Aktuelle Trends und Marktentwicklungen bei Photovoltaik-Balkonkraftwerken

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Seit 2022 werden Mini-Photovoltaik-Anlagen in privaten Haushalten immer beliebter. Denn viele Nutzer möchten durch die kompakten Photovoltaik-Lösungen für Balkongeländer, das Garagendach oder den Carport selbst umweltfreundlichen Strom erzeugen, um etwas unabhängiger vom öffentlichen Stromnetz und damit verbundenen Preissteigerungen zu werden. Das Expertenteam von home&smart hat deshalb einige Analysen zur Verbreitung und Leistungsfähigkeit solcher Anlagen durchgeführt – mit teils überraschendem Ergebnis.

Unser Team besteht aus erfahrenen Technikexperten, die seit 2016 Verbraucher bei ihren täglichen Kaufentscheidungen durch Ratgeber, Produktvergleiche und Testberichte unterstützen. Für die hier vorgestellten Daten wurden jedoch nicht nur persönliche Balkonkraftwerk-Erfahrungen aus eigenen Tests, sondern unter anderem auch Daten zu Google Trends oder Suchvolumen (Anzahl der Google-Suchen pro Monat) über das Tool ahrefs ermittelt. Darüber hinaus haben wir 20.559 unserer Leser zum Thema Balkonkraftwerke befragt und in Rücksprache mit Händlern Verkaufszahlen sowie Trends zu besonders beliebten Modellen ermittelt.

Balkonkraftwerke sind aus vielen Haushalten nicht mehr weg zu denken

Als wir bei home&smart 2020 mit der Berichterstattung über Photovoltaik-Balkonkraftwerke begannen, waren Komplettsets nur schwer erhältlich und Interessenten mussten sich die Einzelteile ihrer Anlage oft aus verschiedenen Onlineshops zusammenstellen.

Bereits 2021 wurden jedoch 260 Prozent mehr Suchanfragen zum Thema Balkonkraftwerk an Google gerichtet als noch im Jahr davor. Auch erste Fachhändler wie priwatt oder Yuma stiegen in den Markt ein.

Nach dem Beginn des Ukraine-Krieges im Frühjahr 2022 stieg die Nachfrage so hoch an, dass die meisten Hersteller über Monate hinweg Lieferschwierigkeiten hatten und den Bedarf an neuen Balkonkraftwerken kaum decken konnten.

Seit Anfang 2023 bieten neben zahlreichen Baumärkten und Elektrohändlern sogar Discounter wie Aldi, Lidl und Netto solche Balkonkraftwerke als Schnäppchenware an, was die Bekanntheit von Mini-Photovoltaik-Anlagen nochmals erhöhte.

Zudem etablieren sich aktuell Wechselrichter mit WLAN-Funktion und automatischer Ertragsmessung, die selbst Nutzern ohne Vorkenntnisse eine besonders einfache Handhabung und die Bedienung per App ermöglichen.

Außerdem haben solche WLAN-fähigen Lösungen den Vorteil, dass sie zwar auf den aktuell geltenden Höchstwert von 600 Watt gedrosselt sind, jedoch einfach per Hersteller-Update auf 800 Watt Leistung erhöht werden können, sobald dies gesetzlich erlaubt ist.

Die meisten Balkonkraftwerke in Deutschland werden nicht ans Geländer gehängt

Während in unserer Leserumfrage von Ende 2022 die meisten der 20.559 befragten Personen noch unschlüssig waren, welche Halterung sie bevorzugen würden, wählen laut Analysen von Zugriffszahlen und Bestellungen, inzwischen die meisten Einsteiger eher Flachdachhalterungen als Montagelösungen fürs Balkongeländer.

Denn diese lassen sich nicht nur auf einer Terrasse oder Garage ohne Bohren und Schrauben montieren, sondern auch ohne viel Mühe direkt in einem Hinterhof oder Garten aufstellen.

Schuko-Stecker sind die günstigste und damit beliebteste Anschlusslösung

Von insgesamt 20.559 Lesern entschieden sich bei der letzten Umfrage Ende 2022 nur 41 Prozent für einen Schuko-Stecker, während 49 Prozent unentschlossen waren bei der Anschlussmöglichkeit für ihr Balkonkraftwerk.

