Öko-Institut: Einkommensschwache Haushalte bei Gebäudesanierung gezielter fördern

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Das Öko-Institut hat im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH) untersucht, welche Bevölkerungsgruppe in älteren Ein- und Zweifamilienhäusern wohnt. Das Ergebnis: Rund 14 Millionen Haushalte in Deutschland wohnen im selbstgenutzten Eigentum in Ein- und Zweifamilienhäusern. Davon stammen elf Prozent aus dem unteren Einkommensdrittel. Es gilt: je geringer das Einkommen, desto häufiger wohnen Haushalte in einem älteren Gebäude. Und die benötigen mehr Energie.

Die Studie zeigt, dass für rund 45 Prozent der insgesamt 1,5 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser, in denen Menschen mit Einkommen im untersten Einkommensdrittel leben, dringender Sanierungsbedarf besteht“, schreiben die Verfasser der Studie. Selbstnutzende Eigentümer mit wenig Einkommen und insbesondere Rentnern fehlt häufig die finanzielle Ausstattung, der Zugang zu Kapital und für Rentner der strukturelle Anreiz, Sanierungen durchzuführen – obwohl sie besonders davon profitieren würden. 2000 Euro betrage die jährliche Ersparnis bei den Energiekosten bei einer Wohnfläche von 100 Quadratmetern.

DUH und Öko-Institut fordern deshalb, die Bestandssanierung zu priorisieren und dabei Menschen mit geringem Einkommen gezielt zu unterstützen. „Die Studie betrachtet eine Förderung von 80 Prozent der Vollkosten für Haushalte mit geringem Einkommen“, sagt Co-Autorin Sibylle Braungardt vom Öko-Institut. Tatsächlich haben Rentner andernfalls kaum etwas davon, die Sanierung anzugehen. Es ist sogar fraglich, ob 80 Prozent genügen.

Ein Beispiel: Ein 70-jähriges Rentnerpaar hat nach Angaben des Statistischen Bundesamts noch eine Lebenserwartung von 14 Jahren. Eine Ersparnis von 2000 Euro pro Jahr bedeutet, eine energetische Sanierung spart in der restlichen Lebenszeit 28000 Euro. Dafür kann sie einen 100Quadratmeter-Altbau aber nicht energetisch sanieren, es wäre also ein Minusgeschäft. Hinzu kommt, dass bei knapper Kasse die energetische Sanierung in dieser Altersklasse mit barrierefreien Umbauten, Treppenliften und ähnlichem konkurriert – sowie mit der Entscheidung: noch einmal im Leben einen schönen Urlaub machen oder das Haus sanieren.

„Fördermittel wie in der Vergangenheit mit der Gießkanne auszuschütten, hilft dabei nur der Immobilienwirtschaft. Die soziale Komponente muss zwingend in die aktuelle Überarbeitung der Bundesförderung für effiziente Gebäude einfließen“, fordert daher Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH. Mit anderen Worten: So, wie es das Bundeswirtschaftsministerium in seiner aktuellen Reform plant, ist es der falsche Weg. So wird die Energiewende nicht funktionieren, wenn die Autoren der Studie Recht haben.

Sie haben sogar berechnet, wie viel Geld ihr Vorschlag benötigt. Je nach energetischem Standard, den die Bundesregierung fördert, koste eine Finanzierung von 80 Prozent der Kosten für den Umbau bei den einkommensschwachen Haushalten mit dem höchsten Energieverbrauch jährlich etwa 3,6 bis 6,5 Milliarden Euro. Eine zusätzliche Hürde ist, dass Rentner und einkommensschwache Mitbürger bei ihrer Bank oft kein Darlehen erhalten oder nur zu schlechten Konditionen.

Allerdings könnte der Ansatz der Studie, nur das untere, einkommensschwache Drittel zu fördern, nicht ausreichen. Denn neun Zehntel der Hauseigentümer kommen demnach auf ein durchschnittliches Haushaltsnettoeinkommen von 1308 bis 6210 Euro pro Monat. Da sind dann auch Besserverdienende dabei. Aber selbst für die kann eine energetische Sanierung finanziell unmöglich sein, zumindest wenn die Immobilie in einer der deutschen Hochpreisregionen liegt. Familien haben dort auch bei einem Monatseinkommen von 6210 Euro genug damit zu tun, die Schulden für den Immobilienkauf zu tilgen. Eine umfassende energetische Sanierung ist da im Budget oft nicht mehr möglich. Zu dieser Problematik wollte sich Braungardt auf Anfrage nicht äußern. (Jochen Bettzieche)

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