2021: Ein rekordverdächtiges Jahr für die europäische Solarenergie – Zeit für mehr Ehrgeiz!

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Kurz vor den Feiertagen hat die Europäische Kommission die neuesten Teile ihres „Fit for 55“-Gesetzgebungspakets vorgestellt. Die Pläne zielen darauf ab, den Kontinent auf Kurs zu bringen, um die CO2-Emissionen bis 2030 um 55 Prozent zu reduzieren. Zu diesen zusätzlichen Vorschlägen gehören das Wasserstoff- und das dekarbonisierte Gaspaket sowie eine Überarbeitung der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBDII).

Die Solarbranche kann sich von diesen neuen Vorschlägen der Europäischen Kommission begeistern lassen. Die besondere Rolle von „erneuerbarem“ Wasserstoff wird durch eine neue Definition von „kohlenstoffarmem“ Wasserstoff sichergestellt, während Vorschläge zur Schaffung eines offenen und integrierten Marktes für Wasserstoff die Verbraucher stärken und letztlich die Entwicklung von erneuerbarem Wasserstoff fördern werden. Die Förderung von erneuerbarem Wasserstoff dürfte die Entwicklung der Photovoltaik und anderer erneuerbarer Energien weiter vorantreiben.

Ein klarer Vorteil für die Solarenergie ist, dass die EPBDII den Einsatz von Solarenergie und Speicher-Anlagen bei der Sanierung von Gebäuden unterstützen wird. Nach der Verabschiedung der Richtlinie, die durch das Europäische Parlament und den Europäischen Rat verhandelt wurde, sollen auch neu vorgeschlagene Gebäudestandards die Installation dezentraler Energieressourcen in neuen Gebäuden begünstigen – insbesondere durch einen Null-Emissions-Gebäudestandard. In einem konstruktiven Schritt können wir einen europäischen Rahmen erwarten, um die Sanierung der Gebäude mit den schlechtesten Werten zu beschleunigen. Das Ziel ist, bis 2050 einen emissionsfreien Gebäudebestand zu erreichen. Ein neues europaweites gemeinsames Muster für Energieausweise sollte die unterschiedlichen Ansätze der EU-Mitgliedstaaten bei den Energie-Vorschriften harmonisieren, könnte aber letztlich auch die Rolle dezentraler Energiequellen wie Photovoltaik-Anlagen in Privathaushalten oder bei kleinen und mittelständischen Unternehmen stärker würdigen. Vergessen wir nicht, dass heute mehr als 90 Prozent der Dächer in der EU ungenutzt sind, obwohl sie den Kampf gegen den Klimawandel mit Solaranlagen unterstützen könnten.

Die Vorschläge der Europäischen Kommission vom 15. Dezember kamen nur wenige Stunden vor der Veröffentlichung des neuesten „Ausblicks für den EU-Photovoltaik-Markt 2021-25“ von Solarpower Europe. Der Bericht zeigt, dass die europäische Solarindustrie ein weiteres Rekordjahr erlebte: Mit einem Wachstum von 34 Prozent wird das Installationsniveau von 2020 übertroffen. Es entspricht einem Photovoltaik-Zubau von 25,9 Gigawatt in der EU. Damit ist 2021 das bisher beste Jahr für die europäische Solarbranche und übertrifft den ein Jahrzehnt bestehenden Installationsrekord von 2011. Während wir feiern, müssen wir aus unseren Erfolgen lernen und unsere Ambitionen beschleunigen, um die globale Erwärmung unter 1,5 Grad Celsius zu halten.

