Europas Solarindustrie startet Spendenaktion für die Ukraine

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Die europäische Solarindustrie hat ein neues Hilfsprogramm für Photovoltaik-Anlagen in der Ukraine gestartet. Die Ankündigung erfolgte während des „Solarpower Summits 2023“ von Solarpower Europe in Brüssel in der vergangenen Woche und zielt darauf ab, der Ukraine eine stetige Versorgung mit Photovoltaik-Material zu ermöglichen.

Der Einmarsch Russlands in die Ukraine löste in ganz Europa einen Ansturm auf Photovoltaik aus, da die Bevölkerung versuchte, den steigenden Energiekosten mit Dachanlagen zu trotzen. Doch auch in der Ukraine sind Schulen und Krankenhäuser dringen auf Photovoltaik- und Batteriespeichersysteme angewiesen, da das Energiesystem unter Beschuss geraten ist.

„Im Krieg sind es immer die Schwächsten, die am meisten leiden“, sagt Jörg Ebel, Co-Präsident des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar).  „Deshalb wollte sich die deutsche Solarwirtschaft an dieser Aktion beteiligen und mit der Initiative ‚Solar Aid‘ den Startschuss geben, um Schulen mit einer besseren Stromversorgung auszustatten.“

Foto: SolarPower Europe
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Foto: SolarPower Europe

Russische Raketenangriffe nehmen häufig die Energieinfrastruktur ins Visier, so dass Stromausfälle landesweit an der Tagesordnung sind. „Wir haben gesehen, dass der Krieg zu einer enormen Energiearmut in der Bevölkerung geführt hat“, sagte Maté Heisz, Director of Global Affairs bei SolarPower Europe. „Und Solarstrom kann wirklich dazu beitragen, diese Energiearmut zu lindern.“

Der daraus resultierende Bedarf an Backup-Strom hat Solarpower Europe, den Bundesverband Solarwirtschaft und das ukrainische Pendant ASEU dazu veranlasst, die Spendenkampagne „Solar Supports Ukraine“ zu starten.

Seit Beginn des Krieges haben zahlreiche europäische Unternehmen begonnen, Lkw-Ladungen mit Modulen, Batterien, Wechselrichtern und Kabeln in das Gebiet zu entsenden. Die neue Initiative zielt darauf ab, eine koordinierte Plattform und einen logistischen Plan für die Spenden bereitzustellen.

Ukrainische Zusammenarbeit

Ukrainische Organisationen wie die Stiftung Energy Act for Ukraine und die Stiftung Repower Ukraine werden die Umsetzung der Projekte sicherstellen und verwalten. Die Gruppen kennen die Bedürfnisse von Krankenhäusern und Schulen und können erste Projektbewertungen vornehmen. Die beiden Organisationen suchen Spender, die bestimmte Projekte finanzieren und ukrainische Elektroinstallateure beauftragen.

Um Transparenz zu gewährleisten, können die Geldgeber die detaillierten Berechnungen des ausgewählten Projekts einsehen. „Die Spender können die Patenschaft für ein ganzes Projekt übernehmen, was eine effiziente Umsetzung durch ukrainische Installateure ermöglicht“, erklärt Jochen Hauff, Leiter der Unternehmensstrategie bei der Baywa re, einem der ersten Unternehmensspender der Kampagne.

Anstatt einige Module oder einen Wechselrichter zu spenden, kann ein Unternehmen ein komplettes Photovoltaik-System realisieren. Hauff erklärt, dass dies die Koordinierung der Komponentenl-Lieferung und die Kompatibilität erspart, wenn eine einzige Anlage Spenden von fünf oder sechs verschiedenen Spendern enthalten kann.

Máté Heisz von Solarpower Europe sagte, dass die Verbreitung von Photovoltaik in der Ukraine beschleunigt werden muss, „deshalb müssen wir es einfach machen und unsere ukrainischen Partner in die Lage versetzen, den Ausbau voranzutreiben.“ Heisz fügte hinzu, dass diese Aufforderung bereits befolgt wird, und dass bereits vor dem Gipfel mehr als 70.000 Euro gespendet wurden.

„Derzeit müssen sich Chirurgen bei beispiellosen Stromengpässen auf Stirnlampen verlassen, um operieren zu können“, sagt Artem Semenyshyn, CEO der Solar Energy Association of Ukraine. Im Jahr 2022 installierten ASEU-Mitgliedsunternehmen Batteriespeichersysteme in einem Krankenhaus in Kharkiv. Semenyshyn sagt, dass die Ärzte dieses Krankenhauses mit der Lösung ihres Photovoltaik-Batterie-Backup-Systems zufrieden sind. Wenn man bedenkt, dass Dieselaggregate eine Minute brauchen, um richtig zu starten, und das gespendete Batteriesystem eine unterbrechungsfreie Stromversorgung gewährleisten kann, ist das keine Überraschung.

Aber es gibt noch viel mehr Krankenhäuser, in der Ukraine. Seit der Invasion hat die ukrainische Regierung den Krankenhäusern die Anschaffung von Notstromversorgungssystemen vorgeschrieben, ließ aber offen, ob sie Dieselaggregate oder Photovoltaik-Batteriesysteme verwenden sollten. Etwa 4500 größere Krankenhäuser benötigen eine Notstromversorgung. Mit einem Dieselaggregat würde jedes Krankenhaus täglich etwa 200 Liter Kraftstoff verbrauchen und hätte keine unterbrechungsfreie Stromversorgung.

Wiederaufbau des Landes mit Solarenergie

Semenyshyn ist überzeugt, dass die Regierung, wenn sie die Zuverlässigkeit und den Nutzen der Photovoltaik erkennt, ein gutes Argument für den Wiederaufbau des Landes mit Hilfe von Photovoltaik liefern kann.

Und dafür braucht er mehr Installateure. Aber Semenyshyn hat einen Plan. Die Spendenaktion kann nicht nur das Licht brennen lassen, sondern auch verletzten Soldaten oder Zivilisten die ihren Arbeitsplatz verlieren können helfen. Der Geschäftsführer von ASEU sagt, dass die Verwundeten und Traumatisierten umgeschult werden können, um Photovoltaik-Anlagen zu installieren und das Land mit Photovoltaik wieder aufzubauen.

Derzeit umfasst die Projektpipeline drei Projekte für Schulen und Krankenhäuser, von denen eines in Irpin bereits installiert wurde, eines im Bau ist und eines finanziert wurde und in wenigen Wochen gebaut werden soll.

„Wir appellieren an unsere Mitglieder und an die Akteure der Energiewirtschaft, mehr zu spenden“, sagt Ebel. „Jeder Beitrag hilft uns weiter.“

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