Kürzlich flatterte mir eine Meldung ins Haus, wonach meine Frau und ich für unsere beiden E-Mobile je circa 300 Euro jährlich bezahlt bekommen. Irgendjemand, den wir nicht kennen – vielleicht ein Mineralölkonzern – zahlt uns diese 600 Euro, vermittelt durch einen Händler, den wir ich auch nicht kennen. Im Gegenzug erhält der Konzern ein Emissionszertifikat, das ihm erlaubt, weitere Treibhausgasemissionen auszustoßen. Und zwar genau die Menge, die unsere beiden E-Autos vermeiden.
Geworben wird für das Zertifikat mit dem folgenden Text:
„Neben der staatlichen Förderung für Dein Elektrofahrzeug und der passenden Ladestation bei Dir zuhause, kannst Du seit 2022 zudem ganz einfach mindestens 320 Euro mit dem Verkauf Deiner THG-Quote verdienen. Jedes Jahr. Voraussetzung ist lediglich, dass Du Halter*in des Fahrzeugs bist und dieses rein elektrisch betrieben wird. Du kannst die THG-Quote sowohl von Deinen privat wie auch gewerblich genutzten E-Fahrzeugen und E-Flotten (also auch für Elektro-Transporter, -Busse und -LKWs) an Mineralölkonzerne verkaufen.“
Grundlage dafür ist der Emissionshandel im Verkehr, der noch unter der letzten Merkel-Regierung eingeführt wurde. Der zugrundeliegende Kerngedanke ist, dass jemand, der selbst nicht in der Lage oder willens ist, seine eigenen Treibhausgasemissionen zu senken, die Senkung von Treibhausgasemissionen eines Anderen finanziert.
Nun war ich aber einfach baff. Wir hatten die zwei E-Autos gekauft, weil in meiner ländlichen Gegend der Personennahverkehr nicht funktioniert, und meine Frau und ich für die tägliche Mobilität emissionsfrei fahren wollen. Wir hatten also schon selbst die Emissionssenkung gegenüber einem Verbrennungsmotorauto finanziert und das schon vor vielen Jahren. Wir wollten einfach emissionsfrei fahren und brauchten dafür keine fremden finanziellen Anreize. Zudem ist unsere Mobilität mit E-Autos sowieso schon finanziell lukrativ, durch Steuerfreiheit, eine hohe staatliche Kaufprämie, wesentlich günstigere Energiekosten durch geringeren Stromverbrauch statt teurem Benzin oder Diesel.
Wir hatten uns also schon längst die E-Autos gekauft und nun sollen wir dafür auch noch einen Zertifikatspreis als „Anreiz“ bekommen, damit wir E-Autos anschaffen, die wir schon angeschafft haben. Die Klimaschutzwirkung dieses Zertifikats ist also gleich Null, weil wir die Autos bereits gekauft und bezahlt haben. Mit den je 300 Euro werden also gar keine Treibhausgase gesenkt. Aber der Konzern, der mir das Zertifikat bezahlt, darf nun weiter emittieren, denn er hat ja ein Zertifikat gekauft, womit er angeblich an anderer Stelle (durch meine E-Autos) Emissionen senkt. Was für ein Betrug! Was für eine Geschäftemacherei zum Schaden des Klimaschutzes!
Solche Emissions-Zertifikate wie unsere wird es nun zigtausende geben und keines wird ein Beitrag zum Klimaschutz sein. Im Gegenteil: Der CO2-Ausstoß wird nur verlagert und es kaufen sich diejenigen mit viel Geld die Erlaubnis, weiter hohe CO2-Emissionen machen zu dürfen.
Der Emissionshandel im Verkehr entpuppt sich als das, wovor Kritiker im Vorfeld der Einführung stets warnten: Das Klima wird nicht geschützt und viel schlimmer noch, die Emissionen werden bei den Käufern der Zertifikate stabilisiert anstatt dass diese das Geld, was sie für Zertifikate ausgeben, in die eigene Treibhausgasemissionssenkung investieren.
Das ist schlicht und einfach ein weiterer Beleg dafür, wie klimaschädlich der Emissionshandel ist. Schon längst sind solche Emissionshandelsgeschäfte, an denen sich viele (Händler, Zertifizierer, Mineralölkonzerne) eine goldene Nase verdienen, bekannt als klimauntaugliches Geschäft, das lediglich Treibhausgasemissionen aufrechterhält, statt sie zu senken.
