Der schnellere Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge war jetzt Thema im Lenkungskreis der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität. Grundlage war das Papier „Sofortpaket Ladeinfrastruktur 2019“ der Arbeitsgruppe, die sich mit der Verknüpfung der Verkehrs- und Energienetze sowie der Sektorkopplung befasst. Zwar läuft dem Experten zufolge im Moment der Ausbau der Ladeinfrastruktur (LIS) schneller als das Wachstum bei Elektrofahrzeugen. „Damit jedoch auch bei steigenden Neuzulassungszahlen für Elektrofahrzeuge eine bedarfsgerechte LIS zur Verfügung steht, müssten bereits in diesem Jahr Maßnahmen getroffen werden, die den Ausbau beschleunigen“, heißt es in dem Papier: „Mit einem Anteil von rund 85 Prozent der Ladevorgänge stellt die private LIS den zentralen Hebel für einen Markthochlauf der Elektromobilität dar.“
„Als ersten Schritt werde ich ein Gesetzespaket für die Ladeinfrastruktur anschieben“, sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) als Reaktion auf das Papier. Das werde eine große Herausforderung für die ganze Bundesregierung, aber „wir müssen das Thema jetzt anpacken“. Ziel sei es, die Herausforderungen und Hindernisse anzugehen. „Ich will, dass laden immer für alle und überall möglich ist“, so Scheuer, der übereinstimmenden Medienberichten zufolge für den Bundeshaushalt 2020 eine Milliarde Euro mehr für den Ausbau der Ladeinfrastruktur fordert.
Als zentrale Maßnahme empfehlen die Experten, den Aufbau der privaten Ladeinfrastruktur zuhause und am Arbeitsplatz durch zeitnahe Anpassungen im Wohn- und Eigentumsrecht zu erleichtern und finanziell zu fördern. Beispielsweise sollten private Ladestationen gefördert, der administrative Aufwand für gewerbliche Anwendungen und Laden beim Arbeitgeber reduziert, die Installation privater LIS in Wohneigentümergemeinschaften und Mietimmobilien erleichtert und der Netzzugang für LIS beschleunigt werden. Aufgrund der begrenzten Flächenverfügbarkeit wären auch Alternativen zu den aktuellen Ladestationen erforderlich, deren Attraktivität nicht durch einen zu engen Regulierungsrahmen für Hardware und energiewirtschaftliche Produkte gemindert werden dürfe, heißt es in dem Papier. Außerdem müsse es Feinjustierungen der bisherigen Förderung geben.
„Mit dem angekündigten Gesetzespaket für Ladeinfrastruktur sendet Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer genau das richtige Signal“, sagt Stefan Kapferer, Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Es sei zu begrüßen, dass Scheuer die private Ladeinfrastruktur mit einer Milliarde Euro fördern wolle und dabei auch die gewerbliche Ladeinfrastruktur – und damit die Fahrzeugflotten – fest im Blick habe. Gerade wenn es darum gehe, Ladeinfrastruktur in Mehrfamilienhäusern, am Arbeitsplatz oder in Gewerbegebieten zu installieren, gebe es noch viele Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Bundesjustizministerin Barley müsse endlich tätig werden und das Miet- und Wohnungseigentumsrecht anpassen.
Einer repräsentativen Umfrage von Eon und Kantar-Emnid zufolge glauben die Deutschen jedoch noch nicht so recht an das Wachstum der Elektromobilität. Nur sieben Prozent der Befragten können sich vorstellen, dass es in Deutschland innerhalb der kommenden fünf Jahre mehr Elektroautos als Verbrenner geben wird. 13 Prozent halten diese Entwicklung in den nächsten zehn Jahren für denkbar. Aber ein Drittel der Deutschen glaubt, dass niemals mehr Elektroautos als Verbrenner durch die Straßen fahren werden.
