Forum Neue Energiewelt: Akzeptanz für große Photovoltaik-Anlagen schwindet

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Für die dezentrale Energiewende braucht es auch große Erneuerbaren-Anlagen, doch vermehrt gibt es Widerstand bei Gemeinden und Anwohner – nicht nur wenn es um Windparks geht. Auch bei Photovoltaik-Kraftwerken stoßen Projektierer zunehmend auf Widerstände vor Ort. „Die Akzeptanz für große Photovoltaik-Anlagen nimmt dramatisch ab“, berichtet Benedikt Ortmann, Geschäftsführer der Baywa re Solar Projects GmbH während der Eröffnungssession des Forums „Neue Energiewelt“, die am Donnerstag und Freitag digital stattfindet. Stefan Müller, Vorstand bei Enerparc, bestätigt im Chat die schwindende Akzeptanz für Photovoltaik bei den Gemeinden.

Doch woran liegt es? Bislang waren es vor allem Windparks an Land, die auf teilweise erbitterten Widerstand treffen. Ein Grundproblem ist, wie Ortmann ausführt, dass die Gemeinden und Bürger vor Ort nur wenig von den Anlagen profitieren. „Das ist nicht gut, wie wir das gerade machen“, sagt er. Ortmann fordert daher auch, das EEG zu nutzen, um nicht nur für die Windkraft, sondern auch die Photovoltaik entsprechende Vorgaben, wie eine stärkere Beteiligung der Standort-Kommunen, festzuschreiben.

Der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) hat bereits eine Selbstverpflichtung ins Leben gerufen. Unter dem Namen „bne – Gute Planung“ geht es darum, dass die Projektierer von großen Photovoltaik-Kraftwerken fünf verschiedene Aspekte bei der Planung von Solarparks beachten. So sollen Verpflichtungen gegenüber den Gemeinden, der Verwaltung und den Bürger geben, die eingehalten werden müssten. Daneben geht es noch um Flächennutzung, Integration der Photovoltaik-Anlage in die Landschaft, Steigerung der Artenvielfalt sowie weitere Verpflichtungen bei Planung, Umsetzung und Technik.

„Wir müssen den Leuten vor Ort klar machen, warum es gut für sie ist und auch die Gemeinden müssen profitieren“, erklärt bne-Geschäftsführer Robert Busch während der Diskussion auf dem Forum „Neue Energiewelt“ Die freiwillige Selbstverpflichtung, der sich viele große Photovoltaik-Projektierer in Deutschland bereits angeschlossen haben, sei ein guter erster Schritt, so Ortmann. Dennoch sei es wichtig, dies im EEG zu verankern und eben nicht nur für die Windkraft, sondern auch für Photovoltaik. Zuvor hatte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae die Bedeutung der Compliance-Vorgaben besonders für den weiteren Ausbau der Windkraft an Land betont.

In einer späteren Session während des Forums „Neue Energiewelt“ betonte Marcel Keiffenheim von Greenpeace Energy kein Akzeptanzproblem von Anwohnern bei Photovoltaik- oder Windkraftanlagen. Dies habe eine Umfrage aus dem vergangenen Jahr ergeben. Dennoch brauche Deutschland einen viel stärkeren Ausbau der Photovoltaik und Windkraft, weswegen auch Keiffenheim Vorgaben an die Länder begrüßt. Zugleich müsste das EEG einen entsprechenden Rahmen setzen, dass Dächer noch stärker für Photovoltaik genutzt würden – zum einen diese Flächen voll ausgenutzt werden und zum anderen eine gemeinschaftliche Nutzung des Solarstroms ermöglicht wird.

Ein weiteres sensibles Thema neben der Akzeptanz ist der Flächenverbrauch. Gerade der Bauernverband meldet sich diesbezüglich immer wieder, wenn es um den Bau neuer großer Solar- oder Windparks geht. Gerade bei PPA-Anlagen, also jene die nicht über das EEG, sondern Stromabnahmeverträge gefördert werden, entstehen auch auf landwirtschaftlichen Flächen, da sie nicht an die Flächenrestriktionen gebunden sind.

Vom auskommenden Phänomen „Fläche gegen Geld“ berichtet Rechtsanwältin Margarete von Oppen auf dem Forum „Neue Energiewelt“. Derzeit seien viele Investoren und Projektierer unterwegs, die Flächen für große Photovoltaik-Anlagen suchten. Neben dem regionalplanerischen Klein-Klein verweist Margarete von Oppen diesbezüglich auf das EU-Landwirtschaftsrecht. „Landwirte können sich derzeit kaum vor Angeboten von Photovoltaik-Betreibern retten, wollen allerdings auch ihre Direktzahlungen für die landwirtschaftlichen Flächen erhalten, obwohl sie die großen Pachtzahlungen erhalten.“ Dazu komme die Angst, dass sie dann keine Landwirtschaft mehr auf den Flächen betreiben können, sagt Margarete von Oppen. Sie verweist auch darauf, dass die Umwandlung der Flächen von Acker- und Solarnutzung oder umgekehrt auch in jedem Bundesland anders gehandhabt werde. Eine einheitliche Linie wäre diesbezüglich wünschenswert. Genauso wann landwirtschaftliche Nutzung erfolgt und damit auch die EU-Direktzahlungen weiter fließt.

Dabei gibt es mittlerweile auch mit Agro-Photovoltaik-Anlagen bereits eine Möglichkeit zur Doppelnutzung von landwirtschaftlichen Flächen. Zudem zeigen Studien, dass der Bau von Photovoltaik-Freiflächenanlagen der Biodiversität durchaus zuträglich sind. Beispielsweise die bne-Studie „Solarparks – Gewinne für die Biodiversität“ aus dem vergangenen Jahr hatte die positiven Effekte für Flora und Fauna herausgearbeitet.

Letztendlich ging es in der Eröffnungssession noch darum, was sich die Diskussionsteilnehmer wünschen würden, wenn sie eine Sache im EEG-Entwurf ändern dürften. Für Kerstin Andreae ist dies, einen verpflichtenden Mechanismus im Gesetz zu verankern, der die Bundesländer verpflichtet, Flächen für neue Photovoltaik- und Windkraft-Anlagen vorzuhalten. Benedikt Ortmann würde das auch begrüßen und äußerte als eigenen Wunsch, dass es mehr Ausschreibungsmenge für Hybrid-Anlagen, also kombinierte Photovoltaik- oder Windkraft-Projekte mit Speichern, geben würde und dazu auch noch für Agro- und Floating-Photovoltaik-Anlage, die eine Doppelnutzung von Flächen erlauben.

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