Und diese Zertifikate schaffen erhebliche weitere Probleme, zum Beispiel Vertreibungen bei großen Staudammprojekten wie im chinesischen Bala Tal. Tatsache ist, dass ein solcher Staudamm ohnehin gebaut worden wäre. Doch weil er gegenüber einem Kohlekraftwerk CO2 einspart, wird der Verkauf von CO2-Zertifikaten ermöglicht. Diese sind wiederum eine willkommen geheißene Finanzierung für die chinesischen Staudammprojekte, die sowieso gebaut worden wären. Von einer Emissionsreduktionswirkung der Zertifikate keine Spur. Solche Zertifikate hat zum Beispiel auch RWE gekauft, denn dies war lukrativer, als selbst vor Ort im Kohlekraftwerk Niederaußern CO2 einzusparen. Dass damit aber auch Menschenrechtsverletzungen durch Vertreibung der Bauern im Bala Tal verbunden sind, hat RWE wohl nie gekümmert. Beschrieben wurden diese und andere abstruse Verhältnisse, die der Emissionshandel verursacht, schon 2010 in der Zeitschrift GEO. Der Artikel sollte immer noch zur Pflichtlektüre für alle gehören, die beim Thema Klimaschutzmaßnahmen mitreden wollen.
Doch gelernt haben die Verfechter des Emissionshandels aus diesen fundamentalen Missständen nichts. Von der deutschen Regierung, der UN-Klimakonvention, über RWE, bis hin zum Potsdamer Institut für Klimafolgenfoschung (PIK) und vielen Umweltverbänden. Selbst bei Fridays for Future glauben viele bis heute an die Effektivität des Emissionshandels trotz seiner üblen Auswirkungen und der Wirkungslosigkeit für den Klimaschutz.
Immer weiter wird der Zertifikatehandel getrieben und es wundert sich noch nicht mal jemand, warum die globalen Emissionen trotz des mächtigen Emissionshandelssystems immer noch nicht sinken. Und die Frage, ob der Emissionshandel nicht selbst auch eine Mitschuld daran hat, kommt erst gar nicht auf.
Allerdings werden die Effekte der Erdüberhitzung immer gravierender. Daher ist nun der Begriff „Klimaneutralität“ in aller Munde. Er impliziert, dass man weiter Emissionen machen könne, wenn man nur in gleicher Höhe Kohlenstoffsenken finanziert. Doch auch hier kommen die gleichen wirkungslosen Mechanismen, wie beim CO2-Emissionshandel, zum Tragen. Zum Teil haben diese auch erhebliche negative Auswirkungen – nicht nur für den Klimaschutz. So werden nun Unmengen Zertifikate zum Schutz von Urwäldern als Kohlenstoffsenken von zum Beispiel Kohle-oder Mineralölkonzernen aufgekauft, um sich mit dem Etikett Klimaneutralität zu schmücken. Jutta Kill hat die Missstände in einem Beitrag für XR bestens herausgearbeitet.
In zertifizierten Wäldern muss beispielsweise vor Ort dafür gesorgt werden, dass die Urwälder auch wirklich unberührt bleiben. Menschlicher Einfluss muss so wirken, dass sie ihre natürliche Funktion der Kohlenstoffsenke auch ausführen können. Nun führen manche Zertifikate dazu, dass in solchen Wäldern sogar indigene Völker vertrieben werden. Doch gerade diese indigenen Völker haben oft über Jahrtausende im natürlichen Einklang mit den Urwäldern gelebt. Sie haben eine Lebensweise entwickelt, die im Einklang mit der Natur die Wälder schützt. Genau diese nun zu vertreiben ist genauso eine Menschenrechtsverletzung, wie die Vertreibung indigener Völker durch das Abholzen der Regenwälder, wie sie aktuell massenhaft unter Präsident Bolzonaro in Brasilien stattfindet.
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Der Emissionshandel und auch das Etikett „Klimaneutralität“ führen nicht zum Klimaschutz, dafür aber vielfältig zu Menschenrechtsverletzungen oder „nur“ zu Geschäftemacherei mit Scheinklimaschutzmaßnahmen. Dazu zählt eben auch das fragwürdige Zertifikat, welches ich nun für meine E-Autos bekommen soll.
— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —
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Wenn die E- Autofahrer diese Quote nicht kassieren, dann bekommt sie der Bund. Ob das Geld dann sinnvoll ausgegeben wird ist nicht so klar. RWE und Konsorten haben CO2 Zertifikate schon vor Jahren für unter 10 € massenweise angekauft. So brauchen wir uns nicht wundern, wenn die Klimaziele nicht erreicht werden.
