Enpal erwartet 340 Millionen Euro Jahresumsatz und kann Kunden innerhalb von sechs Wochen beliefern

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Das Start-up Enpal erwartet in diesem Jahr einen Umsatz von 340 bis 400 Millionen Euro. Dabei soll das junge Unternehmen nach eigenen Angaben erstmalig profitabel operieren können. Enpal bietet seinen Kunden an Photovoltaik-Anlagen über ein Mietmodell zu beziehen. Über eine für 20 Jahre fest vereinbarte Mietgebühr können Kunden an eine Dachanlage kommen und von Eigenverbrauch und Einspeisevergütung profitieren, ohne dabei in Vorkasse gehen zu müssen. Mittlerweile bietet das Unternehmen auch Batteriespeicher und Wallboxen an. Auch Installation und Wartung der Photovoltaik-Anlage sind in der Mietgebühr enthalten und werden durch Enpal abgewickelt. Mit stabilen Finanzen, eigenen Handwerkern und einer gesicherten Lieferkette, habe das schnell wachsende Start-up die drei Flaschenhälse der Solarindustrie gut im Griff.  Von der Vertragsunterzeichnung bis zur fertigen Anlage auf dem Dach sollen laut Enpal nur sechs Wochen vergehen.

Im vergangenen Jahr konnte das Unternehmen mit diesem Geschäftsmodell 110 Millionen Euro Umsatz verbuchen. Doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Eigenen Angaben zufolge nutzen bereits 20.000 Kunden das Angebot von Enpal. Die steile Wachstumskurve konnte jetzt fortgesetzt werden. Krieg und Energiekrise ließen die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen und heimischer Autarkie deutlich anziehen.

Dreifache Nachfrage

„Die Kundennachfrage hat sich ungefähr verdreifacht“, sagt Wolfgang Gründinger, Chief Evangelist, bei dem Berliner Start-up im Interview mit pv magazine. „Die Menschen wollen sich unabhängig machen von fossiler Energie und von den steigenden Preisen.“ Er sagt, die Branche erlebe derzeit einen neuen Boom. Aktuell würden pro Monat etwa 1700 neue Kunden hinzukommen. Die Anlagen wären im Schnitt neun Kilowattstunden groß. Somit baut Enpal aktuell pro Monat 15 Megawatt Aufdachanlagen.

Es sei auch ein Trend hin zu größeren Anlagen zu verzeichnen, da die Kunden von einem steigenden Verbrauch ausgehen. Wärmepumpen und Elektroautos werden Gründinger zufolge aus der Nische in den Mainstream rutschen. Durch die gestiegenen Spritpreise würden „wirklich alle“ verstehen, dass man mit Strom vom eigenen Dach billiger wegkäme. „Ab Jahr eins kann man damit oft 1000 Euro und mehr sparen im Vergleich zu Strom oder Benzin.“

Wärmepumpen gibt es noch nicht bei Enpal zu mieten. Aber die Fragen danach würden sich häufen. Daher sehe man sich genau an, Wärmepumpen mit ins Produktportfolio aufzunehmen, so Gründinger.

Für die Installation der Anlagen hat Enpal seine eigenen Handwerkstrupps. Bereits über 1000 Handwerker habe man unter Vertrag. Viele davon wurden im unternehmenseigenen Ausbildungszentrum bei Berlin ausgebildet. Nach zwei Woche seien die Fachkräfte bereit, unter Aufsicht Photovoltaik-Anlagen zu montieren. Pro Monat würden 100 neue Monteure ausgebildet. Darüber hinaus arbeite man aber auch weiterhin mit externen Handwerksfirmen zusammen.

Ohne Zwischenhändler

Aufseiten der Versorgung mit Modulen, Wechselrichtern, Kabeln und Co. stehe Enpal auch gut da. „Die kluge Entscheidung war, dass wir ein Büro in Shenzhen mit zehn Leuten eröffnet haben,“ so Gründinger. Shenzhen ist die chinesische Tech-Metropole schlechthin. Zahlreiche Hersteller haben in dieser Stadt ihren Hauptsitz und Fertigung angesiedelt. „Wir sprechen direkt vor Ort mit den Herstellern auf Augenhöhe“, erklärt Gründinger. „Wir haben keine Zwischenhändler. Wir sind selbst Einkäufer und haben unsere eigene Logistik.“ Das führe dazu, dass die Lager von Enpal gut gefüllt wären.

Doch auch mit eigener Lieferkette und Büro in Shenzhen läuft nicht alles rund. Gerade bei Wechselrichtern und Zählerschränken zeigen sich die Engpässe am Markt. Nicht immer wäre alles so einfach. Als Enpal an den Markt ging, kamen die Module und Wechselrichter immer vom gleichen Hersteller. Mittlerweile muss auch Enpal hier etwas flexibler sein und je nach Marktlage auch auf andere Hersteller zurückgreifen.

Zudem seien die Preise für Module und Wechselrichter gestiegen. Zuerst während der Corona-Pandemie. Jetzt nochmals, weil die Produktion der gestiegenen Nachfrage nicht gerecht werden kann. Auch Enpal musste seine Preise, bereits im April, anziehen, um die Mehrkosten für die teureren Materialen auszugleichen. Für eine 3,7 Kilowatt-Anlage mit einem 5 Kilowattstunden Speicher, mussten Kunden bis April 109 Euro netto pro Monat berappen –  nach 20 Jahren sind das 26.000 Euro. Seit April sind es 125 Euro im Monat und somit 30.000 Euro nach 20 Jahren.

Aktuell beginnt der Preis für Komplettsysteme mit Wallbox bei 160 Euro pro Monat beziehungsweise 1920 Euro im Jahr. Nach 20 Jahren kommt man auf 38.400 Euro an Mietgebühren. Darin enthalten wären aber auch Wartung und ein kostenfreier Austausch von einzelnen Komponenten, sollten diese kaputtgehen, sagt das Unternehmen. Nach 20 Jahren Miete kann die Photovoltaik-Anlage für einen symbolischen Euro in das Eigentum des Mieters übergehen.

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