Auch hier hat sich jedoch einiges getan und die meisten greifen inzwischen laut unserer Analysen direkt zum Schuko-Stecker, da er einfache Handhabung der Mini-Solaranlage ermöglicht und ohne Fachkräfte installierbar ist.

Mehr Leistung als gedacht

Ein gängiges Vorurteil gegenüber Mini-Photovoltaik-Anlagen lautet, dass sie kaum nennenswerte Stromerträge liefern und sich höchstens zur Handyladung eignen. In unserem home&smart-Test zeigte sich jedoch, dass etwa die Flachdachlösung „Yuma Flat 800“ bis zu 4,01 Kilowattstunden Solarstrom pro Tag liefert.

Zum Vergleich: Ein Singlehaushalt verbraucht im Durchschnitt etwa 3,6 Kilowattstunden Strom pro Tag, während zwei Personen pro Tag etwa 5,5 Kilowattstunden an Strom benötigen. Insofern lässt sich der theoretische Tagesbedarf eines kleineren Haushaltes mit einem Balkonkraftwerk decken, sofern das Wetter stimmt.

Da Balkonkraftwerke in Deutschland nur mit einem Stromzähler mit Rücklaufsperre betrieben werden dürfen, ist ihr Betrieb nur ökonomisch sinnvoll, wenn der Strom selbst verbraucht wird. Gibt es große Differenzen zwischen der Verbrauchs-Lastkurve eines Haushaltes und der Einspeisung des Balkonkraftwerks, wird die theoretische Lastdeckung in der Praxis kaum erreicht.

Deshalb gibt es seit Jahresbeginn vermehrt Speicherlösungen, vor allem von chinesischen Herstellern wie Zendure, Ecoflow und Anker, womit der erzeugte Strom zu 100 Prozent im eigenen Haushalt verbraucht werden kann.

Insgesamt konnten wir bei zahlreichen Balkonkraftwerk-Tests mit Modellen von Anker, Green Solar, Plugin Energy, EPP Solar, Priwatt und Yuma an unterschiedlichen Standorten und zu verschiedenen Jahreszeiten durchweg gute Erfahrungen sammeln.

Zuschüsse für Photovoltaik-Balkonanlagen

Immer mehr Kommunen und Städte gewähren Privatpersonen Zuschüsse für ihre Balkonkraftwerke. In unserer Förderübersicht vom Februar 2023 finden sich deutschlandweit schon rund 75 regionale Angebote.

Dabei bietet die Stuttgarter Solaroffensive die Möglichkeit 100 Euro pro Balkonkraftwerk zu beantragen und in Köln gibt es pauschal 200 Euro pro Haushalt. Den höchsten Zuschuss erhalten jedoch Heidelberg-Pass Besitzer, die bei einem Eigenanteil von 50 Euro, sogar bis zu 1.450 Euro an Fördermitteln erhalten können.

Ausblick

Laut einem aktuellen Gesetzesentwurf, der sich gerade in der Ressortabstimmung befindet und ab dem 1. Januar 2024 in Kraft treten soll, will die Bundesregierung Anfang nächsten Jahres nicht nur die 800 Watt-Grenze für Balkonkraftwerk-Wechselrichter einführen, sondern die Anmeldung soll voraussichtlich auch nur noch im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur und nicht mehr beim Netzbetreiber erforderlich sein. Darüber hinaus können Nutzer dann voraussichtlich Solarmodule mit bis zu 2.000 Watt Leistung anschließen. Diese Bestimmungen hätten zur Folge, dass Einsteiger mit weniger Bürokratie konfrontiert wären und deutlich mehr Ertrag erzielen könnten.

— Die Autorin Mariella Wendel arbeitete bereits während ihres Germanistik- und Multimedia Studiums für verschiedene Onlineportale und Blogs als Ratgeberautorin und war im Zuschauerservice des SWR Fernsehens tätig. Seit 2016 gehört sie zum Team von home&smart und testet dort unter anderem Balkonkraftwerke und Solargeneratoren sowie weitere Outdoor-Lösungen. —

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