Und machen jetzt damit doppelten Reibach. Wenn die Strompreise steigen wegen der teuren Zertifikate, müssen sie zum einen keine teuren kaufen, können aber trotzdem deswegen die Strompreise erhöhen. Ist ja nichts illegales, sondern allenfalls cleveres Geschäftsgebahren.. Nur nicht im Sinne der Energiewende.
Leider werden durch solche schwach wirkende Maßnahmen viele Produkte künstlich verteuert.
Den Preis der Inflation werden wir über viele Jahre bezahlen, da sich dieses Rad sich nicht mehr zurückdrehen lässt.
Anders herum würde ein Schuh daraus werden: 1 Liter Diesel erzeugt 2,65 Kg CO2. Im Jahr 2020 wurde der CO2-Emissionsfaktor für den Strommix in Deutschland auf 366 Gramm pro Kilowattstunde geschätzt. Wenn ich also 7,2 kWh Strom spare, dann bin ich in der Bilanz CO2 neutral. Ein 300W Balkonkraftwerk erzeugt in 20 Jahren 6000 kWh Strom. Das eingesparte CO2 entspricht der Verbrennung von 828 Liter Diesel. 300 W Balkonkraftweke gibt es heute für 500 EUR. Würde man eine THG Quote von 100 EUR für jedes neu angemeldete Balkonkraftwerk aus dessen CO2 äquivalent finanzieren wollen, dann würden dafür 12 Cent pro Liter Diesel ausreichen.
Diese Maßnahme würde automatisch die Strompreise senken, da überschüssiger Strom kostenlos an das Netz abgegeben wird und somit elektrische Verbraucher noch attraktiver machen.
@Alter Falter. So sehr ich Ihre Investition in ein Balkonkraftwerk wertschätze, ist dies eine Milchmädchenrechung wie alle Kompensationsgeschäfte. Denn wenn alle Dieselverbraucher ihren Fußabdruck über Balkonkraftwerke green-waschen würden, dann müssten zu sonnigen Mittagsstunden große PV Anlagen und Windkraft wegen Überangebotes abgeregelt werden und das CO2 der Dieselverbrennung wäre trotzdem in der Luft. Das Balkonkraftwerk entfernt kein CO2 aus der Luft genausowenig wie Herrn Fells Elektroauto oder mein Fahrrad.
Besser als die undurchsichtigen Kompensationsgeschäfte ist es alle Energieträger, die CO2 in die Atmosphäre freisetzen, mit einer adäquaten Abgabe zu belegen. Industrielle Prozesse, die CO2 aus der Atmosphäre entfernen, also wirkliche Kompensation wären, sind bisher mehr Laborideen. Mit Wäldern und Mooren läßt sich zwar CO2 entfernen und speichern, da sollte man aber auch vorsichtig sein, nicht das Leute, die Wald abholzen und neu anpflanzen fälschlicherweise gefördert werden.
Durch eine Abgabe ohne Kompensation bekämen alternative Energien und Prozesse automatsich einen Kostenvorteil. Nur das Geschrei von der „Deindustrialisierung“ würde sich zu neuen Höhen aufschwingen.
Julian schreibt.
@Alter Falter. So sehr ich Ihre Investition in ein Balkonkraftwerk wertschätze, ist dies eine Milchmädchenrechung wie alle Kompensationsgeschäfte. Denn wenn alle Dieselverbraucher ihren Fußabdruck über Balkonkraftwerke green-waschen würden, dann müssten zu sonnigen Mittagsstunden große PV Anlagen und Windkraft wegen Überangebotes abgeregelt werden
@ Julian.
Aber nur wegen dem „Faulen Ei“, das der Energiewende 2010 ins Nest gelegt wurde, als beschlossen wurde, dass die Erneuerbaren nicht mehr vorrangig im Lande verbraucht werden müssen.
Siehe hier unter Auswirkungen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ausgleichsmechanismusverordnung
Zitat:… Bis 2009 hatten erneuerbare Energien sowohl einen Einspeisevorrang als auch einen Verbrauchsvorrang. Wurde viel regenerativer Strom ins Netz eingespeist, mussten konventionelle Kraftwerke abgeschaltet werden, damit der Strom aus erneuerbaren Energien in Deutschland verbraucht wurde. Zitat Ende.
Wäre das nicht so beschlossen worden, hätten wir erst bei 100% Erneuerbaren um die Mittagsstunden Überangebote.
@Julian wo habe ich mich denn verrechnet?
Der Strom würde günstiger werden und damit die E-Mobilität zusätzlich fördern. Wenn jemand Diesel braucht, um schwere Lasten zu ziehen sei es ihm gegönnt, bis so viel Strom da ist, dass wir Industrie und Schwerlastverkehr auf Wasserstoff umstellen können.
