Eon und Uniper wollen jährlich jeweils bis zu 500.000 Tonnen grünes Ammoniak aus Kanada importieren

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Eon Hydrogen und Uniper wollen unabhängig voneinander eine transatlantische Wasserstoffbrücke zwischen Kanada und Europa schlagen: Die beiden Energiekonzerne haben jetzt mit dem US-Unternehmen Everwind Fuels Absichtserklärungen über die Abnahme von jährlich jeweils bis zu 500.000 Tonnen grünes Ammoniak ab 2025 unterzeichnet. Produziert werden soll die Wasserstoff-Stickstoff-Verbindung in Everwinds erster Produktionsanlage für Wasserstoff und Ammoniak in Point Tupper, Nova Scotia. Sie soll Anfang 2025 den kommerziellen Betrieb aufnehmen. Die Elektrolyse wird mit Windenergie betrieben werden. Das Ammoniak soll per Schiff nach Deutschland transportiert werden.

Derzeit befinden sich Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck auf Staatsbesuch in Kanada. Dort soll eine Rahmenvereinbarung über eine Energie-Partnerschaft zwischen Deutschland und Kanada geschlossen werden, die neben LNG auch auf die Lieferung von Wasserstoff und seiner Derivate zielt. Scholz, sein kanadischer Amtskollege Justin Trudeau und andere führende Vertreter aus Politik und Industrie nehmen heute in Neufundland an einer Veranstaltung zum Thema Wasserstoff und grünes Ammoniak teil.

„Wir dekarbonisieren und diversifizieren nicht nur unsere Energieversorgung. Wir schaffen auch mehr Energiesicherheit. Und zwar mit Ländern, die dieselben Werte teilen und für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und eine soziale Marktwirtschaft stehen. Dieser Schritt ist dringender denn je“, sagt Patrick Lammers, COO und Vertriebsvorstand von Eon.

„Uniper baut ein Wasserstoff-Portfolio auf globaler Ebene auf, indem es künftig die Beschaffung, den Transport und die Belieferung von Kunden – hauptsächlich in Europa – übernehmen wird“, erklärt Uniper-CEO Klaus-Dieter Maubach. „Das Everwind-Projekt ist eine großartige Chance, zukünftig grünes Ammoniak zu beziehen – unter hervorragenden Bedingungen und in Zusammenarbeit mit Regierungen, die dieses Vorhaben unterstützen.“

Ammoniak: Einfach in der Handhabung

Ammoniak hat den Charme, dass es über den enthaltenen Wasserstoff sehr kompakt erneuerbare Energie speichern kann. Dabei bietet die Verbindung gegenüber Wasserstoff große Vorteile in der Handhabung. So wird Ammoniak schon bei Umgebungstemperatur und einem Druck von gut acht Bar oder bei Normaldruck und minus 33 Grad flüssig. In dieser Form lässt es sich sehr einfach per Schiff, Pipeline oder Tankwagen transportieren. Wasserstoff dagegen muss auf eine Temperatur von minus 253 Grad abgekühlt werden, um ihn zu verflüssigen. Das beansprucht 25 bis 40 Prozent des Energiegehalts des Wasserstoffs.

Beim Ammoniak wird allerdings an anderen Stellen zusätzlich Energie verbraucht: bei der Produktion des nötigen Stickstoffs durch die Zerlegung von Luft, bei der Ammoniak-Synthese und dann später beim Cracken. Der Energieaufwand für diese Schritte ist aber weitaus geringer als der für das Kühlen von Wasserstoff. Dazu kommt, dass für den Transport von Ammoniak einfache, dünnwandige Tanksysteme verwendet werden können, während Wasserstoff teure Spezialbehälter verlangt.

Ammoniak ist aber nicht nur Energieträger, sondern schon seit Jahrzehnten Grundstoff für die Produktion von Düngemitteln und Chemikalien. Das bislang verwendete Ammoniak stammt aus fossilen Quellen. Der Umstieg auf grünes Ammoniak könnte die Treibhausgas-Emissionen in diesen Branchen erheblich reduzieren.

 

 

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