ISEA veröffentlicht neue Plattform zur Marktentwicklung von Batteriespeichern: Zubau im ersten Halbjahr 2022 weiter auf Wachstumskurs

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Nach dem bisherigen Rekordjahr 2021 hat das erste Halbjahr 2022 beim Zubau von Batteriespeichern noch einmal angezogen. Insgesamt wurden von Januar bis Juli rund 87.000 Speichersysteme mit einer Kapazität von etwa 840 Megawattstunden und einer Leistung von 503 Megawatt bei der Bundesnetzagentur gemeldet. Dies entspricht einer Steigerung von 44 Prozent gegenüber der ersten Hälfte des Vorjahrs und die Zahlen werden aufgrund von laufenden Nachmeldungen sogar noch ein wenig steigen.

Photovoltaik-Heimspeicher machen mit 759 Megawattstunden und 444 Megawatt den Großteil der Neuinstallationen aus. Die einzelnen Speicher hatten eine mittlere Kapazität von knapp 9 Kilowattstunden und eine Leistung von gut 5 Kilowatt. Ein wichtiger Treiber neben dem Beitrag zur Energiewende und der Absicherung gegenüber steigenden Strompreisen ist auch die Sektorenkopplung. Laut unseren Analysen hatten 2021 über 30 Prozent der Speicherbetreibenden ein Elektrofahrzeug und fast 40 Prozent eine Wärmepumpe. Zurzeit müssen viele Privatpersonen aufgrund der sehr hohen Nachfrage einige Zeit auf die Angebotserstellung und die Installation warten.

Gewerbespeicher zeigen mit insgesamt 30 Megawattstunden und 16 Megawatt kein Wachstum gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dennoch lassen Branchengespräche mit verschiedenen Institutionen zeitnahes Wachstum erwarten, da mehr und mehr Anfragen verzeichnet werden und auch bereits einige Projekte im Marktstammdatenregister angekündigt sind. Neben den Privatpersonen suchen damit auch Unternehmen nach Möglichkeiten, um den stark gestiegenen Strompreisen entgegenzuwirken und einen eigenen Beitrag zur Energiewende und Energieautarkie zu leisten. Unter den Registrierungen ist die Vielfalt sehr groß. Von Supermarktketten über Autohäuser, Busdepots, Industriestandorte und Schnellladeparks sind mittlerweile viele Branchen vertreten.

Großspeicher erleben Renaissance

Großspeicher erleben eine Renaissance nach Jahren des Rückgangs. Mit 51 Megawattstunden und 43 Megawatt zeigen sie eine deutliche Steigerung gegenüber dem schwachen Vorjahreszeitraum. Dies liegt einerseits daran, dass die ersten Projekte aus den Innovationsausschreibungen in Betrieb genommen wurden. Diese Speichersysteme dienen dem Einspeisemanagement großer Photovoltaik- und Windparks. Andererseits setzen auch große Industriebetriebe vermehrt auf die Optimierung des Energiebezugs mithilfe von Batteriespeichern der Megawattklasse. Auch das Intraday-Trading auf dem Strommarkt ist durch die gestiegenen Preise und die größeren Preisdifferenzen im Laufe eines Tages wieder vermehrt in Diskussion geraten.

Für die Zukunft zeichnen sich insbesondere im Großspeicherbereich bereits viele Vormeldungen geplanter Projekte ab. Mit etwa 90 großprojekten sind hier gerade 531 Megawattstunden in Planung, wodurch der derzeitige Bestand deutlich wachsen wird. Bei den Heim- und Gewerbespeichern ist weniger vorgemeldet. Dies ist aber vermutlich darauf zurückzuführen, dass diese Projekte deutlich kleiner sind und überwiegend erst mit oder kurz nach der Installation gemeldet werden. Daher sind insbesondere die vorgemeldeten 23 Megawattstunden an Gewerbespeichern ein Hinweis auf zukünftiges Wachstum.

Um die dynamischen Entwicklungen weiterhin abbilden zu können, haben wir am Institut für Stromrichtertechnik und Elektrische Antriebe (ISEA) der RWTH Aachen die neue Plattform www.battery-charts.de entwickelt. Auf unserer Plattform stellen wir die Batteriespeicher-Registrierungen im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur monatsscharf dar, die unter der Lizenz dl-de/by-2-0 verfügbar sind. Die Entwicklung der Elektrofahrzeugkapazitäten präsentieren wir in unserem Webportal zur Elektromobilität. Eine detaillierte Analyse des Gesamtmarkts kann in unserer aktuellen Veröffentlichung eingesehen werden.

Über die Autoren

Jan Figgener ist Abteilungsleiter am Lehrstuhl für Elektrochemische Energiewandlung und Speichersystemtechnik der RWTH Aachen und unterstützt ACCURE Battery Intelligence bei Analysen rund um den Batteriespeichermarkt. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Markt- und Technologieentwicklung, die Netzintegration und die Alterung von Batteriespeichern.

 

 

Christopher Hecht ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am gleichen Lehrstuhl. Seine Forschung konzentriert sich auf die Interaktion von Elektrofahrzeugen und dem Stromnetz mit besonderem Fokus auf die Nutzung von öffentlicher Ladeinfrastruktur.

 

 

Dirk Uwe Sauer leitet den Lehrstuhl und ist seit fast 30 Jahren im Bereich Batterien und Energiesysteme aktiv.  Zusammen mit einem Team von 70 Angestellten deckt er Themen von elektrochemischen Prozessen in einer Batteriezelle bis zur Analyse ganzer Energiesysteme ab.

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