McKinsey: Corona-Krise bremst deutsche Energiewende aus

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Dem aktuellen Energiewende-Index der Unternehmensberatung McKinsey zufolge verschärft die Corona-Krise in Deutschland die Probleme bei der Energiewende. Vor allem der Ausbau der Netze und der Windkraft kommen demnach nicht voran, zudem gehe die Zahl der Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren Energien zurück. „Bis zu 15 Prozent aller Erneuerbare-Energien-Projekte in Europa könnten durch die Corona-Pandemie verzögert oder annulliert werden“, warnen die Autoren. Die „grünen Stimuli“ im Konjunkturpaket seien gut, aber nicht ausreichend.

Auch der Corona-Einfluss an den Energiemärkten wirkt sich laut McKinsey negativ auf die Energiewende aus. Denn niedrige Börsenpreise würden die Nutzung konventioneller Energien attraktiver machen und den Ausbau erneuerbarer Kapazitäten gleich zweifach bremsen: weil niedrige Rohstoff- und CO2-Preise die Investitionsanreize für Unternehmen schmälern und niedrige Strompreise die Rentabilität von Photovoltaik- und Windparks verringern. Das halte Projektentwickler vom Abschluss neuer Stromabnahmeverträge ab.

Und die im März und April im Zuge der Pandemie-Maßnahmen eingesparten Treibhausgase sind laut McKinsey nur ein Tropfen auf den heißen Stein – die Menge entspreche lediglich den Emissionen von nur sieben bis zehn Tagen in Vor-Corona-Zeiten. Sollte sich die Konjunktur schnell erholen, könnte sich der Corona-Effekt auf die Emissionen demnach sogar komplett verlieren. In China beispielsweise sei schon sieben Wochen nach dem schrittweisen Hochfahren der Wirtschaft die Kohleverstromung auf ihr Vorkrisenniveau zurückgekehrt. Und Chinas Luft sei bereits Anfang Mai wieder mit ebenso viel Feinstaub und Schwefeldioxid belastet gewesen wie vor Ausbruch der Pandemie.

Seit 2012 untersucht McKinsey halbjährlich den Status der Energiewende in Deutschland anhand 15 ausgewählter Indikatoren. Fünf Indikatoren sind in ihrer Zielerreichung „stabil realistisch“: der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch und die Gesamtenergiekosten der Haushalte sowie die Indikatoren ‚Verfügbare Kapazität für Import aus Nachbarländern‘, ‚Ausfall Stromversorgung‘ und ‚Industriestrompreis‘. Drei momentan noch als realistisch eingestufte Indikatoren stehen laut McKinsey mittelfristig auf der Kippe: der Erneuerbaren-Anteil am Bruttoendenergieverbrauch, die ‚Sektorkopplung: Wärme‘ und die ‚Gesicherte Reservemarge‘. Leichten Anpassungsbedarf weist der Index für die Indikatoren ‚CO2e-Ausstoß‘ und ‚Arbeitsplätze in erneuerbaren Energien in Deutschland‘ aus. Für fünf Indikatoren gilt es inzwischen als unrealistisch, dass sie bis 2030 das Energiewende-Ziel erreichen. Neben dem Primärenergieverbrauch, den Kosten für Netzeingriffe und dem deutschen Haushaltsstrompreis handelt es sich dabei um die Indikatoren ‚Sektorkopplung: Verkehr‘ und ‚Ausbau Transportnetze‘.

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