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Wer braucht denn eine spezielle Ladestation zu Hause? Da reichen doch die 11 oder 22kW, die jeder ohne besondere Maßnahmen installieren kann, um das Auto über Nacht aufladen zu können.
Eine Subventionierung dieser privaten Ladestationen wäre nur überlegenswert, wenn dann jeder dort aufladen könnte. Sonst bleibt es eine Subvention für Eigenheimbesitzer, die sich als Zweitwagen ein E-Auto leisten, also nicht gerade die Bevölkerungsschicht, die sich eine Kraftstromsteckdose in der Garage nicht auch selber leisten könnte. Subventionen für Wohlhabende – wie be… kann man denn sein?
Die Skepsis über die Alltagstauglichkeit der E-Autos in der Allgemeinheit und in der Autoindustrie teile ich. Ich kann mir mit der gegenwärtigen Akku-Technik E-Autos nur mit Wechselakkus vorstellen – dann könnte man sie benutzen wie einen Verbrenner. Angeblich gibt es schon Entwickler, die für Firmenflotten daran arbeiten. Ansonsten ist schon das Laden der heutigen E-Autos in der Öffentlichkeit eine Achillesferse, wenn da ein Kabel auf dem Fußboden rumliegt. Und wird man jeden Zielpunkt, jeden Wanderparkplatz, jedes Wohn- und Gewerbegebiet mit einer ausreichenden Zahl von öffentlichen Ladesäulen versehen können? E-Autos müssen an jedem Zielort, der mehr als 2/5tel der Reichweite vom Startpunkt entfernt liegt, aufgeladen werden können. Sonst wird es zur Qual.
Zu der Umfrage am Schluss:Schon rein rechnerisch können in 10 Jahren nicht die Hälfte der Autos E-Autos sein, weil das Durchschnittsauto in Deutschland etwa 10 Jahre alt ist. Durchschnitt heißt (über den Daumen gepeilt): Die Hälfte ist jünger, die andere älter. Die Hälfte, die heute jünger ist, werden in 10 Jahren auch noch fahren. Nur wenn in den kommenden 10 Jahren jedes neu zugelassene Auto ein E-Auto wäre, wären dann am Ende die Hälfte der fahrenden Autos E-Autos. Oder wurde in der Umfrage nach Neuzulassungen gefragt? Sonst wäre es mehr ein Intelligenztest (7% sehr doof, 13% ziemlich doof), als eine valide Technikeinschätzung gewesen.
Für die Fahrt zur Arbeit sollte man mal wetterfeste Pedelecs entwickeln – das hätte sicher Aussicht auf Erfolg, die könnte sich auch eine breitere Bevölkerungsschicht als Erst-, Zweit- oder Drittfahrzeug leisten.
Und bessere Strukturpolitik wäre auch notwendig: Dass die Pendlerwege nicht immer länger, sondern auch mal wieder kürzer werden.
Sehr richtig. Wenn die E-Autos bereits in der Garage geladen werden, soll es eine Förderung geben?
Die Subventionierung des öffentlichen Raumes macht daher nur Sinn. Ein Ausbau des ÖNV wäre notwendig, damit eine Mobilität außerhalb des eigenen KFZ attraktiv wird. Hier wird mal wieder an der falschen Stelle investiert. Liebe Volksvertreter: Vertretet bitte die Mehrheit des Volkes, nicht die die es sich sowieso leisten können.
Private Ladeinfrastruktur wird in Wohnungseigentümergemeinschaften immer noch durch die Gesetze blockiert ! Dies zu ändern wäre ein Riesenschritt zur Erleichterung der Elektromobilität für alle, die nicht im Ein-oder Zweifamilienhaus wohnen.
Hier passiert jedoch seit Jahren genau NICHTS !
Scheuer verteilt lieber Milliarden über das Land anstatt dort den Hebel anzusetzen,
wo es nichts kostet aber große Wirkung zeigt 🙁
Hoffe, dass es sich bei dieser Antwort um einen Aprilscherz handelt.