In den letzten Jahren hat Jörg Hümmer von der Installationsfirma Hümmer Elektrotechnik GmbH hunderte von Wallboxen im Privat- und Gewerbebereich installiert. Die KfW-Förderung habe eine hohe Nachfrage ausgelöst. „Leider wurden Boxen gefördert, die den aktuellen Anforderungen nicht gerecht werden“, sagt Hümmer. Er bevorzuge Modelle, die das OCPP 1.6-Protokoll unterstützen. Über OCPP lassen sich verschiedene Technologien integrieren, wie zum Beispiel Photovoltaik-Überschussladen, Anbindung an flexible Stromtarife sowie die getrennte Abrechnung für private und geschäftliche Fahrzeuge. Auch die Einbindung in vorhandene Gebäudeinformationssysteme setzt eine entsprechende Schnittstelle voraus. Die Einbindung von Wallboxen in den weltweit offenen Standard KNX (Konnex) ermöglicht nicht nur die nahtlose Integration in das Gesamtsystem des Gebäudes, sondern auch die Möglichkeit zur Automatisierung und Fernsteuerung. Zudem können KNX-fähige Ladestationen Informationen über den Ladezustand und den Energieverbrauch an das Gebäudeleitsystem senden, was besonders in intelligenten Häusern und Smart-Home-Lösungen gefragt sei.
Positiv sieht er die Entwicklungen bei der Installation der Wallboxen. „Vor zehn Jahren hatten viele Installateure noch Probleme mit der Integration, und nur wenige Experten konnten die Einrichtung vornehmen”, berichtet Hümmer. Heute sei das ein Teil der Ausbildung des Elektrotechnikers. Für ein wirklich intelligentes Haus müssten alle Systeme miteinander kommunizieren. „Solche Systeme sind zwar in der Anschaffung etwas teurer, rechnen sich aber in der Regel nach drei bis sieben Jahren, auch ohne Förderung”, meint der Elektromeister.
Hemmungen beim Ausbau der Ladeinfrastruktur sieht der Elektromeister vor allem im Bereich von Mehrfamilienhäusern. Hier gebe es immer noch zahlreiche Hausverwaltungen, die den Ausbau verhindern möchten. „Ich hatte kürzlich einen Fall, bei dem mehrere Garagensanierungen stattgefunden haben“, berichtet Hümmer. Allerdings habe sich der Vermieter gegen die Installation von Wallboxen entschieden. „Das ist in etwa so, als ob ich mich vor 20 Jahren dem Internet gegenüber verschlossen hätte“, meint er. Viele würden die Chance nicht erkennen. „Was bringt mir später ein Parkplatz, auf dem ich nicht laden kann“, fragt Hümmer.
Endlose Diskussionen kann Elektromeister Jörg Hümmer mit so manchem privaten Hausbesitzer führen, wenn es um die Wahl der richtigen Wallbox geht. Hier würden Designansprüche manchmal über die technischen Funktionen gestellt. „Wer ein schönes Haus mit einem hübsch angelegten Garten hat, der möchte keine graue Plastikschüssel an seiner Garagenwand haben”, sagt er.
Hümmer habe Fälle gehabt, in denen die Wallbox technisch eine Katastrophe gewesen sei, doch sie sah in Augen des Hausbesitzers optisch eben schön aus. Im Gewerbebereich spielten solche Belange kaum eine Rolle. „Da soll es funktionieren”, sagt Hümmer.
Was er vermehrt in seinem Betrieb beobachtet ist, dass Privatkunden Komplettlösungen suchten. Wer zum Beispiel seine alte Heizung ersetzen muss, sehe sich mit zahlreichen Technologien aus verschiedenen Gewerken konfrontiert: Neben der Heizung stünden auch Wärmepumpe, Solarthermie, Photovoltaik-Anlage, Batteriespeicher und Wallbox zur Diskussion. „Der Kunde hat oft nur eine vage Vorstellung davon, was möglich und sinnvoll ist“, sagt der Elektromeister. In der Regel würden dafür Elektriker, Heizungsbauer und Dachdecker benötigt.