Wenn wir mit Kurzzeitspeicher Überschüsse einsammeln, können wir Russisches Gas und Steinkohle sowie CO2 einsparen.
Mit einem Preishub von 20 bis 60 Cent können Speicher sogar Gewinne erwirtschaften (https://energy-charts.info/charts/price_spot_market/chart.htm?l=de&c=DE&interval=year&legendItems=0000010010&year=2022). Es sind nur eine Lobby mit vitalen Intressen und die eigenen Gesetze, die uns daran hindern – mehr nicht.
Bei Balkonkraftwerke sehe ich eben die Chance, dass diese in kurzer Zeit mit minimaler Bindung von Fachkräften erstellt werden können. Statt Energiegeld könnte der Staat seinen Bürgern bessere Wege zeigen, um überhöhte Preise nachhaltig zu reduzieren und einen sozialen Ausgleich ermöglichen (Angel nicht nur Fisch).
Die Energieversorger bekommen günstigen Strom, den diese veräußern können. In Summe wird zukünftig viel mehr Strom benötigt, insbesondere wenn Energie vom Sommer in den Winter verschoben werden muss oder Stahl mit Wasserstoff geschmolzen wird, so dass sich hier neue Geschäftsfelder für die Energieversorger auftun.
Damit möchte ich nur sagen, dass Balkonkraftwerke sicherlich nur ein kleines Steinchen sind und als Beispiel verwendet wurde. Der Staat könnte jede neu errichtete erneuerbare Energieanlage nehmen, wenn es da nicht so ein unsägliches Doppelvermarktungsverbot im EEG gäbe.
Wesentlich in diesem Artikel war ja, dass nicht bestehende BEVs durch die THG-Quote gefördert werden, sondern neue Anreize zur CO2 Reduzierung geschaffen werden.
Ich fahre, wenn ich überhaupt mit Motorunterstützung fahre, seit 22 Jahren elektrisch. Ich habe mich angesichts des Angebotes angewidert abgewendet.
Schönen Gruß an Herrn Fell. Wir sind so um 2004 mal mit 2 TWIKE durch Sachsen gefahren.
Meine 300€ von fairnergy kommen in den Topf für die Erweiterung meiner
Solaranlage. Dafür bekomme ich schonmal 2 Solarmodule. Besser könnte der Staat
der es ansonsten bekäme auch nicht machen. Man kann sich nur wünschen
dass andere es auch in den solaren Ausbau stecken.
@hans-josef-fell,
Ich verstehe Ihre Aufregung nicht.
Durch die Bundesregierung wurden die Produzenten von Mineralölprodunkten in BRD dazu verpflichtet, jährlich gestaffelt, die durch Ihre Produkte veranlassten CO2-Emission zu reduzieren oder durch Ausgleichszahlungen an die BRD zu kompensieren.
Durch den THG-Handel hat sich jetzt eine Organisation-Einheit dazwischen geschoben, in dem 85% der verordneten Emissonsabgabe an den Eigentümer eines E-Fahrzeuges ausgezahlt (umgeleitet) werden und 15% als Erlös selbst einbehalten werden.
Der Mineralölhandel hat so oder so die Abgabe zu zahlen und es wird zur Verteuerung der Mineralöltreibstoffe führen; ob die Abgabe direkt an den Bund oder auch an mit TRG handelnden Unternehmen und letzendlich an E-Auto-Halter erfolgt, ist irrelevant.
Was soll jetzt an dem Ringtausch der Abgaben so abwägig sein?
Ja die beteiligten Unternehmen sichen sich einen Anteil von 15% als „Erlös“; und?
Die Minerlölindustrie wird sich weiterhin mit einer jährlich gestaffelten steigenden Abgabe auseinandersetzen müssen.
Durch THG wird die Mineralölindustrie, und damit alle Kraftfahrer und sonstigen Verbraucher nicht weniger Beitrag zahlen müssen.
Meiner Ansicht nach können Sie das ihnen gemachte Angebot ruhigen Gewissens annehmen.
Ihre Argumentation ist meiner Ansicht zu kurz gesprungen!
