Repowering von Photovoltaik-Kraftwerken – Was passiert am Ende der Lebensdauer?

Teilen

Das Thema Energiesicherheit und der schnelle Ausbau von erneuerbaren Energien – vor allem von Photovoltaik-Anlagen – ist aktuell in aller Munde, um die Abhängigkeit von fossilen Energielieferungen schnell zu verringern. Das Frauenhofer Institut errechnet, dass die jährliche Geschwindigkeit beim Ausbau von Photovoltaik-Anlagen von aktuell 5,3 Gigawatt auf bis zu 21 Gigawatt, bis 2040 gesteigert werden muss.

Der Bau von Photovoltaik-Kraftwerken boomt. Im Fokus der Politik, von Investoren und Generalunternehmen steht der Neubau von Photovoltaik-Kraftwerken. Was aber passiert mit den bestehenden Photovoltaik-Kraftwerken, die am Ende ihrer Lebensdauer sind oder mit technischen Problemen kämpfen? Diese sollten nicht – wie es in der Windindustrie leider oft passiert – abgebaut werden. Durch ein Repowering können Photovoltaik-Kraftwerke fit für eine zweite Lebensphase gemacht werden. Auch das Potenzial, welches im Repowering steckt, ist keinesfalls zu vernachlässigen. Nach Schätzungen des Frauenhofer Institutwird es zukünftig 10 bis 15 Gigawatt pro Jahr entsprechen – das entspricht dem Zwei-bis Dreifachen des heutigen Zubaus. Zudem kann bei einem Austausch der Module die bestehende installierte Leistung auf der gleichen Fläche, stand heute um bis zu 60 Prozent gesteigert werden.

Im Alltag und in der Umsetzung von Repowering Maßnahmen an bestehenden Photovoltaik-Anlagen, die das Ende ihrer Lebensdauer noch nicht erreicht haben, stößt man immer wieder auf regulatorische Hindernisse. Geht es zum Beispiel um den Austausch von Wechselrichtern, so ist die Situation mit Blick auf das Anlagenzertifikat kompliziert. Werden mehr als 50 Prozent der bestehenden Wechselrichter durch nicht baugleiche Wechselrichter ersetzt, kann der Energieversorger eine erneute Zertifizierung verlangen. Ein Eins-zu-eins Austausch von defekten oder schlecht funktionierenden und meist in die Jahre gekommenen Wechselrichtern ist oft nicht möglich und auch nicht sinnvoll. Die Wechselrichter sind nicht mehr verfügbar, die Hersteller sind nicht mehr aktiv oder der Support ist nicht gewährleistet.

Hinzu kommt, dass es bei der Umsetzung eines ganzheitlichen Wechselrichter Repowering nicht nur darum gehen sollte Alt gegen Neu zu ersetzen, sondern Technologiefortschritte und Optimierungen nach dem heutigen Stand der Technik umzusetzen. In den meisten Fällen ist es möglich die alten und defekten Wechselrichter an Firmen zu verkaufen, die sich auf die Reparatur und Generalüberholung von Wechselrichtern spezialisiert haben. So wird Müll vermieden und ein Teil der Wechselrichter bekommt ein zweites Leben in kleinen PV-Anlagen oder als Ersatzteil. So kann ein Repowering eines Photovoltaik-Kraftwerks wirtschaftlich und ökonomisch sinnvoll durchgeführt werden und eine weitere lange Betriebsphase des Kraftwerks gewährleistet werden.

Am Ende bleibt also die Frage: Warum muss ein Photovoltaik-Kraftwerk im Rahmen eines Wechselrichter Repowering, einer vollständigen Re-Zertifizierung unterzogen werden?

Vor allem, wenn es keine technischen Verschlechterungen gibt, nur Komponenten zum Einsatz kommen die bereits ein Einheitenzertifikat besitzen und keine Änderungen der Einspeiseleistung am Netzverknüpfungspunkt vorgenommen wird?

Es sollte doch mindestens ein vereinfachtes Zertifizierungsverfahren geben, um Photovoltaik-Kraftwerke die bereits bestehen, schnell, effizient, wirtschaftlich und ökonomisch sinnvoll für eine weitere Betriebsphase zu rüsten. Gerade jetzt – nachdem das Thema Energiesicherheit europaweit ein beherrschendes Thema ist, sollte das Potenzial, welches im Repowering von Photovoltaik-Kraftwerken steckt, effizient genutzt werden.

— Der Autor Jens Heinzler ist Gründer und Geschäftsführer der sun2energy GmbH, ein Unternehmen, dass auf technische Dienstleistungen für Photovoltaik-Kraftwerke spezialisiert ist. Neben der technischen Betriebsführung bietet das Unternehmen, Leistungen wie zum Beispiel die Analyse von bestehenden Photovoltaik-Kraftwerken, die Erstellung und Umsetzung von Repowering-Maßnahmen -von der Kommunikationstechnik bis zum Solarmodul- an. www.sun2energy.eu

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion@pv-magazine.com.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.