstecken der Verbindung) wieder zurückdrehen. Jedenfalls sehe ich das eventuelle Berufsbild Solarteur sehr positiv, und denke dass die Photovoltaik in den nächsten 30 Jahren enorm kreative Ideen hervorbringen wird.