Also: Die Grundidee ist, dass man mit diesem Zertifikatehandel die Preisverhältnisse zwischen fossiler Wirtschaft und Erneuerbarer zugunsten der letzteren verschiebt. Diese Idee ist gut und sinnvoll. Bisher war es allerdings so, dass es beliebig viele Zertifikate gab, oder jedenfalls zu viele, so dass sie nicht viel wert waren, und niemanden daran hinderten, weiterhin so viele fossile Kraftstoffe einzusetzen, wie es seiner Bequemlichkeit entsprach. Wenn jetzt mit jedem E-Auto die Zahl der Zertifikate für die CO2-Emission zunähme, wäre in der Tat nichts gewonnen. Zertifikate sind also nur ein sinnvolles Instrument, wenn ihre Zahl planmäßig heruntergefahren wird. Davor haben aber die Politiker Angst, denn die Folge wäre, dass fossile Energien immer teurer würden, und das „wäre ja Gift für die Volkswirtschaft“. Besonders sozial wäre es auch nicht, wenn sich nur noch Reiche den Fossil-Verbrauch leisten könnten. Die Alternativen zum Fossil-Verbrauch müssen so gut und billig werden, dass sich niemand mehr diesen leisten will.
Mir scheint das E-Bike eine dieser sehr guten Alternativen zu sein. Es ist so gut, dass es schon jetzt keiner staatlichen Subventionen mehr bedarf, um es in den Markt zu drücken. Der Verbrauch/km beträgt nur 1/10 des E-Autos, aufladen lässt es sich an jeder Steckdose und ein bißchen lockere Bewegung hat man gratis dazu.
Das E-Auto ist – sieht man über den insgesamt zu hohen Verbrauch hinweg – erst eine ökologische Alternative, wenn der Strom weitgehend aus erneuerbaren Kraftwerken kommt. Bisher laden die meisten Pendler ihr Auto über Nacht, wenn nicht gerade der Wind weht, mit Kohlestrom auf. Damit machen sie den Betrieb der dafür benötigten Kohlekraftwerke erst wirtschaftlich und müssen sich deren Emissionen zu 100% oder mehr (tagsüber bollern die ja munter weiter) anrechnen lassen.
@ JCW
Ein E-Bike das 1/10 des eines E-Autos verbraucht ist dann schon fast ein E-Motorrad.
Dann wäre der Verbrauch eines E-Bike fast 2 kWh/100km. 1/20 bis 1/40 sind da eher richtig.
Beim laden in der Nacht. Damit wollen uns die Energieerzeuger nur ködern weiterhin „fossilen “ Strom zu kaufen da der bei klassischen Kraftwerken etwa immer die gleiche Leistung pruduzieren müssen da sie schlecht und nur langsam regelbar sind. Das war vor 30 Jahren ? schon der Gedanke mit den Nachtspeicherheizungen. Tarife bei denen billiger Nachtstrom oder E-Autoladetarife für die Nacht angeboten werden sollte man meiden. Viel zu oft ist da hauptsächlich Kohle und Atomstrom dabei. Da nützt es dann auch wenig wenn da Ökostrom drauf steht. Der wird nämlich nur durch im Artikel genannte Maßnahmen CO2-neutral oder Öko.
Ich jedenfalls lade mein E-Auto meist am Tag wenn die Sonne scheint oder der Wind stärker weht.
Wenn man eine eigene PV-Anlage hat ist Überschussladen sowieso die beste Entscheidung.
@JWC; bitte vergessen Sie nicht, dass Sie bei der Beantragung des Zuschusses für Ihre Wall-Box eine Verpflichtung abgezeichnet haben, ausschließlich 100% Öko0strom zur Verwendung zu bringen.
Dieses sollten Sie sich auch durch die Tarifwahl Ihres Stromversorgers abgesichert haben.
Die von Ihnen aufgeführte Begründung zur Nachtladung vermeintlich ohne Ökostrom sollte, – hoffentlich- ins Leere verlaufen.
Dieses Kaufen von Ökostrom ist auch nur ein weiteres „sich in die Tasche lügen“. Aus welchen Kraftwerken kommt denn nachts Ökostrom, wenn kein Wind weht? Laufwasserkraftwerke und Biogas. Wenn ich mir den als Ökostrom anrechnen lasse, führt es nur dazu, dass die anderen nächtlichen Stromverbraucher oder Norweger und Österreicher einen höheren Anteil an Kohle- und Atomstrom zugerechnet bekommen. Aber an der Stromzusammensetzung des Netzstroms ändert es überhaupt nichts. Interessant würde es, wenn auch die großen Stromverbraucher (Glashütten, Metallschmelzen, Bahn) nachts auf Ökostrom umsteigen wollten. Dann gäbe es plötzlich keine Zertifikate mehr. Aber bevor das eintritt, wird sich die Politik einen weiteren Etikettenschwindel ausdenken. Dann wird man auch tagsüber produzierten Ökostrom als Nachtstrom beziehen können. Hauptsache, die Leute glauben daran.