Dena Marktmonitor Green PPA: Regulatorische Unklarkeiten bremsen grüne Stromabnahmeverträge aus

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Die optimale Laufzeit für einen Stromabnahmevertrag, auch Power Purchase Agreement (PPA) genannt, beträgt 8,7 Jahre. Das geht aus dem von der deutschen Energie-Agentur (Dena) durchgeführte Marktmonitor Green PPAs hervor. Für das Stimmungsbild wurden 203 durch dena ausgewählte Experten aus der Energiebranche zu Themen rund um PPAs befragt. Zu Experten zählten unter anderem Vertreter der Netzbetreiber, Energieversorger, Investoren, Projektierer und große Stromabnehmer.

Eine der Fragen richtet sich an die optimale Laufzeit für PPAs. Die meisten Antworten lauteten zwischen 5 bis 10 Jahre – im Mittel waren es 8,7 Jahre. Auffällig sei auch gewesen, dass bei der Vorstellung ideal langer Laufzeiten eine ähnliche Vorstellung zwischen den Akteuren besteht. Aktuell auftretende kurze Vertragslaufzeiten wären das Resultat von Unsicherheiten und Risikoempfinden am Markt, jedoch würden Energieabnehmer über ihre eigenen Hedgingstrategien versuchen die Vertragslaufzeiten in der nächsten Zeit etwas zu strecken.

Neben der Vertragslaufzeit zeigten sich die Befragten auch beim Thema Herkunftsnachweise einig. Zum einen in dem Punkt, dass Herkunftsnachweise ein wichtiger Baustein zur Finanzierung von ungeförderten PPA-Anlagen darstellen. Allerdings sehen die Teilnehmer der Umfrage auch Defizite im Herkunftsnachweissystem. Bei den Themen Zusätzlichkeit, Zeitgleichheit, und Regionalität sehen 70 Prozent der Befragten deutlichen Reformierungsbedarf, um das Herkunftsnachweisesystem fit für die Zukunft zu gestalten.

Photovoltaik, der Publikumsliebling

Die gesonderte Befragung der großen Stromabnehmer zeigte, dass die Aspekte der Herkunftsnachweise tatsächlich eine wichtigere Rolle spielen könnten. Gefragt nach den wichtigsten Kriterien für ihren Strombezug gaben die Unternehmen Preis und Versorgungsstabilität als wichtigste Parameter an. Doch immer noch mehr als die Hälfte der Befragten gab an, grünen Strom als zwingende Voraussetzung für die eigenen Nachhaltigkeitsziele zu sehen. Dreiviertel der Unternehmen erklärten, dass Solarstrom besonders geeignet für den PPA-Markt wären. Photovoltaik liegt damit in der Gunst der Marktakteure noch deutlich vor Windkraftanlagen, denen 64 Prozent (Onshore) beziehungsweise 59 Prozent (Offshore) ihr Interesse aussprachen. Immerhin noch jedes dritte Unternehmen gab an, dass der regionale Bezug von Strom eine wichtige Rolle spielen würde.

Doch nicht jedes Unternehmen, was sich für PPAs interessiert, würde den eigenen Strombezug zu 100 Prozent durch Stromabnahmeverträge decken. Nur die wenigsten Unternehmen gaben an, den Strom aus 100 Prozent erneuerbaren und regionalen Quellen beziehen zu wollen. Die meisten gaben hingegen an, dass 50 Prozent der Strombedarfsdeckung durch PPAs angestrebt wären.

Da verwundert es wenig, dass die allgemeine Stimmung hinsichtlich der Stromabnahmeverträge positiv gestimmt ist. 90 Prozent der befragten teilten mit, dass PPAs ein zukunftsweisendes Marktmodell wären. Knapp die Hälfte der Befragten vergab das Prädikat „sehr wichtig“ für PPAs, und immerhin noch 40 Prozent vergaben ein „wichtig“. Nur beim geschätzten Marktvolumen 2030 streuten die Antworten stark von 25 Terrawattstunden, bis 75 Terrawattstunden. Grund für die Streuung der Antworten hier sei der immer wieder stockende Ausbau erneuerbare Energien, der eine Prognose der Marktdynamik deutlich erschwere.

Die Hemmnisse

Bei der Umfrage wurden nicht nur die positiven Haltungen zu PPAs abgefragt, sondern auch mögliche Hemmnisse. Bei möglicher Mehrfachnennung gaben jeweils über die Hälfte der Befragten an, dass ein komplexes Vertragswerk um PPAs sowie Ungewissheiten über staatliche Regulierung deutliche Hürden darstellten. Auffällig ist, dass die beiden Gründe bereits in vorausgegangenen Ausgaben des Marktmonitors von dena als Haupthemmnisse angeführt wurden. In der aktuellen Umfrage haben sich die Problemwahrnehmung der beiden Punkte jedoch nochmals verstärkt.

So monierten die Teilnehmer der Umfrage, dass bekannte Baustellen nicht behoben wurden und vor allem die Herausforderungen auf regulatorischer Ebene dem Markthochlauf von grünen PPAs weiter im Weg stehen bleiben. Das zeigte sich auch am Risikoempfinden, was besonders mit Blick auf rechtliche und ökonomische Rahmenbedingungen durch den Mangel an staatlicher Regulierung gesteigert wurde.

So wurde zum Beispiel die fehlende Sichtbarkeit des CO2-Preispfades von den Befragten als Hemmnis eingeordnet. Darüber hinaus wurden auch die zu kurzen Laufzeiten als Hürde bei der Finanzierung über eine Bank genannt. Auch verhindere die EEG-Förderung einen marktbasierten Ausbau von erneuerbaren Energien, wie einige Teilnehmer der Umfrage kommentierten.

Die zum Beispiel noch nicht realisierte Strompreiskompensation, bei der einige Unternehmen aus besonders energieintensiven Sektoren einige ihrer Prozessenergiekosten kompensieren können, wurde als Hürde für den Ausbau von PPA-Anlagen genannt. Hinzu kommt, wenngleich das kein reines PPA-Problem ist, die Schwierigkeiten bei der Flächenverfügbarkeit und die langwierigen Genehmigungsverfahren machen auch den Akteuren am PPA-Markt zu schaffen.

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