EU-Minister verständigen sich auf Emissionshandel für Gebäude und Straßenverkehr

Auspuff und Abgase

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Mit dem Nationalen Brennstoffemissionshandel klebt in Deutschland seit Anfang 2021 ein CO2-Preisschild auf dem Einsatz fossiler Brennstoffe in Gebäuden und im Straßenverkehr. Nach dem Willen des Rates der EU-Minister für Energie und Umwelt soll künftig ein vergleichbares Emissionshandelssystem europaweit eingeführt werden. Darauf – sowie auf zahlreiche weitere Klimaschutz-Maßnahmen – haben sich die Ressortchefs der Mitgliedsländer nach langer Nachtsitzung in Luxemburg geeinigt. Das System soll den bestehenden Emissionshandel für Industriebetriebe und Energieerzeuger (ETS) ergänzen, aber unabhängig davon bleiben.

Vor einigen Tagen hat sich das EU-Parlament ebenfalls für die Einführung eines solchen Handelssystems ausgesprochen – allerdings mit der Einschränkung, dass es zunächst nur für den gewerblichen Verbrauch von fossilen Brennstoffen in Gebäuden und im Straßenverkehr gelten soll. Im nächsten Schritt werden die Energie- und Umweltminister unter tschechischer EU-Ratspräsidentschaft zusammen mit dem Europäischen Parlament und der EU-Kommission über die konkrete Ausgestaltung des Systems verhandeln.

Emissionen sollen um 43 Prozent gegenüber 2005 sinken

Das ETS 2 genannte System soll nach dem Beschluss des Ministerrates 2027 eingeführt werden. Anders als beim Emissionshandel in Industrie und Energieerzeugung müssen nicht die CO2-Emittenten selbst Zertifikate für den Treibhausgas-Ausstoß erwerben, sondern diejenigen, die fossile Brenn- und Kraftstoffe in Verkehr bringen – Gasversorger, Heizöl- und Kraftstoffhändler zum Beispiel. Sie geben ihre CO2-Kosten dann an die Energieverbraucher weiter.

Die im ETS 2 erfassten Emissionen sollen bis 2030 um 43 Prozent im Vergleich zu 2005 reduziert werden. Die Menge der Emissionsrechte soll dabei jährlich um 5,15 Prozent und ab 2028 um 5,43 Prozent jährlich zurückgehen. Kostenlose Emissionsrechte sind nicht vorgesehen. Zudem sollen nach dem Willen des Ministerrates im ersten Jahr der Einführung zusätzliche 30 Prozent des Auktionsvolumens versteigert werden. Damit wollen die Minister einen reibungslosen Start gewährleisten.

Um soziale Härten abzumildern, soll ein neuer Klimasozialfonds eingerichtet werden. Darüber bekommen die Mitgliedstaaten Finanzmittel, mit denen sie unter anderem Investitionen in effizientere Gebäude und emissionsärmere Mobilität unterstützen können. Das soll hauptsächlich schutzbedürftigen Haushalten, Kleinstunternehmen oder Verkehrsteilnehmern zugutekommen. Vorübergehend kann der Fonds auch direkte Einkommensbeihilfen für besonders betroffene Haushalte finanzieren. Der Fonds hat eine Gesamthöhe von 59 Milliarden Euro über eine Laufzeit von 2027 bis 2032. Finanziert wird er aus Einnahmen des neuen Emissionshandelssystem. Nach Angaben von Sven Giegold, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, kommt der Fonds besonders ärmeren EU-Staaten zugute. Sie erhalten darüber gut 18 Milliarden Euro von den reicheren Nationen.

Auch der EU-Ministerrat will 40 Prozent Erneuerbare bis 2030

Darüber hinaus haben sich die Energie- und Umweltminister auf zahlreiche weitere Klimaschutz-Maßnahmen geeinigt. Dazu zählt das Aus für Autos und leichte Nutzfahrzeuge mit Benzin-, Diesel- oder Gasmotor, die Verknappung der Emissionsrechte bis 2035, eine stärkere Verknappung der CO2-Zertifikate im Handelssystem für Industriebetriebe und Energieerzeuger, die Einbeziehung des Seeverkehrs in den Emissionshandel oder die Einführung eines CO2-Grenzausgleichsmechanismus – also eine Art Zoll für Einfuhren aus Staaten, die kein vergleichbares CO2-Handelssystem eingeführt haben.

Nicht zuletzt macht sich der Ministerrat – wie zuvor schon das EU-Parlament – die Forderung zu eigen, das bis 2030 zu erreichende Erneuerbare-Ziel für den gesamten Energiemix von 32 auf 40 Prozent anzuheben. Der Ausbau der Erneuerbaren wird als im „europäischen öffentlichen Interesse“ erklärt. Das soll Genehmigungen vereinfachen.

„Inmitten der größten Energiekrise Europas haben wir eines der umfassendsten Klimaschutzpakete in der EU-Geschichte auf den Weg gebracht“, sagt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). „Es ist ein Signal der Entschlossenheit, das in dieser Krise nötig und folgerichtig ist: Die Beschlüsse sind elementar, um die EU unabhängiger von fossilen Energien zu machen und den Klimaschutz voranzutreiben.

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