Immer mehr EU-Mitgliedsstaaten erreichen (oder kehren zurück) zur jährlichen Installation von Photovoltaik-Anlagen im Gigawatt-Bereich. Mindestens zwei Mitgliedstaaten (Estland und Litauen) haben ihre nationalen Energie- und Klimaziele für die Solarenergie bereits erreicht. In Polen, Irland und Schweden wird dies voraussichtlich bis 2022 der Fall sein – also weit vor der für 2030 gesetzten Frist. Bis auf zwei Länder haben alle EU27-Länder ihre Photovoltaik-Kapazitäten im Jahr 2021 stärker ausgebaut als im Jahr davor.  Die Vorhersage ist noch positiver, als selbst die optimistischsten Prognosen vor ein paar Jahren hätten erhoffen ließen – allein im wahrscheinlichsten mittleren Szenario wird sich die kumuliert installierte Photovoltaik-Leistung in den EU-Staaten innerhalb von vier Jahren verdoppeln – auf 327,6 Gigawatt bis 2025 und weiter auf 672 Gigawatt bis 2030. Wir haben allerdings nicht nur Grund zur Hoffnung, sondern auch die Verantwortung zu handeln und die Ambitionen der EU im Bereich der Photovoltaik zu erhöhen.

In Erwartung der rekordverdächtigen Photovoltaik-Zubauzahlen in unserem EU-Marktausblick und als Beweis dafür, dass die Solarenergie die Energiewende vorantreiben kann, hat Solarpower Europe die Kampagne „Ja zu 45 Prozent EE“ gestartet. Sie wird von acht Energie- und Städteverbänden unterstützt sowie von immer mehr führenden Wissenschaftlern befürwortet – darunter auch von den Autoren des jüngsten IPCC-Klimakrisenberichts. Die Kampagne fordert die europäischen Institutionen auf, ihr Ziel für erneuerbare Energien auf mindestens 45 Prozent für 2030 anzuheben. Eine Studie der Lappeenranta-Lahti University of Technology, einer der 10 weltweit führenden Klimaschutzinstitutionen, kommt zu dem Ergebnis, dass ein Mindestanteil von 45 Prozent an erneuerbaren Energien in der EU der kosteneffizienteste Weg ist, um die Klimaziele für 2030 zu erreichen und eine gefährliche Erwärmung über 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Der luxemburgische Energieminister Claude Turmes hat die Kampagne unterstützt und auf die immense Rolle hingewiesen, die Solarenergie auf Dächern im gewerblichen und industriellen Sektor spielen kann.

Die Prognosen für den europäischen Solarsektor sind alles in allem rosig – vorsichtige Schätzungen gehen bereits von 672 Gigawatt an Solaranlagen bis 2030 aus. Um das Ziel von 45 Prozent erneuerbarer Energien zu erreichen, ist eine kumuliert installierte Photovoltaik-Kapazität von 870 Gigawatt erforderlich. Mit der zunehmenden Unterstützung der politischen Entscheidungsträger und der Wiederbelebung der europäischen Solarproduktion (siehe unsere neue Karte der Photovoltaik-Produktion in unserem EU-Marktausblick) können wir dieses Ziel erreichen.

Im Jahr 2022 wird die Europäische Kommission ihre Verhandlungen über das EPDBII-Paket und die überarbeitete Richtlinie für erneuerbare Energien (REDIII) fortsetzen. Mit diesen Legislativvorschlägen dürfen wir nicht die Gelegenheit verpassen, die Dekarbonisierung europäischer Gebäude durch Solarenergie zu erreichen oder die notwendigen Ziele für erneuerbare Energien festzulegen. Wir bei Solarpower Europe sind entschlossen und bereit, an diesen Vorschlägen zu arbeiten und den Kontinent im Jahr 2022 in eine bessere Zukunft zu führen.

— Die Autorin Walburga Hemetsberger ist CEO von Solarpower Europe. Sie ist für die Gesamtleitung des Verbandes verantwortlich. Zuvor leitete sie neun Jahre lang der EU-Vertretung von Verbund, war Beraterin für Finanz- und Kapitalmärkte beim Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands und beim Verband Öffentlicher Banken (VÖB / EAPB), Wettbewerbsanwältin bei Haarmann Hemmelrath, parlamentarische Assistentin eines österreichischen EU-Abgeordneten und arbeitete in der Task Force der GD Wettbewerb für Fusionskontrolle. Walburga Hemetsberger war auch Vorstandsmitglied von Hydrogen Europe. Sie hat einen Abschluss in Rechtswissenschaften und Betriebswirtschaftslehre von der Leopold-Franzens Universität Innsbruck. —

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