Lichtblick bemängelt fehlende oder falsche Stromkennzeichnungen

Strommast

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Lichtblick hat den Strommix aller Energieversorger in Deutschland untersucht und dabei deren Stromkennzeichnungen genau unter die Lupe genommen. Dafür hat der Ökostromanbieter bis Mitte Februar die relevanten Daten von den Webseiten von 1171 Stromanbietern abgerufen. Demnach haben 20 Prozent der Unternehmen auf ihrer Webpräsenz gar keine aktuelle Stromkennzeichnung veröffentlicht, obwohl eine solche Information in Deutschland Pflicht ist. Bei sieben Prozent seien die Angaben fehlerhaft gewesen.

Lichtblick kritisiert, dass die gesetzlich vorgeschriebene Darstellung nicht den tatsächlich beschafften Strom der Unternehmen zeigt. Grund dafür sei, dass jeder Versorger in seinem individuellen Strommix den Anteil von EEG-gefördertem Ökostrom angeben müsse. Diesen Strom kaufe der Versorger aber tatsächlich gar nicht für seine Kunden ein. „Dem Kunden soll vermittelt werden, welchen Anteil er durch die Zahlung der EEG-Umlage am Ausbau der Erneuerbaren hat“, sagt Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft bei Lichtblick: „Die jetzige Regelung suggeriert aber, dass der Versorger einen hohen Anteil an Ökostrom einkauft und liefert.“

Strommix der Energieversorger
Strommix der deutschen Energieversorger.

Quelle: Lichtblick

Um den tatsächlichen Strommix transparent zu machen, hat Lichtblick Lücking zufolge den jeweiligen Strommix aller deutschen Stromversorger ohne den virtuellen und rein finanziellen EEG-Anteil ausgerechnet. Ergebnis: Die meisten Energieanbieter beschaffen deutlich mehr Kohlestrom, als in der gesetzlichen Stromkennzeichnung angegeben wird, teilt Lichtblick mit. Das habe bereits 2018 eine Recherche unter den 50 größten Anbietern gezeigt. Insgesamt haben laut Lichtblick 30 Prozent der gelisteten Versorger in ihrem Strommix weniger als fünf Prozent erneuerbare Energien. Innogy beispielsweise weise in der Unternehmens-Stromkennzeichnung einen Ökostromanteil von insgesamt 46,6 Prozent aus, habe aber tatsächlich nur 2,91 Prozent Ökostrom für die Kunden beschafft. Gleichzeitig liege bei Innogy der Anteil an fossiler und Atom-Energie offiziell bei nur 53 Prozent, betrage aber faktisch 97 Prozent.

Wie Lichtblick weiter mitteilt, ist die Situation bei weiteren großen Anbietern ähnlich: EnBW hat demnach einen Ökostromanteil von nur 7,01 Prozent statt der angegebenen 56,2 Prozent, bei Eon seien es 8,45 statt 55,6 Prozent, bei E wie einfach 17,6 statt 61,2 Prozent. Und knapp 40 Anbieter in Deutschland würden den EEG-Anteil in ihrem Strommix ausweisen, hätten aber gar keinen eigenen Ökostrom in ihrem Portfolio, sondern ausschließlich fossile oder Atom-Energie. Etwas Positives hat Lichtblick bei der Analyse allerdings auch gefunden: Rund 19 Prozent der gecheckten Unternehmen seien inzwischen reine Ökostromanbieter.

Lichtblick appelliert an die Bundesregierung, sich für eine transparente und ehrliche Stromkennzeichnung einzusetzen. Ziel sei, dass Versorger künftig nur die Energiemengen ausweisen dürfen, die sie auch tatsächlich für ihre Kunden beschaffen. „Es muss auch drin sein, was draufsteht“, so Lücking.

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