Die Sonne gewinnt

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Seit sechs Jahren wird bereits Jahr für Jahr mehr in die Erneuerbaren investiert als in die alten fossil-atomaren Technologien. Am Anfang der Entwicklung waren Solar- und Windstrom – wie bei allen neuen Technologien – noch sehr teuer. Im Jahr 1990 kostete in Deutschland die Produktion einer Kilowattstunde Solarstrom rund einen Euro. Im Jahr 2000 noch 70 Cent, heute sind wir in Deutschland bei 4,9 Cent, in Afrika, in Südasien oder in der Wüste Chiles bei circa zwei Cent.

Die Regierung Saudi-Arabiens hat angekündigt, bis zum Jahr 2025 Solarstrom für einen Cent pro Kilowattstunde produzieren zu können. Die entsprechende Anlage soll dann eine Leistung von 200 Gigawatt liefern. Das entspricht etwa der Leistung von 70 Atomkraftwerken. Das ist dann das Solarzeitalter.

Das Solarzeitalter beginnt

Es ist völlig klar, wem die Zukunft gehört. Warum? Sonne und Wind sind Geschenke des Himmels. Die Solarindustrie boomt weltweit, sie erreichte in Deutschland 2018 ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 30 Prozent. Aber hierzulande strauchelt die Windenergie. Im ersten Halbjahr 2019 wurden in Deutschland 82 Prozent weniger Windräder erstellt als im Vorjahr. Hauptursache: Bürokratische Willkür und kurzsichtiger Widerstand aus der Bevölkerung.

Seit 2006 sind die Preise für Photovoltaik-Anlagen um sensationelle 90 Prozent gefallen. Eine einmalige Erfolgsgeschichte. Ein Solarpark läuft 30 bis 40 Jahre – wartungsarm, während ein Windpark mit beweglichen Windflügeln wartungsintensiv ist. Die Planungszeit für einen Windpark dauert zurzeit in Deutschland sechs Jahre. Ein Solarpark kann nach einem Jahr gebaut werden.

Sechs Kilowatt solare Leistung auf dem Dach reichen aus für eine vierköpfige Familie samt Solarauto. Das Tanken eines Benziners kostet etwa fünfmal mehr an der Zapfsäule als der Strom auf dem eigenen Dach. Das spricht sich allmählich herum. Und dafür braucht man etwa 40 Quadratmeter Dachfläche. Die Installation dauert ein bis zwei Tage.

Inzwischen haben in Deutschland 1.6 Millionen Dächer Solaranlagen. Das heißt aber auch: 85 Prozent unserer Dächer stehen noch völlig umsonst in der Gegend herum, obwohl die Sonne auf fast jedes Dach scheint. Warum eigentlich?

Auch die Speichermöglichkeiten für Solarstrom haben sich verbessert. Zu den heute gekauften Solarstromanlagen werden meist auch die Speicher dazu gekauft. Die Batterien stehen im Keller. Hinzu kommt: Immer mehr Landwirte treiben jetzt doppelte Landwirtschaft. Auf dem Boden klassische Landwirtschaft und sechs oder acht Meter darüber eine aufgeständerte Solaranlage. Bauern können auf derselben Fläche ihren Ernteertrag jetzt verdoppeln. Das hat Zukunft.

Photovoltaik-Anlagen sind recycelbar

Und das Recycel-Problem? Dazu Andreas Bett vom Fraunhofer-Institut gegenüber der „Welt“: „Solarmodule sind zu 100 Prozent recycelbar. Sie enthalten keine giftigen Stoffe“. Endlich hat auch die Große Koalition in Berlin alle Vorteile der Solarenergie verstanden: Im Klimaschutzpaket soll der Anteil des Solarstroms bis 2030 von 49 auf 98 Gigawatt verdoppelt werden. Warum aber nicht verdreifacht oder verfünffacht? Die Dachflächen sind vorhanden.

Die gesamte Symphonie der Erneuerbaren

Für eine zuverlässige Stromversorgung brauchen wir künftig einen intelligenten Mix aller erneuerbaren Quellen: Sonne, Wind, Wasserkraft, Bioenergie, Geothermie sowie Strömungs- und Wellenenergie der Ozeane. Sozusagen die gesamte Symphonie der Erneuerbaren. Was früher als zu teuer und als unzuverlässig galt, ist heute Zukunft. Sonne und Wind und Co sind zuverlässiger als das Gas von Wladimir Putin oder das Öl der Saudis, was ohnehin in wenigen Jahrzenten zu Ende geht. Alle erneuerbaren Energiequellen haben wir noch einige Milliarden Jahre – umweltfreundlich, klimaneutral und preiswert. Worauf warten wir eigentlich noch?

— Der Autor Franz Alt ist Journalist, Buchautor und Fernsehmoderator. Er wurde bekannt durch das ARD-Magazin „Report“, das er bis 1992 leitete und moderierte. Bis 2003 leitete er die Zukunftsredaktion „Zeitsprung“ im SWR, seit 1997 das Magazin „Querdenker“ und ab 2000 das Magazin „Grenzenlos“ in 3sat. Die Erstveröffentlichung des Beitrags erfolgte auf www.sonnenseite.com. —

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com

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