Wer installiert Ladeinfrastruktur?

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Die Zahl der Wallboxen und Ladesäulen wird stark wachsen, wenn sich die Elektroautos wie geplant durchsetzen. Noch ist unklar, bis zu welchem Level Photovoltaik-Installateure bei Aufträgen zur Ladeinfrastruktur zum Zuge kommen werden. Noch ist der entsprechende Installateursmarkt am Anfang. Betriebe können sich auf das Segment vorbereiten, indem sie mit einer kleineren Anzahl an Ladepunkten beginnen und auch einmal einen DC-Schnellladepunkt installieren.

Victor Rehl ist Inhaber das gleichnamigen Installationsbetriebs und Solargroßhandels.

Foto: Victor Rehl

Vor einem Jahr haben wir etwa darüber berichtet, wie Victor Rehl, Inhaber das gleichnamigen Installationsbetriebs und Solargroßhandels, an seinem Betrieb an der A61 bei Andernach zwei öffentlich zugängliche 150 Kilowatt-DC-Lader und einige AC-Ladesäulen errichtet hat. Die durchschnittliche Zahl der Ladevorgänge sei von anfangs zwei bis drei pro Tag gewesen, und inzwischen auf bis zu 15 angestiegen. Das ist sehr attraktiv. Zwei Drittel der in den vergangenen Monaten geladenen Energie sei direkt aus der Photovoltaik-Anlage geliefert worden, ein Viertel aus der zuvor mit Solarstrom geladenen Batterie. Nur acht Prozent habe er zukaufen müssen. Für den Strom habe er außerdem 16,3 Cent pro Kilowattstunde an THG-Quote abrechnen können. Jetzt plant er auf der gegenüberliegenden Straßenseite eine weiter 580-Kilowattanlage und 3 Ladestationen à 320 Kilowatt.

Diese werden dann auch mit Kartenterminals ausgestattet sein, was ab Juli durch die Ladesäulenverordnung für öffentliche Ladepunkte Pflicht wird. Nach den Angaben in der pv magazine Produktübersicht bieten rund 40 Produkte eine Option, die Ladesäulenverordnung zu erfüllen. Damit hat man dann im Prinzip auch die Möglichkeit, verbilligte Solartarife anzubieten. Wirklich eine Motivation Solarstrom günstiger abzugeben, gibt es allerdings nicht. Noch scheint der Wettbewerb zu fehlen, wo man ohne Ladekarten am günstigsten laden kann.

Der Wallboxabsatz hat bei Rehl seinen Aussagen zufolge in den letzten 12 Monaten um 55 Prozent zugelegt. Viele seiner Kunden sind Installateure und sammeln jetzt Erfahrung, um sich in das neue Geschäftsfeld vorzutasten. Rehl sagt, er könne unterstützen, indem er für die komplizierteren Aufträge im Gewerbesektor teilweise die Planung übernimmt, auch mal Vor-Ort-Besuche macht und dann Komplettpakete zusammenstellt.

Bei Recherchen zu Ladepunkten stößt man oft auf Pioniergeschichten. Uli Kaiser etwa kauft einen Teil seiner Komponenten ebenfalls bei Rehl Energy und baut Photovoltaik-Anlagen für Privatkunden bis hin zu typischen 100- oder 150-Kilowatt-Anlagen. Er hat in seinem Elektrohandwerkbetrieb in Wirges bei Montabaur mit fünf Elektromeistern und rund 30 Mitarbeiter inzwischen fünf vollelektrische Fahrzeuge und zunächst den eigenen Standort mit zwei Wallboxen ausgestattet. Die Veranstaltungsreihe für Elektromobilität, die er in dem Ort geplant hatte, fiel leider dem ersten Corona-Lockdown zum Opfer.

Als Photovoltaik-Installateur Carsharing anbieten

Uli Kaiser etwa kauft einen Teil seiner Komponenten bei Rehl Energy.

Foto: Uli Kaiser Elektrotechnik

Dann hat er einen (nicht geförderten) 120-Kilowatt-DC-Lader in der Stadtmitte errichtet und ein Auto für Carsharing dort hingestellt, dass die Bewohner über eine App buchen können und auch er teilweise nutzt, wenn die Firmenfahrzeuge nicht ausreichen. „Letzten Monat gab es schon etwa 100 Beladungen“, sagt Kaiser.

Die Förderung hat er dafür nicht bekommen. Die Zuschläge erhielten in der jeweiligen Region die Projekte, die bezogen auf die zu fördernde Investitionssumme die höchste Ladeleistung versprachen. „Da gewinnen immer die mit der höchsten Leistung“, sagt Kaiser. In diesem Fall ein Schnellader am Stadtrand. Dabei sei in Wirges 120 Kilowatt ausreichend, sagt er. „die Autos, die hier herumfahren, können gar nicht mit höherer Leiostung laden“, sagt er.