Aktuelle Ausgabe pv magazine Deutschland
Unsere aktuelle November-Ausgabe enthält einen Schwerpunkt zum Thema Ladeinfrastruktur. Dafür haben wir unter anderem unsere Marktübersicht zu Wallboxen aktualisiert. Außerdem finden Sie viele Artikel rund um das Thema.
Wer seinen Strom selbst erzeugt, kann dauerhaft kostengünstig Auto fahren. Das sei für viele Privatkunden ein starker Anreiz, sich ein Elektroauto mit Wallbox anzuschaffen. Eine Herausforderung sei jedoch, dass das Auto tagsüber, wenn die Sonne scheint, in der Firma parkt und nicht geladen wird. „Die Leute suchen nach Ladelösungen, die solche Probleme angehen“, sagt Hümmer. Dazu gehörten beispielsweise Anbieter mit Batteriespeicher oder Wallboxen, die intelligentes Laden unterstützen. „Je nach tatsächlichem Energiebedarf ist es in manchen Fällen sinnvoll, in der Nacht nur eine Grundladung vorzunehmen“, meint er. Die Restladung erfolgt dann automatisch, wenn die Sonne scheint.
Nach Ansicht von Hümmer gibt es bisher noch zu wenige Vehicle-to-Home- oder Vehicle-to-Grid-Projekte. „Diese Technologien werden die Wirtschaftlichkeit noch einmal deutlich steigern und intelligente Wallboxen erforderlich machen“, so der Elektromeister.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Der Privatmann hat sich wohl oft eine billige WallBox genommen, die nach Abzug der Prämie gar nichts gekostet hat.
Eine, die mit Dach-PV/Wechselrichter/Hausspeicher gut kann, und auch bei wechselhaftem Wetter und/oder wechselndem Stromverbrauch im Haus (Wasch-/Spülmaschine, Herd, etc.) optimal den Strom ausnutzt ist teurer, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Aber es hat sich gelohnt.
Ich habe in Salzburg 2 Wohnbaugesellschaften angeschrieben, da mein Parkplatz in der Garage keine Lademöglichkeit hat. Direkt über meinem Platz geht die Kabelschine vorbei. Ein einphasiges Kabel würde mir reichen. Beide Wohnbaugesellschaften haben mit dem Argument abgelehnt, dass wenn jeder kommen würde, die Stromanspeisung nicht reichen würde. Totale Überfordern. Ich denke es braucht eine gesetzliche Vorschrift Landesteilen einrichten zu müssen. Gleiches Problem in der Firma, obwohl hier selbst 3,7 MW Strom produziert wird. Hier ist das Gegenargument, was hat die Firma davon? Das lässt einen wohl in Zukunft dann wieder einen Verbrenner kaufen.
Ich habe einen Ladepunkt mit einer hochwertigen Wallbox eingerichtet aber die Gemeinde erlaubt nicht den Betrieb als öffentlichen Ladepunkt da dann dem privaten Wohneigentum ein Stellplatz entzogen und für gewerbliche Zwecke umgenutzt würde. Damit würde der in der Bauordnung der Gemeinde festgelegt Stellplatzschlüssel von 1,5:1 unterschritten… Vielen Eigentümergemeinschaften wird eine solche öffentliche Ladestation mit professionellem Abrechnungssystem verboten und eine Errichtung für die Nutzung innerhalb der WEG lohnt sich aufgrund des hohen Aufwandes auch in der Administration meist nicht.
Nur zur Info: eine intelligente Wallbox mit pv-überschuss Möglichkeit UND Anbindung an dynamische Stromtarife muss nicht teuer sein! Meine hat 650€ gekostet und über die damalige Förderung wurde sogar der Einbau komplett übernommen und die kann das alles…. Ich habe mich halt vorher einfach informiert. Das Internet beinhaltet so viele Informationen – man muss sich halt auch mal die Zeit nehmen und sich ein bissl einlesen… Gleiches gilt übrigens fürs e-Auto.
WEG ließ 4 Wallboxen in Tiefgarage einbauen. Im Zeitraum des Baus (25.8.22-12.10.22) schoss der Stromverbrauch der Wärmepumpe extrem in die Höhe (+27000KWH). Die WEG musste dem Stromlieferanten 6.000,00 Euro nachzahlen. Der Wärmepumpenzähler wurde 2x geprüft und für intakt befunden. Was kann hier falsch gelaufen sein?