WWF Österreich fordert bei Photovoltaik-Ausbau Fokus auf Dächer und versiegelte Flächen

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Die österreichische Filiale der Umweltschutzorganisation WWF hat ein Forderungspaket für den naturverträglichen Ausbau der Photovoltaik im Land vorgelegt. Ein klarer Fokus muss dabei auf Dächern und anderen bereits versiegelten Flächen liegen, verlangt der WWF.

„Sonnenstrom hat von allen erneuerbaren Energien in Österreich noch das größte Potential, und das muss rasch genutzt werden“, erklärt WWF-Klimaschutzexperte Karl Schellmann. Hunderttausende Dächer, Fassaden, Parkplätze und sonstige bereits verbaute Flächen könnten aufgerüstet werden, um einen Beitrag zur dringend nötigen Energiewende zu leisten. „Das bringt viele wertvolle Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfung, ohne die Natur weiter zu belasten“, so Schellmann.

Der WWF fordert daher einen „Photovoltaik-Masterplan“, der überflüssige Hürden für den Sonnenstrom abbaut und zugleich wertvolle Naturflächen vor der Verbauung schützt. Der Plan müsse in enger Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Gemeinden sowie dem Naturschutz erarbeitet werden. Ausschluss- und Eignungszonen sollten nach einheitlichen Kriterien im Rahmen einer Strategischen Umweltprüfung festgelegt werden. Zudem setzt sich der Verband für eine verpflichtende Umweltverträglichkeitsprüfung bei Freiflächenanlagen ein.

Solarpflicht auch bei Neuversiegelung von Flächen

Desweiteren fordert der WWF unter anderem eine Photovoltaik-Pflicht in den Bauordnungen für alle Neubauten und größere Sanierungen. Alternativ sollten die Eigentümer eine mindestens gleich große Anlage auf einer anderen Fläche errichten, ihr Dach für die Installation einer Gemeinschafts- oder Contracting-Anlage zur Verfügung stellen oder einen entsprechenden finanziellen Beitrag zur Errichtung einer Gemeinschaftsanlage leisten.

Auch bei der Neuversiegelung von Flächen, etwa für Parkplätze und Lager oder durch Deponieabdeckungen, müssten die Eigentümer zur Photovoltaik-Installation verpflichtet werden. Ist das technisch nicht möglich, müsse eine mindestens gleich große Anlage auf einer anderen Fläche angelegt oder ein finanzieller Beitrag zu einer Gemeinschaftsanlage geleistet werden.

Zudem müsse die Solarförderung auf Bundes- und Länderebene harmonisiert und vereinfacht werden. Um die vorhandene Flächennutzung zu maximieren, dürfe es keine  Mindestvorgabe des Eigenverbrauchs bei der Berechnung von Förderhöhe und -reihung geben.

Darüber hinaus verlangt der WWF einen Förderbonus und die Senkung des Mehrwertsteuersatzes für Gemeinschaftsanlagen sowie erweiterte steuerliche Absetzmöglichkeiten für Photovoltaik-Anlagen im Zuge einer öko-sozialen Steuerreform. Ohnehin müsse das Fördersystem so angepasst werden, dass die maximale Nutzung vorhandener verbauter Flächen sichergestellt ist. Dazu gelte es auch, die Verwertung von Überschüssen zu erleichtern und zu fördern.

Riesiges Potenzial für die Photovoltaik

Durch den bereits sehr hohen Erschließungsgrad von Wasserkraft- und Biomasse-Potenzialen müssen beim weiteren Ausbau der Erneuerbaren die Photovoltaik und die Windkraft Vorrang erhalten, betont der WWF. Trotz großer Wachstumsraten stehe insbesondere die Stromgewinnung aus der Sonne in Österreich erst am Anfang – 2019 wurden nur rund 1,7 Terawattstunden erzeugt.

Laut einer Potenzialstudie gebe es in Österreich ein technisch machbares Potenzial von jährlich 13,4 Terawattstunden Stromerzeugung auf Gebäuden, von 4,5 Terawattstunden auf Verkehrsflächen und von 1,2 Terawattstunden auf Deponien. Unter derzeitigen Bedingungen seien aber bis 2030 nur 4 Terawattstunden auf Gebäuden, 1 Terawattstunde auf Verkehrsflächen und 0,3 Terawattstunden auf Deponien absehbar.

Selbst wenn nur 50 Prozent der Parkplatz-Flächen mit Photovoltaik-Paneelen überdacht werden, ergibt sich daraus ein solares Erwartungspotenzial von weiteren 4,2 Terawattstunden pro Jahr, so der WWF.

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