Bei steigenden Zinsen müssten die Renditen für Photovoltaik-Investitionen ebenfalls nach oben gehen

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pv magazine: Herr Kerzel, erwarten Investoren angesichts steigender Leitzinsen höhere Renditen, wenn sie Geld in Solarparks stecken?

Holger Kerzel (Foto): Der Zinsanstieg hinterlässt seine Spuren, das kann man nicht ignorieren. Solche illiquiden Investitionen brauchen immer einen Risikoaufschlag gegenüber Staats- und Unternehmensanleihen, eben weil sie illiquide sind und auch, weil sie komplexer sind. Die Renditen steigen aber nicht im Gleichtakt mit den Zinsen.

Sondern?

Die Erfahrung aus der Vergangenheit zeigt, dass nach einem Zinsanstieg der Risikoaufschlag zunächst schmaler wird. Erst mit der Zeit passt er sich an, und die Aufschläge näheren sich wieder dem gewohnten Niveau, ohne jetzt hierbei andere Einflüsse zu betrachten

Dann muss sich die Photovoltaik-Branche darauf einstellen, Investoren mittelfristig mehr Rendite zu bieten.

Ja! Wenn zehnjährige Staatsanleihen 1,2 Prozent bringen, wird es schwierig, eine Finanzierung für einen Solarpark mit zwei oder zweieinhalb Prozent darzustellen. Beim Eigenkapital ist die Situation im Vergleich zum Fremdkapital aktuell etwas komplexer.

Warum?

Wir haben eine starke Nachfrage von Investoren nach erneuerbaren Energien. Bei steigenden Zinsen müssten die Renditen ebenfalls nach oben gehen, aber diese Entwicklung vollzieht sich aktuell bei Eigenkapitalinvestitionen etwas zäher. Ohne die hohe Nachfrage nach „grünen“ Energiequellen wären alternative Investitionen aus dem Infrastrukturbereich viel renditestärker. Es gibt einen deutlichen Renditeabschlag für erneuerbare Energien gegenüber fossilen Energieträgern wie Gas, Öl und ganz besonders Kohle. Das Renditeniveau bei den Erneuerbaren ist weiter unten angesiedelt, weil sehr viel Geld hineinfließt. Das dürfte auf absehbare Zeit so bleiben. Es gibt aber noch einen anderen Effekt.

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Lesen Sie mehr in der September-Ausgabe von pv magazine Deutschland, auf welche Renditeerwartungen institutioneller Investoren sich die Branche angesichts steigender Zinsen künftig einstellen muss.

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Und der wäre?

Wegen der niedrigen Zinsen mussten Investoren für höhere Renditen stärker ins Risiko gehen. Nur bei einem fertigen und entsprechend risikoarmen Park entsprachen die Renditen nicht den Erwartungen der Investoren, also sind sie zusätzlich auch Bau- und Entwicklungsrisiken eingegangen. Das könnte sich künftig ändern.

Also setzen Sie künftig eher auf fertige Solarparks.

Wir haben im Vergleich zu einigen anderen Investoren einen Vorteil, weil wir in den letzten Jahren eigene, hausinterne Expertise mit den Versicherungskollegen der Munich Re aufgebaut haben. Nachdem wir diese nun besitzen, können wir sie auch weiter nutzen, und werden weiterhin versuchen höhere Renditen abzuschöpfen.

Sie meinen Ihre Beteiligung an dem französischen Projektentwickler Reden Solar, die sie dieses Jahr eingegangen sind?

Ja. Das erlaubt uns einen frühzeitigen Blick auf Projekte und eine höhere Rendite, weil wir damit einen besseren Zugang zu Projektentwicklungen haben.

Planen Sie auch, sich in anderen Bereichen der Wertschöpfungskette zu engagieren?

Wenn Sie meinen, dass wir uns sehr viel weiter vorne in der Wertschöpfungskette positionieren, dann ist das nicht unser Geschäft. In den anderen Bereichen haben wir keine Eigenexpertise, und es lohnt sich nicht, diese aufzubauen, darum machen wir das nicht.

Angesichts von Personal- und Materialmangel dürfte es für die Akteure der Photovoltaik-Branche schwierig sein, zu Gunsten der Rendite der Investoren auf Marge zu verzichten.

Tatsächlich befinden sich Hersteller und Zulieferer in einer vergleichsweise komfortablen Position. Aufgrund der Wettbewerbssituation ist ein Margenverzicht nicht nötig. Ich sehe auch nicht, dass es neue Hersteller gibt, die für Entspannung sorgen könnten. Bei den Entwicklern stellt sich die Situation anders dar. Bei denen kann es sich auf die Marge auswirken. Sie dürften versuchen, den Margenverzicht zu kompensieren. Die Folge wäre ein etwas langsameres Wachstum, aber auch höhere Renditen für Investoren, um das Risiko zu kompensieren.

Bieten Länder außerhalb der Euro-Zone unter Umständen ein besseres Umfeld für Investoren, Entwickler und Produzenten?

Großbritannien ist interessant. Polen war es bis vor kurzem auch, aber dort sind die Zinsen deutlich auf sechs Prozent für zehnjährige Staatsanleihen gestiegen. Es ist aktuell schwierig, da noch einen Aufschlag für Fremd- oder Eigenkapital zu bekommen. Die USA sind attraktiv, aber für uns als institutionelle Investoren im Photovoltaik-Bereich oft zu kleinteilig. Es geht hier viel um Solaranlagen auf Hausdächern, die USA haben eine Entwicklung wie hier in Deutschland noch vor sich. Chile ist auch beliebt, aber da muss man sehr aufpassen. Wenn ein Solarpark einen einzigen Großabnehmer mit Strom versorgt, und dieser fällt aus, könnte der Strom wegen des fehlenden Netzes oder der unzureichenden Netzkapazität nicht anderweitig genutzt werden.

Hinzu kommt das Fremdwährungsrisiko außerhalb der Eurozone.

Das ist für uns fast nicht relevant. Wir müssen das Währungsrisiko in der Regel nicht hedgen. Wir verwalten das Vermögen von Munich Re, und die ist weltweit aktiv. Daher können wir Investitionen für den Gesamtkonzern meist währungskongruent gestalten, dasheißt die Zahlungsverpflichtungen unserer Versicherungsgruppe in US-Dollar sind dann idealerweise 1 zu1 durch Erträge in der gleichen Währung abgedeckt.

Das Interview führte Jochen Bettzieche.

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