Als Nächstes installierten seine Mitarbeiter bei einem Opel-Händler 13 Wallboxen und öffentliche Ladestationen in der Tiefgarage. Er hat keine Berührungsängste mit dem neuen Geschäftsfeld. Allerdings lohnt es sich nicht wirklich, wenn man zusätzlich zur 100-Kilowatt-Anlage drei Ladepunkte baut. Kaiser habe aber den Anspruch, es dem Kunden mitanzubieten. Außerdem werden es in einigen Jahren deutlich mehr Ladepunkte. „Das Thema Ladepunkte kommt automatisch“, sagt er.

Elektroauto-Ladelösungen in pv magazine November 2022

Schwerpunkt zu Elektroauto-Ladelösungen – Wallboxen und Ladesäulen in der pv magazine Ausgabe November 2022 (Premium Content, zum Shop):

Wallboxen mit Photovoltaik-Anlage für Gartenbau-Geräte

Auch Sebastian Weidner, Projektleiter bei der EW Energiewelt in Jessen in Sachsen-Anhalt. Der dortige Gartenbaubetrieb wollte drei Wallboxen für die betriebseigenen Hybridfahrzeuge kaufen. Weidner überzeugte ihn, in 120 Kilowatt Photovoltaik zu investieren, dazu in eine Batterie, um auch die noch vorhandene Elektroheizung zu versorgen, und am Ende der Überlegungen 6 Wallboxen. Die benötigte Anzahl wird vermutlich schnell zunehmen, da Gartenbau-Betriebe zunehmend elektrische Maschinen wie Elektrobagger einsetzen müssen. Auch diese wollen geladen werden. Dass Weidner als Systemintegrator mit Photovoltaik-Hintergrund am Ende das Projekt durchführte, obwohl zunächst ein anderer Elektriker angefragt war, ist durchaus naheliegend.

„Mit übergreifendem Energiemanagement können viele noch nichts anfangen“, sagt Ronny Schrottke von Ecocoach Deutschland, das das System zum Energiemanagement und zum Last-Lademanagement geliefert hat. Es sei SPS-basiert und dadurch vielleicht nicht das Günstigste. Schrottke ist aber fest davon überzeugt, dass es ab einer bestimmten Komplexität sinnvoller ist als ein günstigeres cloudbasiertes System, da es unter anderem in Echtzeit arbeite. Wallboxen werden per Ethernet-Leitung und OCPP-Schnittstelle angebunden. Eine Herausforderung sei für Installateure, die richtigen Komponenten einzukaufen, die gut zusammenpassen. In diesem Fall war außerdem wichtig, dass die die geladenen Mengen genau abgerechnet werden können, da die Photovoltaik-Anlage einer anderen Gesellschaft gehört wie die Dienstfahrzeuge. Als Installationsbetrieb müsse man ein System identifizieren, dass das kann, und den Kunden in die Bedienung einweisen oder die Betriebsführung mitanbieten.

Die Einstiegshürde, ein funktionsfähiges System aufzubauen, lässt sich verringern, wenn Großhändler oder Systemintegratoren wie in diesem Fall Rehl Energy nahezu schlüsselfertige Bausätze liefern und wenn nötig beraten, sagt Schrottke. Auch andere Unternehmen bieten solch einen Service an.

Ronny Schrottke sieht außerdem Bedarf für Dienstleister, die nicht nur die Beratung der Installationsbetriebe übernehmen, sondern unter Umständen auch die Betriebsführung für die Käufer, speziell für die Ladeinfrastruktur. „Wichtig ist, dass sie die Installationsbetriebe mitnehmen und diese nicht zu reinen Monteuren degradieren“, sagt er. Er hält es für sinnvoll, dass Photovoltaik-Installationsbetriebe in das Geschäftsfeld Elektromobilität einsteigen. Der zusätzliche Umsatz sei zwar noch bei weitem nicht so groß im Vergleich zu dem mit der Photovoltaik-Anlage. Aber man bietet dann auch das Energiemanagement an und könne sich vermutlich höherwertig verkaufen.

Wer wird in Zukunft die Ladeinfrastruktur installieren? „In der breiten Masse und im halböffentlichen und privaten Bereich sind das mit Sicherheit die Solarinstallateure und Solarunternehmen“, sagt Jörg Lohr, CEO von Compleo Charging Solutions. Er sieht für die Installateure im Solarbereich hier „definitiv“ einen ganzen großen Markt.

Sind Sie auch ein Installationsbetrieb für Photovoltaik-Anlagen und haben den Schritt in die Installation von Ladeinfrastruktur für Gewerbebetriebe oder für öffentliche Parkplätze gemacht, schreiben Sie gerne eine kurze E-Mail an michael.fuhs@pv-magazine.com. pv magazine stellt gerne ausgewählte Projekte vor und kontaktiert sie, wenn das Thema wieder auf dem Plan steht. 

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